Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Katie. »Ist das Kleid neu?«
»Nein, ich habe es schon eine Weile.«
»Und wie heißt deine Puppe?«
»Vanessa.«
»Hast du den Namen ausgesucht?«
»Nein, den hat sie schon gehabt. Aber kannst du mir vielleicht helfen, ihr die Stiefel anzuziehen? Bitte. Ich schaffe es nicht allein.«
Alex sah, wie sie Katie die Puppe reichte und diese an fing, ihr die weichen Plastikstiefel überzuziehen. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass das schwerer war, als es aus sah. Sogar er selbst hatte Probleme damit, aber bei Katie sah es kinderleicht aus. Sie gab Kristen die Puppe zurück und fragte: »Gut so?«
»Super«, lobte Kristen. »Meinst du, ich soll ihr auch den Mantel anziehen?«
»Draußen ist es nicht besonders kalt.«
»Ich weiß. Aber Vanessa friert oft. Ich glaube, sie braucht einen Mantel.« Kristens Kopf verschwand hinter der Theke, tauchte aber gleich wieder auf. »Welchen findest du besser? Den blauen oder den lilafarbenen?«
Mit ernster Miene legte Katie den Finger an die Lippen. »Ich glaube, lila ist schöner.«
Kristen nickte. »Finde ich auch. Vielen Dank.«
Lächelnd wandte sich Katie ab, und Alex widmete sich schnell wieder den Regalen, bevor sie merken konnte, dass er sie beobachtete. Er zog die Senf- und Gewürzgläser nach vorn. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Katie einen Korb nahm und in einen anderen Gang einbog.
Schnell eilte er zurück zur Kasse. Als Katie ihn sah, winkte sie ihm freundlich zu.
»Guten Morgen«, sagte er.
»Hallo.« Sie versuchte, eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen, aber die Haare waren noch zu kurz und hielten nicht richtig. »Ich muss heute nur ein paar Kleinigkeiten besorgen.«
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas nicht finden. Manchmal sind die Sachen an einer anderen Stelle als sonst.«
Sie nickte und ging weiter. Alex warf einen Blick auf den Monitor hinter der Kasse. Josh stand immer noch an derselben Stelle. Ganz in seiner Nähe legte ein Boot an.
»Wie findest du meine Puppe, Daddy?« Kristen zupfte an seinem Hosenbein und hielt ihm ihre Puppe hoch.
»Wow! Sie sieht superschön aus.« Er kauerte sich zu ihr. »Besonders gut gefällt mir der Mantel. Vanessa friert manchmal, stimmt’s?«
»Ja, das stimmt«, sagte Kristen. »Aber sie hat mir gerade gesagt, dass sie gern auf die Schaukeln möchte, also muss sie sich wahrscheinlich nochmal umziehen.«
»Verstehe«, sagte Alex. »Vielleicht können wir ja nachher alle miteinander in den Park gehen? Falls du auch ein bisschen schaukeln willst.«
»Ich will nicht schaukeln. Vanessa will schaukeln! Und wir spielen ja nur, es wäre so, Daddy.«
»Ach so«, sagte er. »Okay.« Er stand wieder auf. Dann kann ich die Idee mit dem Park ja vergessen, dachte er.
Ganz in ihre eigene Welt versunken, begann Kristen, die Puppe wieder auszuziehen. Alex überprüfte erneut am Monitor, ob bei Josh alles in Ordnung war. In dem Moment kam ein Jugendlicher in den Laden, der nur Boardshorts trug und ihm ein Bündel Geldscheine in die Hand drückte.
»Für die Benzinpumpe am Dock«, murmelte er und war schon wieder fort.
Alex tippte den Betrag in die Kasse ein und stellte die Pumpe an. Katie kam jetzt zu ihm. Sie hatte die gleichen Sachen ausgesucht wie sonst auch, aber zusätzlich eine Tube mit Sonnenschutzmittel. Als sie über die Theke hinweg zu Kristen schaute, fiel Alex wieder ihre wunderschön schillernde Augenfarbe auf.
»Haben Sie alles gefunden, was Sie brauchen?«
»Ja, vielen Dank.«
Er begann, ihre Sachen in eine Tüte zu packen, und sagte leise: »Mein Lieblingsroman von Dickens ist ›Große Erwartungen‹ . « Er wollte nett und unaufdringlich klingen. »Welchen mögen Sie am liebsten?«
Sie antwortete nicht sofort, sondern musterte ihn verdutzt. Wahrscheinlich wunderte sie sich, weil er sich noch daran erinnerte, dass sie Dickens mochte.
»›Eine Geschichte aus zwei Städten‹.«
»Ja, den Roman mag ich auch sehr. Aber er ist so traurig.«
Da er wusste, dass sie immer zu Fuß nach Hause ging, packte er ihre Lebensmittel in eine Doppeltüte.
»Sie kennen meine Tochter jetzt schon so gut, also sollte ich mich ebenfalls vorstellen, finde ich. Ich heiße Alex. Alex Wheatley.«
»Und sie heißt Miss Katie«, meldete sich Kristen von hinten. »Aber das habe ich dir schon erzählt, Daddy. Erinnerst du dich?«
Alex blickte über die Schulter und zwinkerte der Kleinen zu. Als er sich wieder seiner Kundin widmete, reichte diese ihm mit einem Lächeln auf den Lippen das Geld.
»Nicht Miss
Weitere Kostenlose Bücher