Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
durchsuchte. Er kam fast um vor Hunger. Und Erin hatte seit Monaten nicht mehr für ihn gekocht.
Es war bestimmt über dreißig Grad warm in dieser stickigen Hütte! Als er den Kühlschrank öffnete, blieb er für eine Weile in der kalten Luft stehen, die herausströmte. Dann nahm er die Schüssel mit dem Thunfischauflauf und suchte in den Schubladen nach einer Gabel. Sorgfältig entfernte er die Plastikfolie, probierte einen Bissen. Und noch einen. Gegen die Kopfschmerzen half das Essen nicht, aber sein Magen fühlte sich besser an, und die Krämpfe ließen nach. Am liebsten hätte er den ganzen Auflauf gegessen, aber er zwang sich, nur noch eine Gabel voll zu nehmen, bevor er ihn wieder in den Kühlschrank stellte. Erin durfte nicht merken, dass er da gewesen war.
Er wusch die Gabel ab, trocknete sie und legte sie in die richtige Schublade zurück. Er strich das Handtuch glatt und überprüfte noch einmal das Bett. Ja, alles sah genauso aus wie vorher.
Zufrieden verließ er das Cottage und ging die Schotterstraße entlang in Richtung Laden.
Das Wagendach glühte von der Sonne, so dass man es gar nicht anfassen konnte, und als er die Autotür öffnete, schlug ihm eine unerträgliche Hitze entgegen, wie aus einem Backofen. Niemand befand sich auf dem Parkplatz. Es war einfach zu heiß, um draußen im Freien zu sein. Kein Wölkchen am Himmel und nicht einmal die Spur einer frischen Brise. Wer war freiwillig bereit, in solch einer Gegend zu leben?
Im Laden nahm er eine Flasche Wasser aus einem Kühl schrank und trank sie gleich dort aus. Hinter der Kasse stand wieder die alte Frau. Kevin hielt die leere Flasche hoch und bezahlte, und die Frau entsorgte sie gleich. Sie fragte ihn, ob ihm der Jahrmarkt gefallen habe. Diese neu gierige Fragerei nervte ihn, aber er antwortete mit einem höflichen Ja.
Dann ging er zu seinem Auto und kippte einen kräftigen Schluck Wodka in sich hinein. Dass die Flüssigkeit so warm war wie frischer Kaffee, störte ihn nicht. Hauptsache, die Schmerzen ließen nach. Bei der Hitze konnte man gar nicht richtig denken! Wenn Erin zu Hause gewesen wäre, könnten sie jetzt schon auf dem Weg nach Dorchester sein. Vielleicht ließ Bill ihn wieder arbeiten, wenn er sah, dass Erin wieder da war und dass sie beide als glückliches Paar zusammenlebten. Immerhin war er, Kevin, ein ausgezeichneter Cop, und Bill brauchte ihn.
Das Pochen in den Schläfen ließ nach, dafür sah er jetzt alles doppelt, obwohl er doch wusste, es war nur einmal da. Er hätte hellwach und geistesgegenwärtig sein müssen, aber von den Schmerzen und von der Hitze wurde ihm schlecht, und er wusste nicht, was er tun sollte.
Also stellte er den Motor an, bog in die Hauptstraße ein und fuhr zum Stadtzentrum von Southport. Viele Straßen waren gesperrt, und er musste ständig kreuz und quer fahren, bis er endlich einen Parkplatz fand. Meilenweit kein Schatten, nur Sonne und gnadenlose Hitze. Er befürchtete, sich gleich übergeben zu müssen.
Wo war Erin? Vielleicht im Ivan’s? Oder auf dem Jahrmarkt? Er hätte in diesem Lokal anrufen sollen, ob sie heute kam. Und er hätte sich ein Hotelzimmer nehmen sollen. Es gab keinen Grund zur Eile, denn Erin war nicht zu Hause, aber das hatte er natürlich nicht geahnt, und es machte ihn wütend, weil sie ihn bestimmt deswegen auslachte. Sie lachte sich tot über den blöden Kevin Tierney und betrog ihn mit einem anderen Mann.
Er zog ein frisches Hemd an und steckte die Pistole in den Hosenbund seiner Jeans, ehe er sich auf den Weg zum Hafen machte. Er wusste, dass das Ivan’s am Wasser lag, weil er es im Computer nachgeschaut hatte. Klar, es war riskant, wenn er sich dort hinbegab, und zweimal drehte er wieder um, aber irgendwie musste er sie ja finden und sich versichern, dass sie noch existierte. Er war in ihrem Cottage gewesen, hatte ihren Geruch eingeatmet, aber das genügte nicht.
Überall Menschenmassen. Die Straßen erinnerten ihn an eine Messe auf dem Land, nur ohne Schweine, Pferde und Kühe. Er kaufte sich einen Hotdog und wollte ihn essen, aber sein Magen rebellierte, und er musste mehr als die Hälfte wegwerfen. Beharrlich zwängte er sich zwischen den Leuten hindurch, bis er in der Ferne das Wasser sah. Und das Ivan’s. Kevin kam nur sehr langsam voran, und als er die Tür das Lokals erreichte, war sein Mund völlig ausgetrocknet.
Alle Tische waren besetzt, und es warteten sogar Leute vor der Tür auf einen Sitzplatz. Er hätte einen Hut und eine Sonnenbrille
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