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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß er diese Möglichkeit vergeben hatte. Er knirschte mit den Zähnen und betrachtete seinen Arm. Er war rot überflutet; aus einer großen Wunde unterhalb der Armbeuge quoll immer neues Blut.
    Wie hat sie das nur angestellt, dachte er. Mein Gott, ich verblute! Er riß sein Hemd herunter, drückte es auf die Wunde, rannte zu seinem Geschäft und warf sich dort in seinen Wagen. Panik überfiel ihn. Wohin? Dr. Ambrös war in Otjivarongo und besuchte seinen Bruder, Dr. Mitterle gab eine kleine Gesellschaft; sein Erscheinen hätte einen Skandal entfesselt. Dr. Verhijnen war Zahnarzt – wohl kaum der richtige, um diesen Arm zu versorgen.
    O Gott, wohin? Ich verblute …
    Prusius startete und raste hinaus aus Outjo. Er atmete erst auf und zitterte gleichzeitig vor Angst, als er die lange weiße Baracke mit der Rote-Kreuz-Fahne aus der Dunkelheit auftauchen sah.
    Dr. Oppermann warf einen kurzen Blick auf das blutdurchtränkte Hemd, das um den Arm gewickelt war, und schob Prusius in den Flur. »Das sieht ja schön aus!« sagte er.
    Prusius starrte ihn mit flimmernden Augen an. »Machen Sie schnell«, stöhnte er. »Mir wird ganz übel. Der Blutverlust …«
    »Sie bekommen gleich einen dreifachen Whisky.« Dr. Oppermann knipste das Licht im Behandlungsraum an, zeigte auf die Liege und ging zu seinem Instrumentenschrank. »Strecken Sie sich aus. Wie ist das denn passiert?«
    »Ein Unfall.«
    »Auto?«
    »Nein. Ein Maulesel …«
    »Ein – was?« Oppermann rollte den Verbandswagen heran und rollte das Hemd vom Arm. »Das ist doch wohl ein Witz.«
    »Das wird jeder sagen.« Prusius hob den Kopf. »Sie haben als Arzt doch Schweigepflicht, nicht wahr?«
    »Absolute.«
    »Ich möchte mich in Outjo nicht lächerlich machen. Bitte sagen Sie keinem, daß ich von einem dämlichen Maulesel gebissen worden bin.«
    »Natürlich nicht. Obwohl Sie zuweilen den Eindruck machen, als seien Sie von einem wilden Affen gebissen worden.«
    »Ihre hämischen Bemerkungen sind jetzt nicht angebracht.« Prusius seufzte tief. Oppermann reinigte den Arm mit Alkohol. Es brannte höllisch. »Können Sie nicht betäuben?« stammelte er.
    »Bei so einem Wehwehchen? Sie sind doch ein Mann wie ein Baum? Oh, je …«
    Prusius fuhr zusammen. »Was ist? Die Schlagader?«
    »Dann wären Sie nicht mehr bis zu mir gekommen, ohne fremde Hilfe und ohne Abbinden. Nein, da fehlt ein ganzes Stück Fleisch im Unterarm.«
    Prusius' Kopf fiel auf die Liege zurück. »Ich sage es ja … ein bissiger Maulesel. Die Viecher können zubeißen!«
    »Das sind bestimmt fünfzig Gramm ohne Knochen, die da fehlen …«
    »Ihr Humor ist grauenhaft! – Was soll nun werden?«
    »Ich nähe die Wunde und ziehe den Muskel zusammen. Sie werden eine attraktive Narbe mit einer kleinen Versenkung behalten.« Oppermann öffnete einen Chromkasten und machte eine Spritze zurecht. »Sie haben Glück: Nun bekommen Sie doch eine örtliche Betäubung. Und während ich nähe, erzählen Sie mir mal, wie es möglich ist, daß ein harmloser Maulesel plötzlich so pervers wird, Sie anzuknabbern.«
    »In diesem Stil rede ich nicht!« sagte Prusius und schloß die Augen, als die Injektionsnadel in seinen Arm stach. »Sie haben Schweigepflicht. Ist das so wichtig, wie mich das Vieh gebissen hat? Sie wissen doch, daß im Hof meines Geschäftes oft die Tiere von Händlern aus den umliegenden Dörfern übernachten. – Noch eine Spritze?!«
    »Tetanus.«
    »Die ist wirklich nötig«, sagte Prusius voller Harm. »Der Speichel dieses Biestes kann giftig sein …«
    Am Morgen erschien Luba wie immer pünktlich zum Dienst. Mooslachner brachte sie mit seinem Autoungeheuer, wedelte mit beiden Händen, zerrte die vor Schreck gelähmte Nkulele aus dem Zimmer und verriegelte die Tür.
    »So eine Sauerei!« schrie er dann.
    »Da stimme ich Ihnen grundsätzlich zu«, sagte Dr. Oppermann. »Aber um was handelt es sich diesmal?« Er blickte zu Luba hinüber. Sie sah herrlich wie immer aus, aber etwas an ihrer Haltung irritierte ihn. Und dann merkte er, woran es lag: sie knickte etwas in der Hüfte ein.
    »Man hat versucht, Luba zu vergewaltigen!« schrie Mooslachner.
    Nichts hätte Oppermann mehr erschüttern können, als diese Mitteilung. Er sah, wie Luba sich zum Fenster wandte – und schon war er mit einem gewaltigen Satz bei ihr, riß sie herum und drückte sie an sich. Sie fiel mit hängenden Armen gegen ihn, lehnte den Kopf an seine Schulter und rührte sich nicht.
    »Das ist doch unmöglich, Luba …«

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