Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
warf Alex ihr einen Blick zu. »Ihre Eltern auch?«
Katie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. »Ich denke, meine Eltern haben ihr Bestes gegeben.« Keine großen Lobeshymnen, sondern die Wahrheit.
»Haben Sie ein enges Verhältnis zu ihnen?«
»Sie sind beide bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, als ich neunzehn war.«
Er war tief betroffen. »Das tut mir sehr leid.«
»Ja, es war eine schwere Zeit.«
»Haben Sie Geschwister?«
»Nein.« Katie schaute hinaus aufs Meer. »Ich bin ganz allein.«
Ein paar Minuten später holte Alex mit den Kindern die Drachen wieder ein, und sie gingen alle zurück zum Pick nicktisch. Die Kohlen im Grill waren noch nicht heiß genug, und Alex nutzte die Zeit, um die Boogieboards abzuwaschen und den Sand aus den Handtüchern zu schütteln, bevor er die Zutaten für den Nachtisch bereitstellte.
Kristen und Josh halfen ihm, ihre Sachen einzupacken, und Katie füllte die Kühltasche, während Alex schon anfing, alles zum Jeep zu tragen. Schließlich waren nur noch die Decke und die Klappstühle übrig. Die Kinder stellten sie im Kreis um den Grill auf. Alex verteilte lange Stangen und holte die Tüte mit den Marshmallows. In seiner Begeisterung riss Josh sie etwas zu hastig auf, und ein paar Marshmallows kullerten auf die Decke.
Katie machte den Kindern alles nach. Sie spießte drei Marshmallows auf ihre Stange, und dann standen sie zu viert um den Grill herum und drehten die Stangen hin und her, bis die Zuckerkugeln goldbraun wurden. Katie hielt ihre ein bisschen zu dicht an die Hitze, und zwei Marshmallows fingen Feuer, aber Alex pustete die Flammen geistesgegenwärtig aus.
Als sie fertig waren mit dem Rösten der Marshmallows, half Alex den Kindern mit dem Rest: Sie legten die Schokolade auf die Grahamcracker, darauf kamen die geschmolzenen Marshmallows und dann noch ein zweiter Cracker. Das Ergebnis war unglaublich klebrig und süß, doch Katie fand, dass sie noch nie im Leben etwas so Leckeres gegessen hatte.
Sie saß zwischen den Kindern und schaute zu, wie Alex mit seinem krümelnden Cracker kämpfte. Als er sich mit den Fingern den Mund abwischen wollte, machte er alles nur noch schlimmer. Die Kinder bogen sich vor Lachen, und auch Katie musste kichern. Zu ihrer großen Verwunderung spürte sie, dass plötzlich so etwas wie Hoffnung in ihr aufstieg. Trotz der Tragödie, die diese drei durchgemacht hatten, sah sie hier eine glückliche Familie vor sich. Und alle gingen ausgesprochen liebevoll miteinander um. Für die kleine Familie war es ein ganz normaler Tag an einem normalen Wochenende, aber für Katie war es wie eine Offenbarung, miterleben zu dürfen, dass so wundervolle Augenblicke möglich waren. Und dass sie vielleicht, ganz vielleicht, selbst irgendwann etwas Ähnliches erleben konnte.
KAPITEL 12
»Und was ist dann passiert?«
Jo saß ihr am Tisch gegenüber. Die Küche war nur von dem warmen Schein der Lampe über dem Herd erleuchtet. Als Katie heimgekommen war, hatte Jo gleich bei ihr geklopft, lauter Farbkleckse in den Haaren. Schnell hatte Katie eine Kanne Kaffee gekocht.
»Nichts Besonderes mehr. Wir haben die Marshmallows mit Crackern und Schokolade gegessen, sind noch mal runter ans Wasser gegangen, dann sind wir alle ins Auto geklettert und heimgefahren.«
»Hat er dich bis an die Tür begleitet?«
»Ja.«
»Hast du ihn gefragt, ob er reinkommen möchte?«
»Die Kinder mussten doch nach Hause.«
»Hast du ihn zum Abschied geküsst?«
»Natürlich nicht!«
»Warum nicht?«
»Hörst du mir nicht richtig zu? Er ist mit Josh und Kristen an den Strand gefahren und hat mich nur gefragt, ob ich mitkommen will. Das war doch kein Date!«
Jo trank einen Schluck. »Ich finde aber, es hört sich nach einem Date an.«
»Es war ein Familienausflug.«
Jo nickte nachdenklich. »So wie du es beschreibst, habt ihr euch ziemlich gut verstanden.«
Katie lehnte sich zurück. »Ich habe den Eindruck, du möchtest gern, dass es ein Date war.«
»Wieso sollte ich das wollen?«
»Keine Ahnung. Aber seit wir uns kennen, fängst du immer wieder von ihm an. Als ob du versuchen würdest … ach, ich weiß auch nicht. Als ob du mich dazu bringen wolltest, dass ich ihn gut finde.«
Jo schwenkte den Inhalt in ihrer Tasse hin und her, stellte sie dann aber wieder auf den Tisch. »Und – findest du ihn gut?«
Katie warf die Hände in die Luft. »Da siehst du’s wieder!«
Jo musste lachen. Sie schwieg kurz, dann fuhr sie fort: »Ich kenne viele Leute,
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