Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Die anderen Kleidungsstücke kamen ihm unbekannt vor, aber die Größe stimmte.
Er erkannte das Shampoo und den Conditioner. Die Zahncreme-Marke hatte Erin auch benutzt. In der Küche ging er sämtliche Fächer und Schränke durch, bis er eine Stromrechnung fand. Sie war auf Katie Feldman ausgestellt. An den Schrank gelehnt, starrte er auf den Namen. Ja, er war am Ziel.
Das einzige Problem: Sie war nicht zu Hause, und er hatte natürlich keine Ahnung, wann sie kommen würde. Das Auto konnte er nicht bis in alle Ewigkeit auf dem Parkplatz vor dem Laden stehen lassen, so viel war klar. Aber plötzlich war er todmüde. Er wollte schlafen. Er musste schlafen. Er war die Nacht durchgefahren, sein Schädel brummte. Instinktiv wanderte er zurück in ihr Schlafzimmer. Das Bett war gemacht, und als er die Tages decke entfernte, konnte er den Duft der Laken riechen. Er stieg ins Bett und atmete tief ein. Das war ihr Geruch. Tränen traten ihm in die Augen. Ach, er vermisste sie so! Wieder spürte er, wie sehr er sie liebte. Das Leben hätte so schön sein können – wenn sie nicht immer nur an sich selbst gedacht hätte.
Er schaffte es nicht, wach zu bleiben, beim besten Willen nicht. Nur ein paar Minuten wollte er schlafen. Nicht lange. Nur lange genug, damit sein Kopf heute Abend, wenn er abermals hierherkam, einwandfrei funktionierte. Er durfte keinen Fehler machen. Wenn alles nach Plan lief, konnten er und Erin bald wieder Mann und Frau sein.
KAPITEL 35
Alex, Katie und die Kinder fuhren mit den Fahrrädern zum Jahrmarkt, weil man in der Innenstadt sowieso keinen Parkplatz fand. Und auf der Heimfahrt gab es bestimmt ein Verkehrschaos.
Auf beiden Straßenseiten gab es Stände mit Kunsthandwerk, es roch nach Hotdogs und Hamburgern, nach Popcorn und Zuckerwatte. Auf einer Bühne spielte eine Band aus der Gegend »Little Deuce Coupe« von den Beach Boys. Außerdem gab es Sackhüpfen, und ein großes Plakat kündigte an, dass am Nachmittag ein Wassermelonen-Wettessen veranstaltet wurde. Und man konnte natürlich alle möglichen Glücksspiele ausprobieren – mit Pfeilen auf Luftballons zielen, Ringe um Flaschen werfen, dreimal einen Basketball versenken, um ein Kuscheltier zu gewinnen. Ganz am Ende stand ein Riesenrad, das alles überragte und die Besucher anlockte wie ein Leuchtturm.
Alex stellte sich schon in die Schlange, um Karten zu kaufen, Katie trödelte mit den Kindern ein bisschen hinterher. Dann strebten sie zum Autoscooter und dem schnellen Karussell. Überall lange Warteschlangen. Eltern hielten ihre Kinder fest an der Hand, Jugendliche standen in Grüppchen herum. Die Luft war erfüllt vom Rattern und Geklingel der verschiedenen Fahrgeschäfte.
Für einen Dollar konnte man das größte Pferd der Welt besichtigen. Und wenn man noch einen Dollar drauflegte, gab es im Zelt nebenan das kleinste Pferd zu sehen. Ponys, die, an ein Rad gekettet, immer im Kreis trotteten, ließen müde und verschwitzt die Köpfe hängen.
Die Kinder waren aufgeregt und wollten am liebsten alles gleichzeitig ausprobieren. Alex gab ein kleines Vermögen für Karten aus. Die Preise waren astronomisch, und ab einem gewissen Punkt versuchte Alex, die Kinder mit den kostenlosen Attraktionen abzulenken.
Sie schauten einem Mann zu, der mit Bowlingkegeln jonglierte, sie klatschten begeistert Beifall, als sie einen Hund sahen, der auf einem Seil balancieren konnte. Zum Mittagessen gingen sie in eins der Lokale, um der Hitze zu entkommen, und aßen Pizza. Eine Country-Western-Band spielte melancholische Songs. Anschließend schauten sie den Leuten zu, die im Cape Fear River Jet-Ski fuhren, bevor sie wieder zurück zu den Karussells gingen. Kristen wollte Zuckerwatte, Josh bekam ein Tattoo, das man nur andrücken musste.
Und so verging die Zeit, in einem Wirbel aus Hitze und Lärm und kleinstädtischen Vergnügungen.
Kevin wachte nach zwei Stunden nassgeschwitzt auf. Sein Magen war verkrampft. Er hatte wild geträumt, und zuerst wusste er gar nicht, wo er sich befand. Sein Kopf dröhnte. Er taumelte aus dem Schlafzimmer in die Küche und trank Wasser direkt aus dem Hahn. Ihm war schwindelig, er fühlte sich geschwächt und war müder als vorher.
Aber er durfte keine Zeit verlieren. Eigentlich hätte er gar nicht schlafen sollen. Im Schlafzimmer zupfte er das Bettzeug wieder so zurecht, dass Erin nichts merken würde. Als er schon gehen wollte, fiel ihm der Thunfisch-Auflauf ein, den er im Kühlschrank entdeckt hatte, als er die Küche
Weitere Kostenlose Bücher