Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Mahlzeiten genau durchplanen und hielt immer Ausschau nach Gutscheinen und Schnäppchen. Als Kevin für die Lebensmittel bezahlte, gab Katie ihm das Wechselgeld und die Quittung des Friseursalons. Er zählte die Summe genau nach, um sich zu vergewissern, dass alles stimmte.
Zu Hause rieb sie sich die Arme, weil sie so fror. Die Räume waren kalt, und durch die Ritzen in den Fenstern und den Spalt unter der Tür kroch eisige Luft von draußen herein. Der Fußboden im Badezimmer war so frostig, dass ihr die Füße schmerzten, aber Kevin schimpfte immer über die astronomischen Heizölrechnungen und er laubte ihr nicht, den Thermostat höher zu stellen. Solange er bei der Arbeit war, trug sie ein warmes Sweatshirt und Hausschuhe, aber wenn er nach Hause kam, wollte er, dass sie sexy aussah.
Er stellte die Lebensmitteltüten auf den Küchentisch, sie stellte ihre Tüten daneben. Und schon holte er eine Flasche Wodka aus dem Kühlschrank und ein paar Eis würfel, die er in ein Glas klackern ließ, bevor er den Alko hol eingoss. Kevin hörte erst auf, als das Glas fast überlief, dann ging er stumm ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an. Irgendeine Sportsendung. Der Sprecher sprach über Football und ob die Patriots wieder den Super Bowl gewinnen würden. Letztes Jahr war Kevin zu einem Spiel der Patriots gegangen, denn seit seiner Kindheit war er ein großer Fan.
Katie zog ihren Mantel aus und fasste in die Tasche. Sie hatte nur ein paar Minuten – hoffentlich reichte die Zeit. Nach einem kurzen Blick ins Wohnzimmer lief sie schnell zur Spüle. In dem Schrank unter dem Becken stand eine Packung mit SOS -Scheuerpads. Sie steckte das Handy ganz unten in die Schachtel und legte die Pads darüber. Leise schloss sie den Schrank wieder und nahm ihren Mantel. Hoffentlich hatte Kevin nichts gesehen. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und ging durchs Wohnzimmer zur Garderobe im Flur. Der Raum schien sich endlos zu dehnen, wie in einem Zerrspiegel auf dem Rummelplatz. Aber sie durfte diesem Gefühl nicht nachgeben, denn Kevin konnte Gedanken lesen, das wusste sie. Bis jetzt hatte er allerdings noch kein einziges Mal die Augen vom Fernsehbildschirm genommen. Trotzdem wagte Katie erst wieder normal zu atmen, als sie zurück in der Küche war.
Sie fing an, die Lebensmittel auszupacken. Irgendwie war sie noch ganz benommen, aber ihr war klar, dass sie sich unauffällig verhalten musste, sonst merkte Kevin alles. Er wollte, dass im Haus Ordnung herrschte. Vor allem in der Küche und im Bad. Katie packte Käse und Eier in die dafür vorgesehenen Fächer im Kühlschrank, holte das alte Gemüse aus der Schublade, wischte diese kurz aus und legte dann das frische Gemüse hinein. Die grünen Bohnen ließ sie draußen und holte etwa ein Dutzend rote Kartoffeln aus einem Korb, der in der Speisekammer auf dem Boden stand. Außerdem legte sie für den Salat eine Gurke, einen Eisbergsalat und Tomaten bereit. Als Haupt gericht hatte sie marinierte Filetsteaks geplant.
Das Fleisch hatte sie schon am Tag zuvor in eine Marinade aus Rotwein, Orangensaft, Grapefruitsaft, Salz und Pfeffer eingelegt. Die Säure machte das Fleisch besonders zart und verlieh ihm eine zusätzliche Geschmacksnote.
Dann räumte sie die restlichen Lebensmittel fort und schob dabei immer systematisch die älteren Waren nach vorn. Sobald sie damit fertig war, faltete sie die Tüten zusammen und verstaute sie unter der Spüle. Als Nächstes holte sie aus der Schublade ein Messer, um die Kartoffeln zu halbieren. Gerade so viele, wie sie für sich und Kevin brauchte. Sorgfältig rieb sie eine Backform mit Öl ein, stellte den Backofen an und würzte die Kartoffeln mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und Petersilie. Sie mussten vor den Steaks in die Röhre und später nochmal kurz aufgewärmt werden, während sie die Steaks grillte.
Kevin wollte den Salat sehr fein geschnitten. Dazu Blaukäsekrümel, Croutons und italienisches Dressing. Katie schnitt die Tomaten jeweils in Hälften, doch von der Gurke nahm sie nur etwa ein Viertel, wickelte den Rest in Plastikfolie und legte ihn zurück in den Kühlschrank. Da merkte sie plötzlich, dass Kevin im Türrahmen zwischen Esszimmer und Küche stand. Er leerte mit einem kräftigen Schluck sein Wodkaglas und musterte sie mit glasigen Augen. Seine Gegenwart erdrückte sie fast.
Er weiß nicht, dass ich aus dem Friseursalon abgehauen bin, sagte sie sich. Er weiß nicht, dass ich mir ein Handy gekauft habe. Sonst hätte er
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