Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
zu machen. Sollte er mit den Kindern ins Kino gehen? Aber es gab momentan leider keinen Film, der für beide geeignet war. Eine Weile konnte er sie sich selbst überlassen. Er kannte viele Eltern, die das ohne Bedenken taten. Andererseits waren seine Kinder noch zu klein, um sich längere Zeit vollkommen selbstständig zu beschäftigen. In Gedanken ging er also die verschiedenen Möglichkeiten durch, während er gegrillte Käsesandwiches zubereitete. Aber schon schweiften seine Gedanken ab und wanderten zu Katie. Sie tat offensichtlich ihr Bestes, um nicht aufzufallen, aber Alex wusste, dass dieser Versuch in einer Stadt wie Southport zwangsläufig zum Scheitern verurteilt war. Außerdem war sie viel zu hübsch, um unsichtbar zu sein, und wenn die Leute erst einmal herausfanden, dass sie immer zu Fuß ging, würden sie anfangen, darüber zu tratschen und sich Fragen nach ihrer Vergangenheit zu stellen.
Alex wollte das möglichst verhindern. Nicht aus egoistischen Gründen, sondern weil Katie das Recht hatte, hier das Leben zu führen, das sie sich wünschte. Ein normales Leben. Ein Leben mit den simplen Freuden, die von den meisten Menschen als selbstverständlich hingenommen wurden: die Möglichkeit, sich frei zu bewegen und hinzugehen, wo sie wollte und wann sie wollte, und in einem Haus zu wohnen, in dem sie sich sicher und geborgen fühlte. Außerdem brauchte sie etwas, womit sie schneller von einem Ort zum anderen kommen konnte.
»Hey, Kinder«, sagte er und legte die Sandwiches auf die Teller. »Ich habe eine Idee. Wir basteln was für Miss Katie.«
»Okay!«, rief Kristen erfreut.
Josh, immer unkompliziert und kooperativ, nickte nur.
KAPITEL 7
Düstere Regenwolken wurden vom Wind über den Himmel von North Carolina getrieben, und die Tropfen trommelten gegen das Küchenfenster. Am frühen Nachmittag hatte Katie ihre Wäsche in der Küchenspüle gewaschen, und nachdem sie Kristens Bild am Kühlschrank befestigt hatte, merkte sie plötzlich, dass die Decke im Wohnzimmer undicht war. Schnell stellte sie einen Topf an die Stelle, an der das Wasser tropfte. Und diesen Topf hatte sie inzwischen schon zweimal ausgeleert. Am nächsten Morgen wollte sie als Erstes den Vermieter anrufen, aber sie bezweifelte, ob er die undichte Stelle sofort reparieren konnte. Falls er überhaupt dazu bereit war.
In der Küche schnitt sie kleine Würfel von dem großen Stück Cheddarkäse ab und steckte sich zwischendurch immer wieder einen in den Mund. Auf einem gelben Plastikteller lagen Cracker mit Tomaten- und Gurkenscheiben, aber sie konnte sie nicht so hübsch arrangieren, wie es ihren Vorstellungen entsprach. Nichts sah je so aus, wie sie es wollte! In ihrer früheren Wohnung hatte sie ein stilvolles Holzbrett besessen und ein Käsemesser aus Silber, in das ein Kardinalvogel eingraviert war. Und einen ganzen Satz Weingläser. Und natürlich einen Esstisch aus Kirschholz sowie feine Gardinen an den Fenstern. Hier wackelte der Tisch, die Stühle passten nicht zusammen, die Fenster waren kahl, und wenn Jo nachher kam, mussten sie den Wein aus Kaffeebechern trinken. Ihr früheres Leben war grauenvoll gewesen, aber die schönen Dinge für den Haushalt anzuschaffen, hatte ihr trotzdem Spaß gemacht. Aber wie alles, was sie zurückgelassen hatte, empfand sie inzwischen auch diese Luxusgegenstände als Feinde, die zur anderen Seite übergewechselt waren.
Durchs Fenster sah sie, dass bei Jo drüben das Licht ausging. Sofort eilte sie zur Haustür und öffnete sie. Jo kam durch die Pfützen gehopst, in der einen Hand einen Regenschirm, in der anderen eine Flasche Wein. Noch ein paar Schritte, und sie hatte Katies Veranda erreicht. Ihr gelber Regenmantel war allerdings schon patschnass.
»Jetzt kann ich mir vorstellen, wie sich Noah gefühlt haben muss! Ist es denn zu fassen, solch ein Unwetter! Ich habe überall in meiner Küche kleine Pfützen.«
Katie zeigte über ihre Schulter. »Meine undichte Stelle befindet sich im Wohnzimmer.«
»Trautes Heim, Glück allein, was? Hier«, sagte Jo und reichte Katie den Wein. »Wie versprochen. Und den habe ich heute wirklich nötig, das kannst du mir glauben.«
»War’s ein anstrengender Tag?«
»Noch viel schlimmer.«
»Komm rein.«
»Ich glaube, meinen Mantel lasse ich lieber draußen, sonst hast du gleich zwei Pfützen in deinem Wohnzimmer«, sagte Jo und schüttelte ihn ab. Sie legte den Mantel über den Schaukelstuhl und den Regenschirm daneben, dann folgte sie Katie in die
Weitere Kostenlose Bücher