Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Schultern jetzt waren und dass sie etwas gepresst redete. Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Ich weiß nicht, was ich gesagt habe – aber wenn ich Sie versehentlich gekränkt habe, möchte ich dafür um Entschuldigung bitten«, sagte er schließlich. »Und wenn Sie darüber reden möchten, bin ich jederzeit für Sie da.«
Wieder nickte sie stumm. Alex wartete eine ganze Weile, bevor er sie fragte: »Ist das immer so bei Ihnen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich habe bei Ihnen gelegentlich das Gefühl, dass ich über dünnes Eis gehe – ohne zu ahnen, warum.«
»Ich würde es Ihnen gern sagen, aber ich kann nicht«, antwortete Katie so leise, dass ihre Worte fast vom Rauschen der Wellen übertönt wurden.
»Können Sie mir wenigstens sagen, ob ich irgendetwas getan oder gesagt habe, was Sie ärgert?«
Jetzt schaute sie ihm endlich direkt in die Augen. »Nein, Sie haben nichts Falsches gesagt und auch nichts Falsches getan. Aber im Moment kann ich leider nicht viel mehr dazu sagen, in Ordnung?«
Er hielt ihren Blick fest. »Einverstanden. Solange Sie sich mit uns wohlfühlen … Das ist mir das Wichtigste.«
Es kostete Katie einige Anstrengung, aber schließlich gelang ihr doch ein Lächeln. »Für mich ist das heute der schönste Tag seit langem. Das schönste Wochenende.«
»Sind Sie denn immer noch sauer wegen des Fahrrads?«, sagte er und kniff scheinbar misstrauisch die Augen zusammen. Katie musste trotz ihrer inneren Anspannung lachen.
»Ja, es dauert bestimmt ewig, bis ich mich davon erholt habe«, sagte sie und tat so, als würde sie schmollen.
Aber dann wurde sie schnell wieder ernst. »Darf ich Sie etwas fragen? Sie müssen nicht antworten, wenn Sie nicht wollen.«
»Schießen Sie los.«
»Was hat Ihrer Frau gefehlt? Sie haben nur gesagt, dass sie einen Anfall hatte, aber Sie haben nicht erwähnt, welche Krankheit sie hatte.«
Er seufzte, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass Katie diese Frage stellen würde, und als fiele es ihm trotz allem schwer, darauf zu antworten. »Sie hatte einen Gehirntumor«, begann er. »Oder, genauer gesagt, drei ver schiedene Arten von Gehirntumoren. Ich habe das damals nicht gewusst, aber inzwischen habe ich herausgefunden, dass so etwas ziemlich häufig vorkommt. Der Tumor, der langsam wuchs, war genau so, wie man sich das immer vorstellt, er war etwa so groß wie ein Hühnerei, und die Chirurgen konnten ihn größtenteils entfernen. Aber die anderen beiden waren komplizierter. Sie breiteten sich aus wie mit Spinnenbeinen, und man konnte sie nicht operieren, ohne auch einen Teil des Gehirns zu zerstören. Außerdem waren sie extrem aggressiv. Die Ärzte haben ihr Bestes getan, aber schon als sie aus dem Operationssaal kamen und mir sagten, die OP sei den Umständen entsprechend gut verlaufen, wusste ich genau, was sie damit sagen wollten.«
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man so etwas gesagt bekommt.« Mit bedrückter Miene starrte Katie auf den Sand.
»Ehrlich gesagt – zuerst konnte ich es nicht fassen. Es kam alles so … unerwartet! Eine Woche vorher waren wir noch eine normale Familie, und auf einmal heißt es, sie wird bald sterben, und ich kann nichts tun, um es zu verhindern.«
Drüben standen die Kinder und konzentrierten sich immer noch auf ihre Drachen, aber Katie wusste, dass Alex sie jetzt nicht richtig wahrnahm.
»Nach der Operation dauerte es ein paar Wochen, bis Carly wieder auf die Beine kam, und ich wollte unbedingt glauben, dass alles in Ordnung ist. Aber dann habe ich kleine Veränderungen bemerkt, von Woche zu Woche. Die linke Körperseite wurde schwächer, und wenn sie sich mittags hinlegte, schlief sie immer länger. Es war alles sehr schwierig, aber das Schlimmste für mich war, dass sie sich von den Kindern zurückzog. Ich glaube, sie wollte vermeiden, dass Josh und Kristen sie als krank in Erinnerung behalten. Sie wollte, dass für die Kinder ihre Mutter so bleibt, wie sie vor der Krankheit gewesen war.« Alex schwieg eine Weile lang, dann schüttelte er traurig den Kopf. »Es tut mir leid – ich hätte Ihnen das nicht sagen dürfen. Sie war eine wunderbare Mutter. Man muss sich ja nur anschauen, wie gut die beiden geraten sind.«
»Ich glaube, der Vater hat auch etwas damit zu tun.«
»Ich gebe mir Mühe. Aber die Hälfte der Zeit weiß ich gar nicht, was ich eigentlich mache. Es ist, als würde ich nur eine Rolle spielen.«
»Das Gefühl haben alle Eltern, nehme ich an.«
Fragend
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