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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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provozierend an:
    »Was machen die Heiden? Sind sie bekehrt?«
    »Ja!« sagte Mooslachner dumpf.
    »Gratuliere!« Emil Luther sprang auf. »Das hätte ich nicht gedacht!«
    »Wie haben Sie denn das geschafft?« rief Prusius.
    »Mit dem Arsch!«
    Mooslachner verschwand im Haus. Luther lachte schallend, auch Luba und Luise lachten, nur Prusius wandte sich resignierend ab.
    »Ist jetzt klar, warum er nie Bischof geworden ist?« fragte er. »Er würde es fertigbringen, mit dem Bischofsstab in die Menge zu dreschen …«
    Zwei Stunden später kam Luba in das Schlafzimmer, in das sich Mooslachner verkrochen hatte. Der Pater lag auf dem Bauch, las in einem Taschenbuch, das ihm Luther gegeben hatte, und hob nur ein wenig den Kopf. Das ganze Zimmer roch penetrant nach Essigsaurer Tonerde. Mooslachner war unten nackt bis zur Taille und in nasse Tücher eingewickelt. Eine Gummiunterlage verhinderte, daß die Matratze naß wurde.
    Luba ignorierte die Aufmachung des Ehrwürdigen Vaters, setzte sich neben das Bett auf einen Hocker und schlug ein Notizbuch auf.
    »Ich komme von den Buschmännern«, sagte sie in einem fast amtlichen Ton. »Sie sind alle gesund, bis auf das Familienoberhaupt. Es kämpft mit dem Erstickungstod. Fast drei Fünftel seiner Haut sind zerstört. Und ich habe nichts hier, um ihn zu behandeln. Dr. Oppermann muß sofort kommen!«
    »Und für mich hast du kein Mitleid?« Mooslachner hob den Kopf.
    »Nein!«
    »Mein Hintern ist wie der eines Pavians.«
    »Damit muß man rechnen, wenn man solche Dummheiten macht!«
    »Ich habe zweiunddreißig Seelen gewonnen!« Mooslachner seufzte tief, rührte sich etwas in seinen nassen Tüchern und zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. »Das Schmierfett ist hervorragend. Aber das Insektenpulver! Es warf nicht nur die Termiten um, es zerfraß auch meine Haut. Das stand nicht auf der Packung!«
    »Sie sind ja auch kein Insekt!«
    »Wie witzig!« Mooslachner ließ den Kopf wieder in das Kissen sinken. »Wie komme ich wieder nach Hause? Ich kann doch nicht sitzen!«
    »So wie jetzt. Auf dem Bauch!«
    »Ich kann doch nicht, auf dem Bauch liegend, in Outjo einziehen!«
    »Warum nicht? Jesus zog in Jerusalem auf einem Esel ein …«
    »Raus, du Schlange!« sagte Mooslachner dumpf. Er stöhnte wieder und drehte den Kopf zu Luba. »Hast du gar nichts bei dir?«
    »Zwei Tuben mit Antiallergika.«
    »Das ist gut! Her damit! Nimm die Tücher weg und reib mich ein! Ein Priesterhintern sieht nicht anders aus als jeder andere!«
    »Nein!« sagte Luba. Mooslachner hob mühsam den Kopf.
    »Was heißt nein?«
    »Die beiden Tuben sind für den Buschmann! Sie sind das einzige, was ich für ihn habe. Vielleicht retten sie ihn. Ich habe ihn in die Scheune bringen lassen und gebe ihm gleich eine Infusion. Er hat einen Schock bekommen! Haben Sie einen Schock, Pater?«
    »Meine liebe Tochter …«, sagte Mooslachner trübe.
    »Sie sind der Sieger! Sieger jammern nicht!«
    »Du hast statt des Herzens einen Felsstein!«
    Luba erhob sich. »Wir versuchen jetzt, mit Dr. Oppermann in Funkkontakt zu kommen und fragen ihn um Rat.«
    Durch das Duell war der Zeitplan im Hause Luther durcheinander geraten. Das Abendessen wurde verschoben, bis Luba den Buschmann behandelt hatte und seinen Schock mit einer Infusion unter Kontrolle bekam. Die Großfamilie hatte sich in der Scheune wieder um das Oberhaupt geschart und begleitete sein Leiden mit einem leisen, monotonen Singsang. Immer wieder maß Luba den Blutdruck und hörte das Herz ab, injizierte Kreislaufstützen und Antihistamine. Sie hatte den gequälten und zerbissenen Körper mit der Salbe eingerieben; beide Tuben waren verbraucht.
    Der Buschmann lag stumm auf einer Decke, ließ alles mit sich geschehen und starrte Luba aus hohlen Augen an. »Du wirst weiterleben«, sagte sie in einem Bantu-Dialekt, aber sie wußte nicht, ob er sie verstand. Doch der Ton ihrer Stimme mußte auf ihn beruhigend wirken. Seine Augen bewegten sich etwas, als sei dies eine Antwort. »Du bist ein starker, guter Mann …«
    Um elf Uhr abends kam man endlich zum Essen. Auch Pater Mooslachner erschien, angetan mit seiner langen Soutane, unter der man die nassen Tonerde-Wickel nicht sah. Er hatte es abgelehnt, im Bett zu essen. Langsam kam er ins Zimmer und lehnte sich gegen die Wand.
    »Laßt ihn in Ruhe«, hatte Emil Luther vorher zu den anderen gesagt. »Er kommt sich schon selber mies genug vor! Bitte, haltet den Mund.«
    So schwiegen alle, sogar der spöttische Prusius,

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