Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Gericht!«
»Warum habe ich noch nie davon gehört?«
»Weil die Leute nicht besonders gern darüber reden. Es ist irgendwie … exzentrisch, verstehen Sie? Selbst die Einwohner von Southport, die Ivan wirklich schätzen und mögen, versuchen ihn in der Situation zu ignorieren. Wenn sie ihn in der Stadt in seiner Uniform sehen, schauen sie fort und sagen Sachen wie: ›Sind die Chrysanthemen vor dem Gericht nicht wunderschön?‹«
Jetzt musste Katie laut lachen. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen die Geschichte abnehmen soll.«
»Kein Problem. Wenn Sie im Oktober noch hier sind, werden Sie es selbst sehen. Aber ich muss es nochmal sa gen: Ivan ist sehr nett, und sein Lokal ist erstklassig. Wenn wir an den Strand gehen, essen wir anschließend dort fast immer etwas. Bei unserem nächsten Besuch fragen wir nach Ihnen.«
Eine Sekunde zögerte Katie, dann sagte sie: »Okay.«
»Sie mag Sie«, sagte Alex. »Kristen, meine ich.«
»Ich mag sie auch. Sie ist so ein fröhliches, aufgewecktes Kind – und schon eine richtige Persönlichkeit.«
»Das muss ich ihr erzählen. Vielen Dank.«
»Wie alt ist sie?«
»Fünf. Im Herbst kommt sie in die Schule. Das wird sicher komisch für mich, weil es im Laden dann so still ist.«
»Sie wird Ihnen fehlen.«
»Ja, bestimmt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es ihr in der Schule gefällt, aber ich finde es auch schön, wenn sie in meiner Nähe ist.«
Die ganze Zeit prasselte der Regen gegen die Windschutzscheibe. Immer wieder zuckten Blitze über den Himmel, fast unmittelbar gefolgt von ohrenbetäubenden Donnerschlägen.
Katie blickte gedankenverloren aus dem Beifahrerfenster. Alex wartete ab, weil er ahnte, dass sie das Schweigen bald brechen würde.
»Wie lange waren Sie und Ihre Frau verheiratet?«, erkundigte sich Katie schließlich.
»Fünf Jahre. Davor waren wir schon ein Jahr zusammen. Ich habe sie kennengelernt, als ich in Fort Bragg stationiert war.«
»Sie waren beim Militär?«
»Ja, zehn Jahre lang. Es war eine gute Sache, und ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Aber andererseits war ich auch sehr erleichtert, als es vorbei war.«
Katie zeigte durch die Windschutzscheibe. »Da vorn kommt die Abzweigung.«
Alex bog in die Schotterstraße ein und drosselte das Tempo. Die Straße war völlig überschwemmt, und das Wasser spritzte bis zu den Fenstern. Er musste sich ganz darauf konzentrieren, den Wagen sicher durch die tiefen Pfützen zu steuern. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er zum ersten Mal seit Carlys Tod allein mit einer Frau im Auto saß.
»Welches der beiden Häuschen ist es?«, fragte er, als die Cottages auftauchten.
»Das rechte.«
Er fuhr in die provisorische Einfahrt, so dicht wie möglich an die Haustür. »Ich trage Ihnen die Tüten bis an die Tür.«
»Aber das ist nicht nötig.«
»Sie haben keine Ahnung, wie ich erzogen wurde«, erwiderte er. Schnell sprang er aus dem Wagen, packte die Tüten, ehe Katie protestieren konnte, und rannte zur Veranda. Als er sie vor der Tür abstellte, kam auch Katie angelaufen, mit dem Schirm, den Alex ihr geliehen hatte.
»Vielen Dank!« Sie musste fast schreien, um das Rauschen des Regens zu übertönen.
Sie wollte ihm den Schirm zurückgeben, doch er schüttelte den Kopf. »Behalten Sie ihn ruhig eine Weile. Von mir aus auch für immer. Wenn Sie hier so viel zu Fuß gehen, brauchen Sie ihn garantiert mal wieder.«
»Ich bezahle ihn gern, wenn Sie –«
Alex unterbrach sie. »Machen Sie sich keine Gedanken.«
»Aber der Schirm ist aus dem Laden.«
»Ist schon okay«, sagte er. »Wirklich. Und wenn Sie ihn absolut nicht annehmen können, dann geben Sie mir einfach das Geld, wenn Sie das nächste Mal ins Geschäft kommen, okay?«
»Alex, ich –«
Wieder ließ er sie nicht ausreden. »Sie sind eine gute Kundin, und es macht mir Freude, meinen Kunden zu helfen.«
Katie schwieg für einen Moment. »Vielen Dank«, sagte sie dann, ihre Augen, die jetzt dunkelgrün schimmerten, fest auf ihn gerichtet. »Und vielen Dank, dass Sie mich nach Hause gefahren haben.«
Grinsend legte er den Kopf schräg. »Gern.«
Was sollte er mit den Kindern unternehmen? Es war eine ewig wiederkehrende und manchmal nicht zu beantwortende Frage, mit der er an jedem Wochenende konfrontiert war. Und wie meistens fiel ihm erstmal nichts ein.
Der Sturm tobte immer noch mit voller Wucht, und es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er bald nachlassen würde, deshalb war es völlig unmöglich, irgendetwas im Freien
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