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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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waren viele Freunde und Angehörige gekommen, und er hatte nicht genug Energie, um sie aufzufordern, gefälligst woanders zu parken.
    Seit er suspendiert war, duschte er nur noch selten. Jetzt hockte er auf der Veranda und trank direkt aus der Flasche, während er zuschaute, wie die Besucher bei den Feldmans aus und ein gingen. Er wusste, dass das Begräbnis am frühen Nachmittag stattfand. Deswegen trafen sich hier so viele Menschen – sie wollten gemeinsam hingehen. Wenn irgendwo jemand beerdigt wurde, versammelten sich die Menschen wie die Gänse.
    Er hatte die ganze Zeit mit niemandem gesprochen – weder mit Bill noch mit Coffey oder Ramirez, auch nicht mit Todd oder Amber. Nicht einmal mit seinen Eltern. Auf dem Fußboden im Wohnzimmer lag kein einziger Pizza karton, und es standen keine Reste eines chinesischen Essens im Kühlschrank, weil er überhaupt keinen Appetit hatte. Der Wodka genügte ihm, und er trank, bis er das Haus der Feldmans nur noch undeutlich wahrnahm. Immerhin sah er, dass eine Frau herauskam, um eine Zigarette zu rauchen. Sie trug ein schwarzes Kleid, und er fragte sich, ob sie wusste, dass die Feldmans mit den Kindern in der Nachbarschaft schimpften.
    Er beobachtete die Frau, weil er keine Lust hatte fernzusehen. Schon gar nicht den Sender für Heim und Garten, den Erin so mochte. Aber sie war nach Philadelphia gefahren und hatte sich Erica genannt, und dann war sie verschwunden, und er war von der Arbeit suspendiert worden. Aber vorher war er ein guter Cop gewesen.
    Die Frau in Schwarz hatte ihre Zigarette zu Ende geraucht, warf die Kippe ins Gras und trat sie aus. Dann blickte sie sich um, und als sie ihn auf seiner Veranda sitzen sah, überquerte sie nach kurzem Zögern die Straße und kam auf ihn zu. Er kannte sie nicht, hatte sie noch nie gesehen.
    Was wollte sie von ihm? Sicherheitshalber stellte er die Flasche fort und ging die Verandastufen hinunter. Die Frau blieb auf dem Gehweg vor seinem Haus stehen.
    »Sind Sie Kevin Tierney?«, fragte sie.
    »Ja, bin ich«, antwortete er. Seine Stimme klang seltsam, weil er seit Tagen nicht mehr gesprochen hatte.
    »Ich bin Karen Feldman«, erklärte sie. »Meine Eltern wohnen in dem Haus da drüben. Larry und Gladys Feldman.« Sie wartete, ob Kevin etwas sagen wollte, und als er schwieg, fuhr sie fort: »Ich wollte nur fragen, ob Erin vorhat, zum Begräbnis zu kommen.«
    Er starrte sie wortlos an.
    »Erin?«, stieß er schließlich hervor.
    »Ja. Meine Eltern haben sich immer sehr gefreut, wenn Erin sie besucht hat. Sie hat Kuchen für sie gebacken und ihnen manchmal im Haushalt geholfen, vor allem, als meine Mom krank wurde. Lungenkrebs. Es war furchtbar.« Die junge Frau schüttelte traurig den Kopf. »Ist Erin da? Ich hatte gehofft, dass ich sie vielleicht kennenlernen kann. Das Begräbnis beginnt um zwei.«
    »Nein, sie ist leider nicht hier, weil sie bei einer kranken Freundin in Manchester sein muss«, sagte er.
    »Oh – tja, da kann man nichts machen. Sehr schade. Entschuldigen Sie bitte die Störung.«
    Langsam wurde sein Kopf etwas klarer, und er registrierte, dass sie sich zum Gehen wandte. »Ich wollte noch sagen – herzliches Beileid. Ich habe Erin von dem Trauerfall erzählt, und sie war sehr unglücklich, dass sie nicht kommen kann. Haben Sie unsere Blumen bekommen?«
    »Ich denke, ja. Aber genau kann ich es nicht sagen – der Raum im Bestattungsinstitut ist voll mit Blumen.«
    »Verstehe. Es ist wirklich bedauerlich, dass Erin nicht da ist.«
    »Das stimmt. Ich will sie schon seit langem kennen lernen. Meine Mom hat mir erzählt, dass Erin sie an Katie erinnert.«
    »An Katie?«
    »So hieß meine jüngere Schwester. Sie ist vor sechs Jahren gestorben.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ja, es war furchtbar traurig, und wir vermissen sie alle sehr. Für meine Mutter war es am schwersten. Deshalb hat sie sich so gut mit Erin verstanden – die beiden haben sich sogar ähnlich gesehen. Sie waren gleich alt und so.« Falls Karen auffiel, dass er ein komisches Gesicht machte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Meine Mom hat Erin das Album gezeigt, das sie von Katie gemacht hat … Ach, und Erin war immer so geduldig mit Mom. Sie ist ein lieber Mensch. Aber als ihr Mann wissen Sie das ja selbst am besten.«
    Kevin zwang sich zu einem Lächeln. »Das stimmt.«
    Er war ein guter Cop, und genau deswegen wusste er, dass es in Wirklichkeit manchmal einfach Glück war, wenn man die Antwort fand. Neue Indizien tauchten auf, ein

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