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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ihr rettet nicht nur einen armen Pater, ihr führt Gott neue Seelen zu!
    Nach dieser beruhigenden Erkenntnis blickte Mooslachner mit freudigem Grinsen in die Runde, nickte den Buschmännern zu, holte aus der Soutanentasche sein Feuerzeug und eine Zigarette und ließ sie sich schmecken.
    Da mochte auch der Gegner nicht zurückstehen. Der Buschmann grunzte, seine Hauptfrau erhob sich, kroch auf den Knien zu ihm, fütterte ihn mit einem halben Maisfladen und goß ihm gesäuertes Wasser über den Körper.
    Es nützte wenig. Ein paar Termiten wurden weggeschwemmt, aber gleich ergoß sich wieder der wimmelnde Strom über ihn und kroch höher und höher. Während die Ameisen bei Mooslachner nur bis zu den Schenkeln gelangten und gleich darauf zugrunde gingen, wurde der Buschmann am ganzen Leibe von Tausenden überflutet; sie krochen auch über den Kopf, drangen in die Ohren, die Nasenlöcher, die Augenwinkel ein, und endlich erkannte man seine Umrisse nur noch an dem bewegten Gebilde, mit dem die Termitenheere ihn überzogen.
    Die Großfamilie saß schweigend im Kreis herum und beobachtete stumm das Geschehen. Das unübersehbare Wunder, daß die Termiten den weißen Körper nicht überströmten, sondern tot umfielen, wenn sie die weiße Haut berührten, war für sie unerklärlich. Dafür gab es nur eine Deutung: Der weiße große Mann hatte einen stärkeren Gott als sie. Er beschützte den weißen Mann, genau so, wie er es angekündigt hatte. Gott hält seine Hand über jeden, der an ihn glaubt. Das sah man nun, überzeugender konnte es nicht bewiesen werden. Mooslachner sah hinüber zu seinem Gegner. Der Anblick war grauenhaft: Eine kleine Säule aus Termiten, unter denen man den Menschen nur noch ahnte. Doch der Alte saß starr, regungslos.
    Jetzt ist es Zeit, abzubrechen, dachte Mooslachner. Man kann ihn doch nicht von den Termiten auffressen lassen. Gut, ich habe gesiegt, aber nur mit einem Beschiß! Um so größer ist jetzt meine Pflicht, den tapferen Gegner zu retten.
    Er faltete die Zeitung zusammen, legte sie sorgsam auf die Soutane, fegte mit der Hand die toten Ameisen von seinen Oberschenkeln, alles ganz langsam, um Zeit zu gewinnen, und blickte dann auf seine Armbanduhr.
    Vier Uhr und neunundvierzig Minuten.
    Warten wir noch bis fünf, dachte Mooslachner. Diese elf Minuten bringen ihn auch nicht mehr um. Wie aber bricht man das Duell ab, ohne daß der Gegner glaubt, man kapituliere? Man sollte mit ihm sprechen, sollte ihm erklären, daß es keinen Zweck mehr hat, sich zu quälen, sollte auf ihn einreden wie auf einen Selbstmörder, der auf der Brücke steht und springen will. Man muß ihn überzeugen, daß er verloren hat.
    Mooslachner blickte in die Runde. Ausdruckslose Augen starrten ihn an, ihn, den Wundermann, bei dessen Berührung die Termiten starben.
    Fünf Uhr.
    Mooslachner wandte sich zur Seite und sprach die wimmelnde Säule an. »Gott ist stärker als alles«, sagte er im Buschmanndialekt. »Du siehst es jetzt. Vertraue auf ihn und verlaß deine schwachen Götter!«
    Der alte Buschmann antwortete nicht. Doch plötzlich, ohne Anzeichen, kippte er nach vorne um und fiel in das harte Gras. Es war, als habe man ihn abgehackt. Seine Frauen sprangen auf, gossen Krüge voll Wasser über ihn aus, schleiften ihn von dem Termitenhügel weg, schlugen mit Zweigen die festgebissenen Ameisen von der Haut und wuschen den Körper ab.
    Der Alte sah furchtbar aus. Seine Haut war rot und aufgetrieben, von tausend Knötchen übersät, von tausend Bissen durchlöchert. Er lag auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt, und ließ sich von den Frauen mit einem grünen Brei einreiben, den sie in einem Lederbeutel bereit gehalten hatten.
    Pater Mooslachner blieb noch genau eine Minute nach dem Buschmann in den Termiten sitzen, um seinen Sieg sichtbar zu dokumentieren, dann sprang er auf, schabte die toten Insekten von seinem Unterkörper, warf seine Soutane über, ging zu seinem bewegungslosen Gegner, beugte sich über ihn, segnete ihn und wandte sich dann mit staksigen Schritten dem Farmhaus zu.
    Prusius, Luba und die Luthers saßen wieder auf der Veranda und tranken Kaffee. Sie hatten die Farm besichtigt und erholten sich jetzt.
    »Da kommt er!« schrie Prusius und trat an das Geländer. »Was macht er bloß? Jetzt geht er noch breitbeiniger!«
    Würdevoll, aufrecht und mit zusammengebissenen Zähnen, kam Mooslachner die Treppe herauf, nickte den anderen zu und wollte im Haus verschwinden. Aber Prusius trompetete ihn

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