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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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demütig.
    »Lebt mein Vater noch?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Ich habe ihn getroffen!«
    Der Einbeinige wartete ab. Er sah Luba mit dem Mißtrauen eines Tieres an, das nicht weiß, ob man es streicheln oder töten will. Durch bloße Worte ließ er sich nicht überrumpeln oder bluffen; er wartete auf andere Zeichen.
    »Er hat mir gesagt, wer du bist. Du bist sein Auge und sein Ohr bei mir. Alles, was hier geschieht, meldest du weiter an ihn.«
    »Ich bin ein armer kranker Mann, sonst nichts!« sagte der Ovambo, krümmte sich und hustete gottserbärmlich. »Ich brauche eine Spritze!«
    »Ich habe meinen Vater in Karakuwisa getroffen. Du hast ihm gemeldet, daß ich dorthin fliege, du hast es von Urulele erfahren. Mein Vater war als Händler verkleidet und kam mit einem VW-Bus, der als fahrender Shop umgebaut war.«
    Der Einbeinige nickte. Das genügte. Er richtete sich auf und sah Luba mit einem offenen Blick an. »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte er.
    »Lebt mein Vater noch?« wiederholte sie.
    Der Ovambo starrte sie ratlos an. »Ich habe nichts anderes gehört.«
    »Es hat auf Luthers Farm eine Schießerei gegeben.«
    »Davon weiß ich noch nichts.«
    »Man hat einen Mann erschossen. Einen Ovambo!«
    Das Gesicht des Einbeinigen erstarrte zu einer Maske. »Ich werde anfragen.«
    »Wann kannst du die Antwort bekommen?«
    »Morgen früh. Aber morgen wird mich der Doktor selbst untersuchen, wie immer.«
    »Du kannst mit den Augen sprechen. Wenn der Tote mein Vater war – dann schließ die Augen für einen Moment, während ich dich ansehe.«
    »Und was hätte zu geschehen, wenn er es wirklich war?«
    »Dann wirst du einen Mann töten müssen.« Ihre Stimme war klar und hell, als sage sie etwas sehr Erfreuliches. »Oder ich muß es tun.«
    »Es wird alles geschehen, wie du es willst.« Der Ovambo nahm ihre Hand, küßte sie demütig und humpelte mit lautem Klack-klack-klack hinaus. Sobald er die Tür aufgestoßen hatte, hustete er wieder zum Erbarmen und ging mit rollenden Augen an Urulele und Nkulele vorbei. Sie beachteten ihn gar nicht; er gehörte zur Ambulanz wie ein Einrichtungsgegenstand. Man hätte sich nur gewundert, wenn er einmal nicht gekommen wäre.
    Wie zu erwarten war: Aus Windhoek hörte man gar nichts auf die Anzeige Emil Luthers, auf seinem Besitztum sei ein fremder Ovambo erschossen worden.
    Nicht einmal ein Polizeibeamter wurde aus Grootfontein zu ihm in Bewegung gesetzt, um ein Protokoll aufzunehmen und den Tatort zu besichtigen. Luther fuhr mit seinem Landrover noch einmal zu der Stelle. Er fand lediglich ein paar abgenagte Oberschenkelknochen, ein Stück der Beckenschaufel und den halben, skelettierten Kopf. Die Müllabfuhr der Steppe, Hyänen und Geier, hatte ganze Arbeit geleistet. Sogar Hose, Hemd und Schuhe des Toten hatten sie verschleppt – aber vielleicht waren es auch Buschmänner gewesen, die oft meilenweit zu Fuß jagen und alles auflesen, was ihnen nützlich sein kann.
    Prusius hatte vorgesorgt. Bei seinem Anruf in Windhoek hatte er sogleich Meldung erstattet über auffällige Guerillatätigkeiten im Kavangoland. Daraufhin waren die südafrikanischen Truppen im Caprivizipfel alarmiert worden; sie fuhren nun verstärkt Streife an der angolanischen Grenze. Man gab Prusius Recht: Niemand flüchtet mit zwei Lastwagen, wenn er ein reines Gewissen hat. Natürlich konnten es auch Wilderer gewesen sein – aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie hatten Ungesetzliches getan, das stand fest. Ob Guerilla oder Wilderer, das Veld hatte seine eigene harte Sprache. Es konnte niemand von Prusius verlangen, daß er sich zuerst erschießen ließ.
    Der Fall ›Luther-Farm‹ wurde zu den Akten genommen, wie Pater Mooslachner es vorausgesagt hatte. Man entsandte von Grootfontein keine Soldaten zum Schutz der Farm, auch das hatte Mooslachner erwartet; die Truppenstärke war gering, man brauchte jeden Mann an der Grenze. Nach drei Seiten mußte man sich absichern: nach Angola, Sambia und Botswana. Auf dem großen Militärflugplatz von Katima Mulilo am Sambesi trafen seit vierzehn Tagen schwere Transportmaschinen mit Verpflegung, Munition, Werkzeugen, Zelten, zerlegten Baracken, gepanzerten und mit schweren MGs bestückten Geländewagen, leichten Panzern, Geschützen, Raketengewehren und Lastwagen ein. Drei Hubschrauber wurden von Walfischbai in den Caprivizipfel verlegt; zwei bombentragende Mehrzweckjäger kamen von Kapstadt herauf.
    Das alles vollzog sich in aller Stille, wie hinter

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