Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
für einen Moment. »Ich glaube, meine Angel ist weg.«
Kristen saß neben ihm, ihre Augen waren immer noch rot und geschwollen, weil sie so viel geweint hatte. Sie hatte Katie gebeten, noch ein bisschen bei ihr zu bleiben. Diese war gern dazu bereit gewesen und hielt jetzt Kristens Hand.
»Das ist nicht schlimm«, beruhigte Alex seinen Sohn. »Ich gehe nachher an den Fluss und sehe nach, ob ich sie irgendwo finde. Und wenn nicht, kaufe ich dir eine neue. Aber das nächste Mal lässt du sie einfach los, versprochen?«
Josh schniefte und nickte. »Es tut mir so leid«, sagte er noch einmal.
»Es war ein Unfall«, besänftigte Alex ihn.
»Aber jetzt erlaubst du mir bestimmt nicht mehr, dass ich angle.«
Würde ich wirklich nochmal das Risiko eingehen?, überlegte Alex kurz. Auf keinen Fall! »Darüber reden wir später, einverstanden?«, antwortete er ausweichend.
»Und wenn ich verspreche, dass ich nächstes Mal ganz bestimmt loslasse?«
»Wir reden später darüber«, wiederholte Alex. »Möchtest du nicht etwas essen?«
»Ich habe keinen Hunger.«
»Das glaube ich dir. Aber jetzt ist Mittagszeit, und du musst irgendwas essen.«
Josh nahm ein Pommes, biss ein kleines Stück ab und kaute mechanisch. Kristen tat das Gleiche. Am Tisch ahmte sie fast immer ihren Bruder nach, was diesen manchmal fast verrückt machte, aber jetzt schien er gar nicht genug Kraft zu haben, um sich aufzuregen.
Alex wandte sich an Katie. Er musste schlucken, weil er plötzlich ganz nervös wurde. »Könnte ich kurz mit Ihnen reden?«
Katie nickte und erhob sich vom Tisch. Sie und Alex entfernten sich ein paar Schritte von den Kindern, und sobald sie außer Hörweite waren, räusperte er sich und sagte: »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken – für alles, was Sie getan haben.«
»Ich habe doch gar nichts getan!«, protestierte sie.
»Doch, doch! Wenn Sie nicht auf den Monitor geschaut hätten, dann hätte ich gar nicht so schnell gemerkt, was los ist. Ich wäre vielleicht nicht mehr rechtzeitig bei Josh gewesen.« Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: »Und ich möchte Ihnen auch dafür danken, dass Sie sich um meine Tochter gekümmert haben. Kristen ist extrem sensibel. Ich bin froh, dass Sie meine Tochter nicht allein gelassen haben. Auch als ich mit Josh nach oben gegangen bin, um trockene Sachen anzuziehen.«
»Was ich getan habe, ist doch selbstverständlich«, beharrte Katie. Sie schwiegen beide für eine Weile, doch dann schien Katie plötzlich zu merken, wie dicht sie nebeneinanderstanden, und wich einen Schritt zurück. »Aber jetzt sollte ich wirklich gehen.«
»Warten Sie bitte noch einen Augenblick«, sagte Alex und ging zu den großen Kühlschränken hinten im Laden. »Trinken Sie gern ein Glas Wein?«
»Manchmal schon, aber –«
Ehe sie den Satz beenden konnte, hatte er schon einen Karton geöffnet und reichte ihr lächelnd eine Flasche Chardonnay.
»Bitte, nehmen Sie diesen Wein mit. Ich würde mich sehr freuen. Er ist übrigens ausgezeichnet. Ich weiß – Sie denken sicher, in einem solch kleinen Laden kann man keinen Qualitätswein kaufen, aber beim Militär hatte ich einen Freund, der mir einiges über Weine beigebracht hat. Er ist fast so etwas wie ein Experte und sagt mir immer, was ich ins Sortiment aufnehmen soll. Dieser hier wird Ihnen bestimmt schmecken.«
»Aber das ist wirklich nicht nötig.«
»Es ist das mindeste, was ich für Sie tun kann.« Er lächelte. »Als Ausdruck meiner Dankbarkeit.«
Zum ersten Mal schaute sie ihm in die Augen und hielt seinen Blick fest. »Okay«, sagte sie.
Mit einem kurzen Nicken nahm sie ihre Lebensmittel und verließ den Laden, während Alex zu den anderen zurückging. Mit ein bisschen Überredungskunst brachte er die Kinder dazu, ihre Portionen aufzuessen. Dann ging er hinunter zum Dock, um nach Joshs Angel zu suchen – mit Erfolg. Als er zurückkam, zog Joyce schon ihre Schürze an, und er beschloss, mit den Kindern ein Stück Fahrrad zu fahren. Anschließend fuhr er mit ihnen nach Wilmington, wo sie ins Kino gingen und danach noch eine Pizza aßen – die üblichen Aktivitäten, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Die Sonne war schon untergegangen, als sie nach Hause kamen, und sie waren alle sehr müde. Die Kleinen duschten und zogen ihre Schlafanzüge an. Alex legte sich zwischen die beiden und las ihnen noch eine Geschichte vor, bis er endlich das Licht ausknipste.
Im Wohnzimmer machte er den Fernseher an und zappte durch die Sender,
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