Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
angewiesen wäre.«
Katie roch Parfüm in der Luft. Die Heizung unter der Theke war angesprungen. »Ich kann gar nicht fahren.«
Rachel zuckte lässig die Achseln, während sie wieder ein Stück Folie um eine Strähne wickelte. »Autofahren ist nicht schwer. Man muss nur ein bisschen üben, die Prüfung bestehen, und los geht’s.«
Katie starrte Rachel im Spiegel an. Sie schien genau zu wissen, was sie wollte, dabei war sie noch so jung und stand erst am Anfang ihrer Laufbahn. Katie wünschte sich irgendwie, sie wäre älter und erfahrener. Eigentlich seltsam – sie selbst war ja nur etwa zwei Jahre älter als Rachel. Oder sogar noch weniger. Und trotzdem fühlte sie sich alt.
»Haben Sie Kinder?«
»Nein.«
Vielleicht hatte die junge Frau das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben. Jedenfalls werkelte sie die nächsten paar Minuten wieder stumm vor sich hin. Mit den Folien auf dem Kopf sah Katie aus wie ein Alien mit Antennen. Schließlich führte Rachel sie zu einem anderen Stuhl und knipste die Trockenhaube an.
»In ein paar Minuten bin ich wieder bei Ihnen, um alles zu kontrollieren, okay?«
Rachel ging hinüber zu einer ihrer Kolleginnen. Die beiden unterhielten sich, aber wegen des allgemeinen Geräuschpegels konnte Katie nichts verstehen. Sie schaute auf die Uhr. In einer knappen Stunde kam Kevin. Die Zeit verging wie im Flug. Viel zu schnell.
Nach einer Weile kam Rachel zurück und inspizierte Katies Haare. »Noch ein bisschen«, zwitscherte sie und begab sich wieder zu ihrer Kollegin, um das Gespräch fortzusetzen. Während sie redete, gestikulierte sie lebhaft mit den Händen. Jung und unbeschwert. Glücklich.
Weitere zehn Minuten vergingen. Zwölf. Katie bemühte sich, nicht auf die Uhr zu starren. Endlich war die Zeit abgelaufen. Rachel entfernte die Folie und führte Katie zum Waschbecken. Sie lehnte den Kopf zurück, so dass ihr Nacken auf dem Handtuch ruhte. Rachel stellte das Wasser an, und Katie spürte die kühle Flüssigkeit auf den Wangen. Mit geschickten Fingern massierte Rachel ihr das Shampoo in die Haare, spülte es aus, gab Conditioner darauf und spülte wieder.
»So, und jetzt bringen wir noch Form rein, okay?«
Als sie wieder an ihrem Platz saß, fand Katie, dass ihre Haare gut aussahen. Zwar konnte man noch nichts Endgültiges sagen, solange sie nass waren. Aber alles musste perfekt sein, sonst würde Kevin meckern. Rachel kämmte ihre Haare durch, um die kleinen Knoten zu lösen. Noch vierzig Minuten.
Die junge Frau musterte Katies Spiegelbild. »Wie viel soll ich wegnehmen?«
»Nicht zu viel«, antwortete Katie. »So, dass es wieder gepflegt aussieht. Mein Mann mag lange Haare gern.«
»Haben Sie eine konkrete Vorstellung? Ich habe ein Buch mit Fotos, falls Sie was Neues ausprobieren wollen.«
»So wie bisher ist es in Ordnung.«
»Wird gemacht.«
Katie schaute zu, wie Rachel den Kamm nahm, die Haare durch die Finger gleiten ließ und sie dann mit der Schere kürzer schnitt. Erst hinten, dann an den Seiten. Rachel kaute einen Kaugummi, ihr Kiefer bewegte sich dauernd auf und ab, während sie arbeitete.
»Bis jetzt alles okay?«
»Ja. Aber ich glaube, das reicht.«
Nun griff Rachel zu Föhn und Rundbürste. Umsichtig fuhr sie mit der Bürste durch die frisch geschnittenen Haare. Katie fand das Geräusch des Föhns etwas zu laut.
»Wie oft lassen Sie sich die Haare machen?«, fragte Rachel.
»Einmal im Monat. Aber manchmal lasse ich sie auch nur schneiden.«
»Sie haben sehr schöne Haare, nebenbei bemerkt.«
»Vielen Dank.«
Weil Katie leichte Wellen haben wollte, holte Rachel den Lockenstab. Es dauerte eine Weile, bis er warm genug war. Jetzt blieben nur noch zwanzig Minuten.
Rachel bearbeitete Katies Haare, bis sie zufrieden war. Dann begutachtete sie das Ergebnis im Spiegel.
»Und – wie finden Sie’s?«, wollte sie wissen.
»Absolut perfekt.«
»Ich zeig Ihnen noch die Rückseite«, sagte Rachel, drehte den Stuhl und reichte Katie einen Spiegel. Diese nickte.
»Okay – das war’s dann für heute«, verkündete die Friseurin.
»Was bin ich Ihnen schuldig?«
Rachel nannte die Summe, und Katie holte ihren Geldbeutel heraus, gab ihr das Geld und ein Trinkgeld. »Könnte ich bitte eine Quittung haben?«
»Ja, klar«, sagte Rachel. »Kommen Sie bitte mit zur Kasse.«
Katie wusste, dass Kevin die Summe überprüfen und das Wechselgeld haben wollte, sobald sie ins Auto stieg. Deshalb achtete sie darauf, dass Rachel auch das Trinkgeld notierte.
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