Wie ein Hauch von Zauberblüten
abend?«
»Klopse.«
»Nein! Luba kann wirklich Klopse kochen?! Mit Kapernsoße?«
»Mal sehen, ob es ihr gelingt. Sie hat sich aus Windhoek von der deutschen Buchhandlung ein deutsches Kochbuch kommen lassen. Titel: ›So kochte Mutter.‹ Das probiert sie jetzt Seite um Seite aus.«
»Ist sie nicht ein Goldstück, Doktor?« sagte Mooslachner hinterhältig.
»Das ist sie wirklich.«
»Und so etwas will man vergewaltigen! Einer von uns …«
»Selbst, wenn Sie mit Eiern jonglieren, Pater, Sie bekommen den Namen von mir nicht! ich weiß, wer es war, ich kann mich darauf einrichten. Alles andere muß ich als Arzt verschweigen. Wäre er nicht als Patient zu mir gekommen, ja, dann … Aber er war so raffiniert, sich in meine Hände zu geben.«
»Soviel ärztliches Ethos hätte ich Ihnen allerdings nicht zugetraut«, sagte Mooslachner mit widerwilliger Anerkennung. »Sie beschämen einen Priester! Ich habe geglaubt, Ihre Generation kümmere sich einen Scheißdreck um Moral und Gewissen. Oder sind Sie ein Außenseiter?«
»Vielleicht. Aber ich fühle mich wohl dabei.« Luba brachte eine große Schüssel mit Klopsen aus der Küche. Es duftete köstlich nach Kapernsoße. »Ein kühles Bierchen, Pater?«
»Sie haben etwas Satanisches an sich, Doktor!« seufzte Mooslachner. »Einer solchen Versuchung kann ich nicht widerstehen.«
Nach zehn Tagen kam Prusius zurück aus Walvis Bay – so hieß es. Tatsächlich war er in Windhoek geblieben, hatte sich bei einem befreundeten Arzt einquartiert und seine Andenken an Dr. Oppermann ausgeheilt. Nichts mehr erinnerte an die eisenharte Prügelei. Sogar der Arm war so weit wiederhergestellt, daß Prusius nur ein Pflaster tragen mußte. Er hatte – wie Dr. Oppermann, ohne daß er es wissen konnte, gesagt hatte – wirklich ein gutes Heilfleisch.
Außer seinem Haß brachte Prusius noch etwas aus Windhoek mit: Ein Schreiben der Gesundheitsverwaltung. In ihm wurde Dr. Oppermann nahegelegt, sich bei seinen Ausflügen ins Hinterland dem Landvermesser Volker Prusius anzuschließen. Man könne ja, so schrieb man, die Routen gemeinsam festlegen und abstimmen. Oppermann sei dann unabhängiger, als wenn er immer mit Privatmaschinen fliegen müßte. Auch das beantragte Flugzeug wurde erwähnt. Man habe in Pretoria dem Antrag zugestimmt, jedoch sei noch nicht bekannt, wann eine Maschine geliefert werden könne. Die Cessna, die in Durban ausgeladen worden war, stand noch zur Fertigmontage bei der Service-Firma. Es könnte sein – so schrieb Windhoek vorsichtig –, daß ihm diese Maschine zugeteilt werden würde. Das letzte Wort habe natürlich Pretoria.
Ein Boy brachte Dr. Oppermann diesen Brief in die Station.
Es war, als habe Prusius eine Visitenkarte geschickt: Ich bin wieder da! Steigen wir ein in die nächste Runde. Ich bin wieder fit!
Dr. Oppermann las den Brief, gab ihn an Luba weiter und zerknüllte ihn dann.
»Ändert sich dadurch vieles?« fragte sie. »Kommen Sie jetzt nicht mehr in den Norden?«
Nach den Gefühlsausbrüchen von neulich waren sie wieder zum Sie zurückgekehrt, – der beste Schutzwall gegen ihre geheimen Wünsche.
»Es ändert sich gar nichts«, sagte Dr. Oppermann. »Nur Pilot und Flugzeug wechseln. Mir ist es auch lieber so.«
»Mir auch.«
Er blickte sie aus den Augenwinkeln an. Ahnte sie etwas? Wußte sie mehr, als sie sagte? Er erinnerte sich, daß man behauptete, die Schwarzen könnten auch mit verbundenen Augen sagen, wer ihnen gegenüberstehe. Sie röchen es. Ihre feinen Nasen könnten die Körpergerüche unterscheiden, und ein Weißer stänke sowieso für sie; wie ein Wild nähmen sie die Witterung auf. Hatte Luba trotz des Sackes über ihrem Kopf und trotz aller verzweifelten Gegenwehr Prusius an seinem Geruch erkannt?!
Er stellte sich plötzlich die gespenstische Szene vor: wie Luba mit dem abgebissenen Stück Fleisch zwischen den Zähnen davongerannt war und es nicht voll Ekel ausgespuckt hatte, wie es doch jeder andere getan hätte, sondern es zwischen ihren Zähnen behalten und Mooslachner als Beweis übergeben hatte.
Roch sie Prusius? Schmeckte sie ihn?
Er sah sie wieder an, ihre Schönheit war unbeschreiblich und geheimnisvoll – aber ebenso geheimnisvoll war in ihr das Erbteil Afrikas.
»Morgen sehe ich mir die Maschine des jungen Prusius an«, sagte er leichthin, um seine Gedanken zu überspielen. »Und dann machen wir einen Probeflug.«
»Oh, je!« sagte am Abend Pater Mooslachner und schlug die Hände zusammen. Es gab –
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