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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Küche.
    Lächelnd stellte Katie den Wein auf die Arbeitsplatte und holte aus der Schublade neben dem Kühlschrank ein etwas rostiges Schweizer Messer hervor, an dem sich auch ein Flaschenöffner befand.
    In der Zwischenzeit hatte ihre Nachbarin schon den Käseteller entdeckt. »Ach, das ist ja super. Ich komme nämlich fast um vor Hunger, weil ich den ganzen Tag keine Minute Zeit hatte, etwas zu essen.«
    »Bitte, bedien dich. Wie ging’s denn mit dem Streichen?«
    »Das Wohnzimmer habe ich immerhin schon fertig. Aber danach verlief der Tag nicht so optimal.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich erzähl’s dir später. Zuerst würde ich gern einen Schluck Wein trinken. Und wie war dein Tag? Was hast du gemacht?«
    »Nichts Besonderes – einkaufen, aufräumen, Wäsche waschen. Das war’s schon fast.«
    Jo setzte sich an den Tisch und nahm sich einen Cracker. »Mit anderen Worte, ein entscheidender Tag für die Memoiren.«
    Katie lachte, während sie den Korkenzieher hineindrehte. »Ja, allerdings. Superspannend.«
    »Soll ich das machen?«, fragte Jo.
    »Ich glaube, ich hab’s gleich geschafft.«
    »Gut.« Jo grinste. »Ich bin nämlich der Gast und erwarte, dass ich verwöhnt werde.«
    Katie klemmte die Flasche zwischen die Knie, und mit einem satten Plopp kam der Korken heraus.
    »Aber jetzt mal im Ernst – es ist echt nett von dir, dass du mich eingeladen hast.« Jo seufzte tief. »Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich darauf gefreut habe.«
    »Ehrlich?«
    »Tu nicht so.«
    »Wie tu ich denn?«, frage Katie.
    »Du tust überrascht, dass ich gern rüberkommen wollte. Dass ich mit einer Flasche Wein auf unsere Freundschaft anstoßen möchte. Aber so macht man das, wenn man befreundet ist.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ach, und übrigens: Bevor du anfängst, dir zu überlegen, ob wir wirklich befreundet sind und wie gut wir einander kennen – vertrau mir einfach, wenn ich sage, dass ich dich voll und ganz als Freundin betrachte.« Jo ließ das Gesagte wirken und fügte dann hinzu: »Und wie wär’s jetzt mit einem Glas Wein?«
    Am frühen Abend legte sich der Sturm endlich, und Katie öffnete das Küchenfenster. Die Temperatur war stark gefallen, die Luft fühlte sich kühl und klar an. Vom Boden stieg Nebel auf, und dunkle Wolkenfetzen zogen am Mond vorbei, so dass sich Licht und Schatten ständig abwechselten. Die Blätter leuchteten silbern, verfärbten sich pechschwarz und strahlten dann wieder hell in der abendlichen Brise.
    Verträumt genoss Katie die Situation: Wein, die kühle Abendluft, Jos fröhliches Lachen. Die Cracker mit dem würzigen Käse schmeckten fantastisch, und sie musste daran denken, wie hungrig sie früher manchmal gewesen war. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie so dünn und zerbrechlich war wie ein Glasfaden in einer Glasbläserei.
    Ihre Gedanken wanderten. Sie dachte an ihre Eltern, nicht an die schlechten Zeiten, sondern an die guten, wenn die Dämonen schliefen: Ihre Mom machte Eier mit Speck, und der verlockende Duft erfüllte das ganze Haus … Oder ihr Vater schlich zu ihrer Mutter in die Küche und schob ihre Haare beiseite, um sie seitlich auf den Hals zu küssen, wovon sie immer lachen musste … Einmal waren sie alle miteinander nach Gettysburg gefahren, daran konnte sich Katie noch gut erinnern. Dad hatte ihre Hand gehalten, während sie durch die Straßen liefen, und Katie hatte bis heute nicht vergessen, wie sanft und zugleich beschützend sich diese Geste angefühlt hatte. Ihr Vater war groß, mit breiten Schultern und dunkelbraunen Haaren, und auf dem Oberarm hatte er ein Tattoo. Er hatte vier Jahre lang auf einem Zerstörer gedient und war in Japan, Korea und Singapur gewesen, aber darüber sprach er so gut wie nie.
    Ihre Mutter war zart und blond. Sie hatte einmal bei einem Schönheitswettbewerb mitgemacht und den zweiten Platz gewonnen. Sie liebte Blumen, und im Frühjahr pflanzte sie immer Zwiebeln in Blumentöpfe aus Keramik, die sie dann in den Garten stellte. Alles gedieh sehr schön unter ihren Händen, Tulpen und Narzissen, Pfingstrosen und Veilchen blühten und schufen ein leuchtend buntes Farbenmeer, das Katie fast blendete. Wenn sie umzogen, wurden die Blumentöpfe auf den Rücksitz gestellt und mit Sicherheitsgurten festgezurrt. Beim Putzen sang ihre Mutter oft vor sich hin, Lieder aus ihrer Kindheit, manche auf Polnisch, und Katie lauschte heimlich im Nebenzimmer und versuchte, die Wörter zu verstehen.
    Der Wein, den Jo und Katie tranken, hatte

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