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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie mir nicht einen Hinweis geben. Doktor, auch ich mache keine leeren Sprüche! Wem fehlt dieses Stückchen Fleisch?!«
    »Wir waren immer Freunde, Pater«, sagte Oppermann langsam. »Bitte, lassen Sie uns das bleiben! Folgen Sie mir nicht.«
    Er schloß die Tür auf, schlug sie hinter sich zu und ging mit gesenktem Kopf an Urulele und Nkulele vorbei, die im Flur warteten. Entsetzt sahen sie ihm nach. Der da an ihnen wortlos vorbeiging, war ein anderer Mensch als der, den sie seit einem Jahr kannten.
    Oppermann stieg in seinen Wagen, legte die Hand auf seine Hosentasche, fühlte den kleinen glatten Kasten und startete dann. Es war, als habe er sich mit diesem Tasten erneut aufgeladen.
    Prusius war erstaunt, als der Hausboy Dr. Oppermann meldete. Er war heute nicht in sein Geschäft gefahren, sondern saß im großen Wohnsalon auf einer Ledercouch und las. Der Arm brannte. Prusius hatte am Morgen Fieber gemessen und vom Thermometer 38,1 abgelesen. Leichtes Fieber. Vielleicht doch eine Infektion? Oder kam es von der Tetanusspritze? Er hatte den verbundenen Arm auf ein Kissen gelegt und sich Whisky mit Eiswasser kommen lassen.
    »Sie kommen zu mir, Doktor?« rief Prusius überrascht, als Oppermann in den großen klimatisierten Salon trat. »Das nenne ich Service! Ihr ärztliches Gewissen rührt sich auch bei mir?«
    »Gerade bei Ihnen.« Oppermann kam näher. Er griff in die Tasche, holte die verbeulte Tabakdose hervor, beließ dann aber die Hand auf seinem Rücken. »Ihnen geht es gut?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe 38,1.«
    »Daran werden Sie nicht sterben.« Oppermann trat noch näher und stand jetzt groß und drohend vor Prusius. Der blickte erstaunt an ihm hinauf. »Ich habe eine gute Nachricht für Sie.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Ich habe das Maultier untersucht, das Sie gebissen hat …«
    In Prusius' Augen verriet sich Angst. »Wieso?« fragte er.
    »Es ließ mir keine Ruhe. Schon wegen der Infektionsgefahr. Ein Tierbiß ist immer kritisch. Vor allem, wenn ein Stückchen Fleisch fehlt. Ich habe ungeheures Glück gehabt: Das bissige Tier hatte das Stück noch im Maul!« Seine Hand zuckte herum, der Deckel der Dose schnappte hoch. Gleichzeitig griff Oppermann in Prusius' Haar und riß seinen Kopf dicht an die Dose heran. »Ist es das?!«
    Prusius sprang auf. Er schlug mit der gesunden Hand um sich, trat gegen Oppermanns Schienbein und befreite mit einem Ruck den Kopf aus seinem Griff. Aber weiter kam er nicht. Ein Faustschlag warf ihn auf die Couch zurück. Er ächzte, blieb sitzen und tastete nach seinem Kinn. Seine Augen waren starr und kalt wie die einer Viper.
    »Sie haben absolute Schweigepflicht!« sagte er mit zitterndem Mund. »Wenn ich draußen auch nur eine Andeutung höre, sind Sie Ihren Beruf los!« Er schnellte plötzlich vor, schlug unter Oppermanns Hand, und die Dose flog weit in den Raum. »Machen Sie, daß Sie hinauskommen!«
    »Sie sind das größte, mieseste, dreckigste Schwein, das ich kenne!« sagte Oppermann völlig ruhig.
    »Sie blöder Hund!« Prusius grinste breit. Aber er spürte seinen Herzschlag bis ins Gehirn. »Was wollen Sie gegen mich ausrichten? Sie müssen schweigen, und wenn Sie ein halbes Pfund von meinem Fleisch herumschleppten. Sie müssen die Schnauze halten, auch wenn Sie daran ersticken! Wozu überhaupt dieses ganze Geschrei? Wegen einer geilen schwarzen Hure?«
    »So ist es!« sagte Dr. Oppermann gepreßt. »Ich nehme an, daß Sie nicht schreien werden.«
    Fast fünfzehn Minuten schlug Oppermann pausenlos auf Prusius ein. All seine Kraft, sein aufgewühltes Gefühl, seine brennende Liebe zu Luba legte er in jeden Schlag. Prusius schrie wirklich nicht, er konnte sich auch nach den ersten beiden Schlägen kaum wehren; er lag auf der Couch, fiel dann herunter, kroch über den Teppich, wurde zurückgeschleudert an die Wand, rollte sich wie ein Wurm zusammen, Arme und Beine angezogen, den Kopf zwischen den Oberarmen, aber er verlor nicht die Besinnung, er steckte mit vollem Bewußtsein diese Schläge ein. Ein harter Bursche, der ungeheuer viel vertragen konnte.
    Plötzlich hörten die Schläge auf. Prusius lag zusammengekrümmt an der Wand und stöhnte heiser.
    »Jetzt können Sie erzählen, ein Kaffernbüffel habe Sie umgerannt«, hörte er Oppermanns Stimme wie hinter einer dünnen Tür. Die Welt um ihn herum bestand nur noch aus Rauschen und lodernden Schmerzen am ganzen Körper. »Wenn Sie ärztliche Hilfe brauchen: Meine Ambulanz ist ab 14 Uhr wieder

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