Wie ein Hauch von Zauberblüten
zurückgebracht. Es hatte ein Anrecht darauf, weil es ja ein Stück aus seinem Körper ist.«
»Zwei Rum machen ihn besoffen!« sagte Mooslachner böse. »Was soll das Theater? Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?«
»Wir wollen doch Freunde bleiben«, bat Oppermann sanft. »Deshalb verlangen Sie bitte keine Antwort auf Ihre Frage. Luba, können wir gehen?«
»Ihr bleibt hier!« donnerte Mooslachner. Er stand auf, ging zur Tür und stellte sich breitbeinig davor.
»Petrus, der Fels!« sagte Oppermann.
»Wenn ich jetzt gleich nach Outjo hineinfahre, – auf was muß ich mich gefaßt machen?«
»Auf das übliche. Man wird Alarm geben: Der Pater kommt! – und wird Ihnen ausweichen, wo man kann. Und vorsorglich müssen Autoersatzteile bestellt werden.«
»Ist er nicht ein wahrer Rotzjunge?« Mooslachner suchte bei Luba Hilfe. »Doktor, sagen Sie mir jetzt, ob ich mich auf die Fortsetzung eines Dramas vorbereiten muß!«
»Durchaus nicht.«
»Nicht? Sie sind doch nicht weggerast, um Erdmännchen zu beobachten?!«
»Schon eher Termiten.«
»Doktor!« Pater Mooslachner faltete die Hände vor der Brust. »Sie wissen, wer Luba überfallen hat!«
»Ja.«
»Sie waren bei ihm?«
»Ja.«
»Er lebt noch?«
»Ja.«
»Wieso?«
»Das fragt ein Priester?«
»Es ist mir nur so herausgerutscht.« Mooslachner blickte an die Decke. »Sie haben es nicht gehört. – Es gibt also keine weiteren Komplikationen?«
»Kaum. Die Aussprache lief auf Diskretion hinaus. Der Vorfall wird sich auch nicht wiederholen.«
»Es ist zum Kotzen!« Mooslachner gab die Tür frei. »Ich will keinen Namen nennen, aber ich bin mir fast sicher, wer es war. Einen kleinen Hinweis, Doktor, nur ein Fünkchen, an dem ich mein Feuer entzünden kann! Ich möchte darauf meine ganz persönliche Suppe kochen, die wir dann auslöffeln – er und ich!«
»Kümmern Sie sich lieber um Ihre Schäfchen auf der Weide«, sagte Dr. Oppermann und faßte Luba unter. »Vielleicht lahmt eines; das können Sie dann umsorgen.« Er blickte Luba an. Ihre großen schwarzen Augen sahen aus, als seien sie von Tränen überflutet – aber sie weinte nicht. »Draußen warten unsere Kranken.«
»Ich fühle mich wieder stark genug, Doktor«, sagte sie.
Sie gingen hinaus. Sie hinkte etwas. Erst jetzt erinnerte sich Oppermann, daß ihm am Morgen etwas an ihrer Haltung aufgefallen war.
»Du – du bist doch verletzt?« fragte er.
»Er hat mich in die Hüfte getreten …«
»Ich sehe sofort nach.«
»Nicht nötig!« Sie schüttelte den Kopf. Wenn ich mich vor ihm ausziehe, soll er mich nicht ansehen und anfassen müssen wie eine Kranke. »Es ist nur ein Hämatom. Ich habe es schon versorgt.«
Er nickte und ging weiter zum Behandlungsraum.
Ich hätte Prusius doch den Schädel einschlagen sollen, dachte er. Wie gut, daß ich vorhin noch nicht gewußt habe, daß er sie getreten hat! Es gibt eine Grenze, hinter der Verzeihen unmoralisch wird.
Mooslachners private Jagd auf den unbekannten Täter blieb erfolglos.
Wo er auch hinkam – alle Männer waren gesund, normal, unbefangen, unverletzt und unangetastet. Keinem fehlte ein Stückchen Fleisch. Nur drei Männer trugen Verbände: einer um das Bein, da handelte es sich um ein Unterschenkelgeschwür, der andere hatte sich in den Daumen geschnitten, der dritte war mit dem Arm an einem Haken im Stall hängengeblieben. Zudem war er zweiundsiebzig Jahre alt und war wohl kaum verdächtig, Luba wie ein Stier angefallen zu haben.
Prusius konnte er nicht sprechen. Er war mit seinem Sohn Volker nach Windhoek geflogen, woraus sich schließen ließ, daß es ihm gut ging.
Volker Prusius zog im Dienste des Staates als Landvermesser durch Südwest; eine aufreibende Tätigkeit in einem Land, in dem die Natur nicht selten auf einen, der sie antastet, erbarmungslos zurückschlägt. Er wohnte in Otjivarongo in einer schmuddeligen Wohnung, kümmerte sich wenig um die Mädchen des Ortes, sondern fuhr zwecks hormoneller Spielereien nach Windhoek in die Bordelle, deren Existenz die ehrsamen Einwohner der Stadt gerne abstritten. Dort erwarb er sich den Ruf, ein großer Säufer und, in betrunkenem Zustand, auch ein großer Schläger zu sein.
Daß er ein eigenes kleines Flugzeug zu seiner Verfügung hatte, machte ihn jedoch begehrt bei allen, die mitgenommen werden wollten. Die Regierungsmaschine war weiß lackiert mit einem dicken roten Streifen an beiden Seiten; sie hatte ein starres Fahrwerk und konnte auf kleinstem Raum landen. Der
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