Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
er über ihre Antwort nachzudenken. Dann sagte er: »Danke, dass du mir mit dem Drachen geholfen hast.«
»Ihr zwei amüsiert euch gut, so wie’s aussieht«, sagte Alex, als er mit Kristen zurückkam. Er selbst half nun seiner kleinen Tochter, ihren Drachen in die Luft zu bekommen, und trat dann neben Katie. Sie standen auf dem festen Sand am Rand des Wassers, und ihre Haare wehten leicht in der Brise.
»Josh ist wirklich ein netter Junge«, sagte sie. »Und er war viel gesprächiger, als ich erwartet hatte.«
Alex behielt ständig seine Kinder im Auge, und Katie hatte den Eindruck, dass ihm wirklich nichts entging.
»Verbringen Sie so meistens Ihre Wochenenden, wenn Sie nicht im Laden sind? Unternehmen Sie oft etwas mit den Kindern?«
»Ja, immer. Mir ist das sehr wichtig.«
»Obwohl Ihre Eltern das bei Ihnen anscheinend nicht so gesehen haben.«
Alex zögerte kurz. »Das wäre eine Erklärung, oder? Ich habe mich vernachlässigt gefühlt, also habe ich mir ge schworen, alles anders zu machen als meine Eltern? Klingt gut, aber ich weiß nicht, ob es wirklich stimmt. Eigentlich unternehme ich vor allem deswegen etwas mit den beiden, weil ich es gern mache. Ich bin gern mit ihnen zusammen. Es macht mir Vergnügen, mitzubekommen, wie sie aufwachsen, und ich möchte sie dabei begleiten.«
Katie musste an ihre eigene Kindheit denken. Hätten ihre Eltern je so etwas gesagt wie Alex? Wohl kaum.
»Warum sind Sie nach der Schule zum Militär gegangen?«
»Damals hielt ich die Entscheidung für richtig. Ich habe nach neuen Herausforderungen gesucht, ich wollte etwas anderes ausprobieren, und auf diese Weise hatte ich außerdem eine hervorragende Ausrede, endlich von Spokane wegzugehen. Ich bin vorher nie richtig rausgekommen, höchstens zu Schwimmwettbewerben.«
»Haben Sie je …«
Als sie nicht weitersprach, vollendete er ihren Satz. »Ob ich je an Kampfhandlungen beteiligt war? Nein, ich war nicht an der Front. Am College habe ich Jura studiert, und deshalb bin ich CID geworden.«
»Was ist das?«
Er erklärte ihr seine Aufgaben bei der militärischen Ermittlungsbehörde, der Criminal Investigation Division.
Katie schaute ihn fragend an. »Heißt das, Sie waren so eine Art Polizist?«
»Ja, könnte man sagen.«
Katie wandte sich abrupt ab, und ihr Gesicht wirkte plötzlich verschlossen.
»Habe ich etwas Falsches gesagt?«, wollte er wissen.
Stumm schüttelte sie den Kopf. Alex studierte ihr Gesicht aufmerksam, konnte sich aber beim besten Willen nicht erklären, was los war. Bestimmt hat es etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun, dachte er.
»Was ist los, Katie?«
»Nichts«, beharrte sie, doch er merkte schon an ihrem Tonfall, dass es nicht stimmte. Wenn sie irgendwo anders gewesen wären, unter anderen Begleitumständen, hätte er nachgehakt, aber für den Moment ließ er das Thema fallen.
»Wir müssen nicht darüber reden«, sagte er leise. »Und außerdem bin ich längst ein ganz anderer Mensch. Glauben Sie mir, ich bin viel glücklicher, seit ich mein Geschäft führe.«
Katie nickte dankbar, aber er spürte immer noch eine Spur von Unruhe bei ihr. Ihm war klar, dass sie Zeit brauchte und dass man sie nicht bedrängen durfte. Aber warum verhielt sie sich so? Was steckte hinter dieser eigenartigen Reaktion? Das hätte er gern gewusst. Mit dem Daumen deutete er über die Schulter. »Mir fällt gerade ein, dass ich noch Kohlen nachlegen muss. Wenn die Kinder ihren Nachtisch nicht bekommen, sind sie sauer, und ich muss mir eine Strafpredigt anhören. Bin gleich wieder da.«
»Ja, klar«, sagte Katie mit gespielter Leichtigkeit. Als sie allein war, atmete sie tief durch. Es kam ihr vor, als wäre sie gerade noch davongekommen. Er war früher Polizist, dachte sie. Aber das macht nichts . Trotzdem musste sie sich fast eine Minute lang darauf konzentrieren, ganz ruhig zu atmen, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Kristen und Josh standen immer noch ungefähr an derselben Stelle. Kristen bückte sich gerade, um eine Muschel aufzuheben, und verlor dabei ihren Drachen vorübergehend aus dem Auge.
In dem Moment hörte Katie, dass sich Alex ihr von hinten näherte. »Da bin ich wieder!«, verkündete er fröhlich. »Ich glaube, wenn wir den Nachtisch gegessen haben, sollten wir nach Hause fahren. Ich würde zwar gern bis zum Sonnenuntergang bleiben, aber Josh muss morgen früh in die Schule.«
»Ich richte mich natürlich nach Ihnen und bin mit allem einverstanden.«
Alex fiel auf, wie verspannt ihre
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