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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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ein dezentes Eichenfass- und Aprikosenaroma und schmeckte hervorragend. Katie trank ihren Becher aus, und Jo goss nach. Als eine Motte um das Licht über der Spüle herumschwirrte, wild entschlossen und zugleich völlig verwirrt flatternd, begannen die beiden jungen Frauen zu kichern. Katie schnitt ein zusätzliches Stück Käse ab und legte noch ein paar Cracker auf den Teller. Sie unterhielten sich über Filme und Bücher, und Jo quiekte vor Vergnügen, als Katie sagte, ihr Lieblingsfilm sei Ist das Leben nicht schön? mit James Stewart. Das sei auch ihr Lieblingsfilm, erklärte sie, und Katie erzählte, als sie noch klein war, hätte sie sich von ihrer Mutter eine Glocke gewünscht, um einem Engel zu helfen, seine Flügel zu bekommen, genau wie im Film. Nach dem zweiten Becher Wein fühlte sie sich so leicht wie eine Feder im Sommerwind.
    Jo stellte kaum Fragen. Sie plauderten eher über alltägliche Themen, und Katie konnte es richtig genießen, dass Jo bei ihr war. Als das silberne Mondlicht die Welt draußen vor dem Fenster erhellte, traten sie beide auf die Veranda. Katie merkte, dass sie schon ein wenig schwankte, deshalb hielt sie sich vorsichtshalber am Geländer fest. Die Wolken rissen immer mehr auf, und plötzlich war der ganze Himmel mit Sternen übersät. Katie zeigte auf den Großen Bären und den Polarstern. Das waren die einzigen Sterne, die sie kannte, aber Jo konnte noch Dutzende benennen. Voller Bewunderung blickte Katie zum Himmel hinauf. Wirklich erstaunlich, dass ihre neue Freundin so viele Sternbilder kannte! Bis sie schließlich merkte, welche Namen Jo den Bildern gab: »Das da drüben heißt Bugs Bunny, und siehst du die Sterne über dem Baum da? Das ist Daffy Duck.« Als Katie kapierte, dass ihre Nachbarin genauso wenig über die Sterne wusste wie sie selbst, kicherte diese wie ein ungezogenes Kind.
    In der Küche verteilte Katie den restlichen Wein auf die Becher und trank einen kleinen Schluck. Die Flüssigkeit wärmte ihre Kehle, und ihr wurde leicht schwindelig. Die Motte tanzte immer noch um das Licht herum. Oder waren es etwa schon zwei?, fragte sich Katie. Ach, sie war so glücklich, sie fühlte sich sicher und geborgen. Was für ein wunderschöner Abend.
    Sie hatte eine Freundin, eine richtige Freundin, die gern lachte und die Witze über Sternbilder machte. Katie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, weil es schon so lange her war, dass sie etwas so Unkompliziertes und Unbeschwertes erlebt hatte.
    »Ist alles okay?«, fragte Jo.
    »Ja, alles okay«, antwortete Katie. »Ich dachte nur gerade, wie sehr ich mich freue, dass du hier bist.«
    Jo musterte sie aufmerksam. »Du bist ein bisschen beschwipst, glaube ich.«
    »Könnte stimmen.«
    »Na, dann mal los. Was sollen wir machen? Weil du ja offensichtlich betütelt bist und Spaß haben willst.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was du meinst.«
    »Hast du Lust, noch was zu unternehmen? Wollen wir in die Stadt gehen, in irgendein spannendes Lokal?«
    Katie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Du willst nicht unter Leute?«
    »Nein. Ich fühle mich wohler allein.«
    Nachdenklich strich Jo mit dem Finger den Rand des Bechers entlang, dann sagte sie: »Glaub mir: Auf die Dauer fühlt sich kein Mensch wohl, wenn er immer allein ist.«
    »Ich schon.«
    Jetzt beugte sich ihre Freundin näher zu ihr. »Willst du damit sagen, dass du am liebsten ganz allein auf einer einsamen Insel wärst, wenn du nur genug zu essen hättest und eine Unterkunft und Kleidung und auch sonst noch alles, was man braucht, um zu überleben? Du wärst lieber mitten im Nichts, ohne andere Menschen, bis an dein Lebensende? Ganz ehrlich?«
    Katie blinzelte, um Jo klarer zu sehen. »Weshalb denkst du, ich bin nicht ehrlich?«
    »Weil alle Menschen lügen. Das gehört dazu, wenn man in einer Gemeinschaft lebt. Versteh mich nicht falsch – ich halte es für notwendig. Niemand möchte in einer Gesellschaft leben, in der absolute Ehrlichkeit herrscht. Kannst du dir die Gespräche vorstellen? ›Du bist klein und fett‹, sagt der eine, und der andere erwidert: ›Ich weiß. Und du stinkst.‹ Das würde nicht funktionieren. Also lügen die Leute die ganze Zeit, indem sie einen Teil der Wahrheit auslassen. Man erzählt den größten Teil einer Geschichte … aber der Teil, den man weglässt, ist oft der wichtigste. Das weiß ich aus Erfahrung. Die Menschen verbergen die Wahrheit, weil sie Angst haben.«
    Katie hatte das Gefühl, als würde mit diesen Worten ein Finger

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