Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Nähe zu gelangen.
Jake blickte auf seine Hände herab und stellte erstaunt fest, dass er sie zu Fäusten geballt hatte. Er hatte sich vorgestellt, sie lägen um Sheldons Hals. Das wollte er am liebsten mit jedem Mann machen, der Banner anrührte. Den Gedanken konnte er nicht ertragen, dass jemand seine Hände auf sie legte.
Außer ihm.
Fluchend ließ er sich aufs Bett zurückfallen und versuchte, die Gedanken an Banner zu verdrängen.
Banner, ihr Haar, ihre feuchte Haut, der Geruch nach Seife.
Banner, ihr Mund, der seinen Kuss erwiderte.
Banner, ihre Brust, die unter seiner Zunge wie Zucker dahinschmolz.
Die quälenden Bilder wollten nicht weichen, bis er seinen Lenden mit eigener Hand Erleichterung verschaffte.
Glühende Tränen rollten unaufhörlich in kleinen Bächen über ihre Wangen. Gott sei Dank hatte sie nicht vor ihm geweint. Hatte er gewusst, dass sie geweint hatte, als er sie gestern Nacht am Ufer des Flüsschens allein ließ? Wann hörte sie auf, sich selbst so zu erniedrigen? Wann würde sie endlich lernen?
Aber vergangene Nacht war er ihr so nahe gewesen! Er war nahe daran gewesen, mit ihr zu schlafen, und sie wusste, dass er sie begehrt hatte. Die Leidenschaft, mit der er sie geküsst hatte, war nicht vorgetäuscht. Die zärtliche Art, mit der sein Mund sich über ihren Brüsten bewegt hatte, konnte kein Produkt ihrer Fantasie sein, weil sie sich solch eine süße Liebkosung nie hätte vorstellen können.
Aber warum hatte er aufgehört?
Er hatte gesagt, weil er zu alt sei, weil er nicht gut genug sei, weil dies und weil das. Banner wusste, dass das alles lahme Entschuldigungen waren. Der wahre Grund war, dass sie nicht Lydia war. Jake begehrte sie vielleicht, aber er liebte immer noch ihre Mutter. Er war nicht bereit, sich mit der Zweitbesten zufriedenzugeben.
Sie lauschte auf die Geräusche, als er sich fürs Bett fertig machte. Sie hörte das Platschen des Wassers, in dem er sich wusch, hörte das Plumpsen, als seine Stiefel zu Boden fielen, hörte das Ächzen der Sprungfedern unter seinem Gewicht.
Hatte er sich ausgezogen? Was trug Jake, wenn er alleine schlief? Kein Nachthemd. Dazu war er nicht der Typ. Seine Unterwäsche? Wenn es heiß war im Sommer?
Nichts?
Ihr wurde schwach, als sie sich vorstellte, dass er nur ein paar Meter von ihr entfernt nackt dalag, und rollte sich auf den Bauch, um so die kleinen Flammen, die ihren Körper zum Lodern brachten, auszudrücken.
Warum quälte sie sich selbst so? Hatte sie denn gar keinen Stolz? Jakes Körper stand nicht in Flammen, oder? Welches Feuer der Begierde Banner auch in ihm entfacht haben mochte, er hatte es bei einer anderen Frau gelöscht.
Priscilla Watkins. Sie verachtete diese Frau.
Sie lag lange wach und fragte sich, ob Jake schlief. Durchlebte er die Momente der Leidenschaft, die sie vergangene Nacht geteilt hatten, noch einmal, oder schweiften seine Gedanken zu dem Abend, den er mit Priscilla verbracht hatte?
Am frühen Morgen kamen die Jungens kichernd und betrunken hereingestolpert. Mit einem lauten Raunen, das die Wand durchdrang, befahl Jake ihnen, leise zu sein und ins Bett zu gehen, bevor sie alle von der Hotelleitung hinausgeschmissen würden. Sie hörte, wie sie sich hinlegten.
Und immer noch lag sie wach und fragte sich, was eine Frau wie Priscilla Watkins einem Mann bieten konnte, das sie nicht hatte.
»Ah … ah … ah!« Grady Sheldon kam zum Höhepunkt, Priscilla täuschte ihn vor. Er war ein lausiger Liebhaber, nahm alles und gab nichts. Nicht dass sie leicht zufriedenzustellen wäre. Keineswegs. Aber sie war auch nicht im Mindesten erregt worden von Sheldons raschem, verschwitztem Liebesspiel.
Träge fuhr sie mit ihren langen Nägeln über seinen Rücken. »Hmm«, seufzte sie, »das war schön.« Ohne dass er recht wusste, wie es geschah, hatte sie sich von ihm getrennt und war beiseitegerollt. Erschöpft barg er seinen Kopf an ihrer Schulter.
»Gut?«
Sie verdrehte die Augen zur Decke. Diejenigen, die fragen mussten, waren nie gut. »Sehr«, sagte sie und blies ihm sanft ins Ohr. Er hatte ihre Brust gefunden und quetschte sie zu fest. Sie ließ es zu. Grady hatte bekommen, was er von ihr wollte, aber sie war noch lange nicht zufriedengestellt. Sie war noch nicht mit ihm fertig, und bis dahin würde sie ihm schmeicheln und ihn wenn nötig auch streicheln.
»Wirst du mich oft besuchen? Bist du aus der Gegend?«
»Nein, aus Larsen.«
Ihre Hände hielten nur einen Augenblick lang inne. Grady bemerkte es
Weitere Kostenlose Bücher