Wie ein Hauch von Zauberblüten
geöffnet!«
»Das vergesse ich Ihnen nie!« röchelte Prusius, mit dem Gesicht auf dem Teppich. »Daran gehen Sie zugrunde.«
»Ich weiß. Südwest ist ein rauhes, hartes Land!«
Prusius streckte sich aus und blieb liegen. Er war unfähig, sich aufzurichten. Er hörte, wie Dr. Oppermann die Halle verließ, und als die Tür zufiel, begann er zu weinen.
Für Pater Mooslachner war es selbstverständlich, daß er die Station noch nicht verlassen hatte. Er saß in Oppermanns Privatzimmer, trank Dosenbier, bewachte Luba, die in einem Sessel mit angezogenen Beinen hockte, und wartete.
Dr. Oppermann bemerkte, als er zurückkam, daß Urulele mit Nkulele und den beiden von der Mumie geerbten jungen Ovambo-Zauberlehrlingen den Ambulanzbetrieb notdürftig weiterführte. Es gab bei den Kranken kein Murren, keine langen Fragen, keine Beschwerden; man sah, daß man behandelt und daß geholfen wurde. Überdies bewirkte Urulele in seinem weißen Kittel und mit seiner leuchtenden Glatze ehrfürchtige Gefühle, vor allem bei den neuen Patienten. Wenn Nkulele mit ihrer Riesenbrille neben ihm stand, war persönliche Entfaltung ohnehin nicht mehr möglich.
Nkulele rief scharf: »Name? Wohnort? Alter? Beschwerden?« – und wer nicht sofort antwortete, bekam zu hören: »Aha! Du willst dich für nächstes Jahr anmelden?!« Vertrauter und heimatlicher wurde es, wenn die beiden Lehrlinge, die Tradition der geliebten alten Mumie fortführend, jedem Kranken mit einem gegerbten Löwenschwanz über Kopf, Rücken und Brust fuhren und verkündeten, daß die Krankheit nunmehr aufgescheucht sei, so daß man daran gehen könne, sie zu vernichten.
So etwas beruhigt ungemein – nicht anders als die schönen rosa Pillen in den europäischen Krankenhäusern, nach denen man so gut schlafen kann, und die doch nichts anderes enthalten als in Zuckerguß eingewickelte Psychologie.
Dr. Oppermann kam in sein Zimmer, warf die Jeansjacke über eine Stuhllehne, ging zum im Bücherschrank eingebauten kleinen Kühlschrank und holte sich eine Rumflasche heraus. Er trank ein kleines Glas pur; den nächsten Drink mischte er aus Rum und Cola.
Luba starrte ihn mit unruhigen Augen an. Mooslachner klapperte mit der Bierdose.
»Was haben Sie angestellt?« fragte er, weil Oppermann keine Anstalten machte, den Mund für etwas anderes als zum Trinken zu öffnen. »Rum pur? Wo haben Sie Amok gelaufen?«
»Luba, warum arbeiten Sie nicht in der Ambulanz?« fragte Oppermann steif.
Sie zuckte zusammen, sprang auf und rannte zur Tür. Mooslachner hob die Hand.
»Hiergeblieben!« rief er. »Das habe ich gern! Wir müssen unsere Nerven festhalten vor Sorge um Sie, und Sie furzen uns zum Dank an! Luba, setz dich! Sie macht keinen Dienst, Sie Rohling, weil sie nicht mehr klar denken kann. Seit einer Stunde hocken wir herum und warten darauf, daß in Outjo irgendwo etwas explodiert. Und da kommt er nach Hause und rotzt herum! Sie haben als Herz wohl einen Perkussionshammer, was?!« Mooslachner schleuderte die leergetrunkene Bierdose nach ihm, sie fuhr haarscharf neben Oppermann an die Wand. »Wo waren Sie?«
»Luba«, sagte Oppermann ruhig, »Sie sehen, ich furze und rotze noch fröhlich herum – um in der Kirchensprache zu reden! –, ich bin heil von Kopf bis Fuß, mein Blutdruck ist normal, Blut tropft weder aus meinen Stiefeln noch von den Händen, und meine Hose hat kein Loch, denn ich habe nicht aus der Tasche geschossen. Das sollte Sie alle beruhigen. – Können wir weiterarbeiten?«
»Ja …« hauchte sie und blickte auf Mooslachner. Der Pater trommelte mit den Fingern auf der Sessellehne einen Marsch und machte den Eindruck, als werde er sich sogleich wie ein japanischer Ringer auf den Gegner stürzen.
»Ich will meine Tabakdose wiederhaben!« sagte er gefährlich sanft.
»Ich stifte der Kirche eine neue.«
»Ich will diese Dose haben!«
»Wegen des Inhaltes? Mein lieber Pater, ich lade Sie zum Gulasch ein, Sie brauchen nicht erst zu sammeln.«
»Wissen Sie, daß ich Ihr Vater sein könnte?«
»Als geweihter Mann mit Zölibatsverpflichtung kämen Sie da in größte Schwierigkeiten.«
»Ich möchte Ihnen eine 'runterhauen!«
»Autoritäre Brachialgewalt zeugt von echter Vaterliebe.«
»Wo haben Sie den Inhalt meiner Tabaksdose gelassen? Da Sie mir die Dose geklaut haben, steht mir das Recht zu, nach dem Verbleib zu fahnden!«
»Es hat sich herausgestellt, daß Luba einen Maulesel gebissen hat. Ich habe dem Tier sein fehlendes Stückchen Fleisch
Weitere Kostenlose Bücher