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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rumpfboden war mit Blech verstärkt; so machte es Volker Prusius nichts aus, auch einmal im Dornbusch niederzugehen, weil niedrige Hindernisse von ihr umgepflügt wurden. Das kam sogar öfters vor, wenn Volker betrunken aus dem Himmel schoß. Manchmal, wenn er mit glasigen Augen startete, fabrizierte er eine sogenannte Kerze, das heißt er stieg nahezu senkrecht auf. Sein fliegerisches Können stand außer Zweifel, er hatte noch nie einen Bruch gemacht. Außerdem hat man in Afrika Verständnis für einen Mann, der sich angesichts der Trostlosigkeit des weiten Landes, geplagt von Hitze und Insekten, mit der Flasche tröstet. Alkohol ist in Afrika so etwas wie des Mannes bester Freund. Er läßt einen nicht im Stich, ihm kann man alles anvertrauen, er verrät einen nie, ist ohne Hinterlist, ist nicht neidisch, ist kein Konkurrent, versteht jeden Seelenschmerz, widerspricht nie, bewirkt nur Zufriedenheit und verklärt das Weltbild. Wer hat mehr zu bieten? …
    Zuweilen besuchte Volker seinen Vater in Outjo, wobei er regelmäßig Geld kassierte, denn als einziges Kind findet man Vaters Taschen immer offen. Er blieb zwei Tage und flog dann wieder im grenzenlosen Land herum, um Vermesssungsvorarbeiten zu tätigen für projektierte Straßen, Brunnenbohrungen, Grundstücksgrenzen und Reservate. In den einsamen Dörfern war er sehr beliebt; man wußte, daß er immer genug Flaschen im Flugzeug hatte. Flog Volker Prusius dann nach einigen Tagen wieder weg, hinterließ er meistens eine betrunkene Dorfgemeinschaft, deren Moral total aus den Fugen geraten war.
    Prusius war also mit seinem Sohn nach Windhoek geflogen. Pater Mooslachner verfiel in tiefes Nachdenken. Wenn Prusius es nicht gewesen war, wo steckte dann der Unhold? Nein, Prusius konnte es wirklich nicht sein, denn nach menschlichem Ermessen wäre er nach einem Besuch des bis zur Weißglut gereizten Dr. Oppermann nicht mehr in der Lage gewesen, sich in ein Flugzeug zu setzen. Wenn es aber Prusius nicht war, wer dann? Wen hatte Dr. Oppermann an diesem Abend behandelt, wem hatte er das herausgerissene Stückchen Fleisch gebracht? Es war ein Weißer, das stand außer Zweifel.
    Drei Tage lang fragte Mooslachner Familien in Outjo aus, ließ sich mit Kaffee und Kuchen bewirten, auch wenn sie evangelisch waren, aß bald da, bald dort zu Mittag und zu Abend, erzählte heitere Erlebnisse aus seinen Missionstagen und fuhr ratlos weiter.
    Nirgendwo fehlte ein Stückchen Fleisch.
    Nach einer Woche stellte er seine kriminalistische Tätigkeit ein. Prusius war noch nicht zurückgekehrt. In seinem Geschäft hieß es, der Chef sei weitergeflogen nach Swakopmund und Walvis Bay, wo zwei Frachtschiffe aus Deutschland angekommen seien mit Waren aller Art. Vor allem Maschinen, Kühlschränke, Radios, Kochherde, Polstermöbel, Schränke und tausenderlei Kleinkram für den Haushalt. Selbst Plastik-Eierlöffel bezog Prusius aus Deutschland.
    Daraus ließ sich nur entnehmen, daß es Prusius gut ging und daß er nie und nimmer in Oppermanns Fäuste geraten sein konnte. Mit dieser Erkenntnis setzte er sich bei Dr. Oppermann in seinen Stammsessel neben dem Fenster und streckte die Beine weit von sich.
    »Ich nehme nicht an«, sagte er mit umwölkter Stirn, »daß Sie den Kerl gestreichelt haben!«
    »Welchen Kerl?« fragte Oppermann. Es war Abend, der Tisch war gedeckt für vier Personen. Dafür sorgte Luba stets; der Pater war zu jeder Zeit zu erwarten.
    »Stellen Sie sich nicht so dämlich, Doktor. Das regt mich auf!«
    »Also gut! Der Kerl wird unsere Aussprache nicht vergessen.«
    »Bravo! – Aber man sieht nichts.«
    »Was soll man sehen?«
    »Nirgendwo sieht man ein blaues Auge! Keine erfreuliche Beule! Wenigstens ein paar Hautabschürfungen. Nichts dergleichen. In Outjo läuft kein Weißer mit einem Veilchen herum.«
    »Er hat sich eben gut getarnt.«
    »Wenn Sie ihn richtig in die Mangel genommen haben, gibt es keine Tarnung mehr. Bei mir hätte er sich wie eine Mumie bandagieren müssen!«
    »Vielleicht hat er das?«
    »Nein! Nichts!«
    »Waren Sie überall?«
    Jetzt locke ich ihn heraus, dachte Mooslachner mit stillem Triumph. Jetzt wird er sich verraten.
    »Überall! Alles glatte Gesichter.«
    »Dann hat er ein vorzügliches Heilfleisch«, sagte Oppermann gleichgültig. »So etwas gibt es.«
    Mooslachner seufzte. Sein Köder war verschmäht worden. Oppermann biß nicht an.
    »Dann also nicht!« sagte Mooslachner grob. »Mir wird der Zufall helfen. – Was gibt es heute

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