Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
aufgewacht war. Katie küsste ihn auf die Wange.
»Ich sollte mit ihr reden«, flüsterte sie.
»Mit wem? Mit Kristen?«
»Nein, mit meiner Nachbarin«, antwortete Katie leise und deutete über die Schulter. »Wahrscheinlich will sie mir etwas erzählen.«
»Ach so.« Alex nickte. Kurz schaute er zu Jos Veranda hinüber, dann wieder zu Katie. »Das war ein schöner Tag.«
»Ja, finde ich auch.«
Er küsste sie, bevor sie die Beifahrertür öffnete, und als Alex fortfuhr, ging sie hinüber zu Jos Cottage. Ihre Nachbarin winkte ihr lächelnd zu, und Katie entspannte sich ein bisschen – seit dem Abend in der Bar hatten sie kein Wort mehr gewechselt. Jo trat ans Geländer.
»Als Erstes muss ich mich bei dir entschuldigen«, sagte sie ohne lange Begrüßung. »Ich hätte nicht so mit dir reden sollen. Das war völlig unangebracht. Es wird nie wieder vorkommen.«
Katie ging die Verandatreppe hinauf und lud Jo mit einer Handbewegung ein, sich zur ihr auf die oberste Stufe zu setzen. »Ist in Ordnung«, sagte sie. »Ich bin nicht sauer.«
»Aber mir ist es peinlich«, erwiderte Jo, und man merkte ihr an, dass sie ihr Verhalten ehrlich bedauerte. »Keine Ahnung, was mich da gepackt hat.«
»Ich kann es verstehen«, erwiderte Katie. »Du magst die Familie. Und du möchtest sie beschützen.«
»Trotzdem hätte ich nicht so mit dir reden sollen. Deswegen bin ich dir seither aus dem Weg gegangen. Es ist mir unangenehm, und ich habe Angst gehabt, dass du mir nicht verzeihst.«
Katie legte kurz die Hand auf ihren Arm. »Ich finde es toll, dass du um Entschuldigung bittest, aber es ist echt nicht nötig. Durch das, was du gesagt hast, sind mir ein paar wichtige Dinge an mir aufgefallen.«
»Ach, ehrlich?«
Katie nickte. »Ja – und nur damit du Bescheid weißt: Ich werde noch länger in Southport bleiben.«
»Ich habe neulich gesehen, dass du Auto fährst.«
»Nicht zu fassen, was? Ich fühle mich aber noch nicht richtig wohl am Steuer.«
»Das kommt schon. Und dann ist es bequemer als das Fahrrad.«
»Ich fahre trotzdem jeden Tag mit dem Rad«, entgegnete Katie. »Ein eigenes Auto kann ich mir nicht leisten.«
»Ich würde ja sagen, du kannst mein Auto leihen, aber es ist wieder in der Werkstatt. Dauernd geht irgendetwas kaputt. Ich sollte auch lieber das Fahrrad nehmen.«
»Sei vorsichtig, was du dir wünschst.«
»Jetzt klingst du fast schon wie ich.« Mit einer Kopfbewegung deutete Jo zur Straße. »Ich freue mich für dich und Alex. Und für die Kinder. Du tust ihnen nämlich sehr gut.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil ich sehe, wie er dich anschaut. Und wie du die drei anschaust.«
»Wir haben in letzter Zeit viel gemeinsam unternommen«, sagte Katie ausweichend.
Jo schüttelte den Kopf. »Nein, nein, es ist mehr als das. Ihr zwei wirkt sehr verliebt.«
Da wurde Katie rot und musterte ihr Nachbarin verdutzt. Diese fuhr etwas verlegen fort: »Okay, ich geb’s zu – du hast mich zwar nicht gesehen, aber ich habe mitbekommen, wie ihr euch zum Abschied küsst.«
»Du spionierst uns nach?«, fragte Katie mit gespielter Empörung.
»Ja, klar.« Jo schnaubte. »Ich habe ja sonst nichts zu tun. Hier geschieht nie was Interessantes.« Sie schwieg kurz. »Du liebst ihn, stimmt’s?«
Katie nickte. »Und ich liebe auch die Kinder.«
»Das freut mich sehr.« Jo faltete die Hände, als wollte sie ein Gebet sprechen.
Nach einer Pause fragte Katie: »Hast du seine Frau gekannt?«
»Ja.«
Katie schaute die Straße hinunter. »Wie war sie? Alex spricht oft über sie, und ich kann mir ungefähr ein Bild machen, aber –«
Jo unterbrach sie. »Meinem Eindruck nach war sie in vielem ähnlich wie du. Und das meine ich positiv. Sie hat Alex sehr geliebt. Und die Kinder sowieso. Die Familie war für sie das Wichtigste im Leben. Mehr musst du eigentlich nicht über sie wissen.«
»Meinst du, sie hätte mich gemocht?«
»Ja«, antwortete ihre Nachbarin. »Ich bin mir sicher, sie hätte dich sehr gemocht.«
KAPITEL 30
August, und ganz Boston zerschmolz vor Hitze.
Kevin erinnerte sich vage, dass er vor dem Haus der Feldmans einen Krankenwagen gesehen hatte, aber er hatte nicht lange darüber nachgedacht, weil die Feldmans schlechte Nachbarn waren und er sie nicht leiden konnte. Erst jetzt begriff er, dass Gladys Feldman gestorben war. Auf beiden Straßenseiten standen Autos. Kevin war zwei Wochen lang suspendiert, und es passte ihm nicht, wenn jemand vor seinem Haus parkte. Aber zum Begräbnis
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