Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
nicht einmal. »Larsen? In Osttexas?«
»Eh-hm.« Er knabberte an ihrem Hals. »Ich habe dort eine Sägemühle. Die größte von zehn Countys.«
Sie legte ihre Hand auf seine Hüfte. Vielleicht steckte ja doch mehr in ihm, als sie zuerst gedacht hatte. In Finanzkreisen war bekannt, dass Holzwirtschaft in den Nadelwäldern von Osttexas ein aufstrebender Industriezweig war. »Vorsichtig mit deinen Zähnen, mein Liebling.« Das Letzte, was sie wollte, waren Zahnspuren. Das war eine weitere Regel, die sie für ihre Liebhaber aufgestellt hatte: Tu, was du willst, aber hinterlass keine Spuren, die der nächste Mann sehen könnte.
»Tut mir leid«, murmelte Grady. »Wenn ich an mein Geschäft denke, werde ich ganz aufgeregt. Jetzt, da wir hier Eisenbahnen haben, ist es einfacher, Holz durch das ganze Land zu transportieren.«
»Ich verstehe«, sagte sie nachdenklich. »Kannst du dein Geschäft denn unbesorgt alleinlassen?«
»Ich habe ein Dutzend Angestellte, die die Arbeit für mich erledigen.«
Ja, möglicherweise lohnte es sich, Sheldons Freundschaft zu kultivieren. Sie war nicht so närrisch zu glauben, dass der Garten Eden ewig weiterbestehen würde. Die Kirchengruppen würden ihn früher oder später schließen lassen. Selbst wenn sie es nicht täten, wollte sie nicht bis ans Ende ihrer Tage Puffmutter bleiben. Sie wünschte sich Jahre der Bequemlichkeit, Jahre, in denen sie von den Profiten leben konnte, die sie angespart hatte. Heutzutage musste man investieren, um Geld zu verdienen.
»Woher kennst du Jake Langston?« Mit einem Ruck fuhr Gradys Kopf hoch, und er blickte in ihr argloses Gesicht. »Ich irre mich doch nicht? Du kennst ihn doch, oder nicht?«
»Ich kenne ihn nicht. Ich weiß, wer er ist«, sagte er bitter.
Sie wiegte seinen Kopf und führte seinen Mund zurück an ihre Brust. »Ich hätte dich nicht gefragt, wenn ich gewusst hätte, dass es dich aufbringt.«
Er küsste ihre Brust, dass es schmerzte, und übertrug so seine Aggression auf sie. »Ich habe ihn zum ersten Mal an meinem Hochzeitstag gesehen.«
»Er war Gast bei deiner Hochzeit?«
»Nicht mein Gast. Der meiner Frau. Oder zumindest sollte sie meine Frau werden.«
Es konnte nicht wahr sein! Kein Wunder, dass sein Name ihr bekannt vorgekommen war. Zum ersten Mal hatte sie ihn von Dub gehört. Konnte es sein, dass sie den früheren Bräutigam des Coleman-Mädchens in ihrem Bett hatte? So gütig war das Schicksal nur selten! Priscilla hatte Schwierigkeiten, ihre Freude zu beherrschen. Bevor sie voreilig Schlüsse zog, musste sie sich vergewissern.
Sie lachte trillernd und sagte: »Grady, was du da sagst, ergibt doch gar keinen Sinn.«
Er grinste schief. »Wahrscheinlich nicht. Also, sieh mal, ich hatte einige Schwierigkeiten an meinem Hochzeitstag. Sie wurde abgesagt – in der Kirche.«
Sie richtete sich ein wenig auf und riss ihre Augen erstaunt auf. »Nein! Erzähl mir, was passiert ist.«
Er wiederholte die Geschichte, die sie von Dub gehört hatte. »Dieser Bastard von einem Schwarzbrenner sagte, ich hätte seiner Tochter ein Kind gemacht«, beendete er seine Geschichte erregt.
Priscilla lächelte ihn wissend an. »Ich kenne dich ja jetzt, Grady. Mich würde das nicht überraschen.«
Er lachte selbstgefällig. »Potent genug bin ich wohl dazu.«
»Du hättest eher zu mir kommen sollen. Bei uns passieren keine kleinen Unfälle wie Babys.«
Sie küsste ihn und gebrauchte dabei ihre Zunge wie noch keine, die er kennengelernt hatte, nicht einmal Wanda. »Und wie passt Jake in das Bild?«, fragte sie, als sie schließlich von ihm abließ. Ihr Herz klopfte vor Erregung. Natürlich nicht wegen des Kusses, sondern wegen der Antwort, die sie gleich hören sollte.
»Er kam der Familie meiner Verlobten zuhilfe. Die Colemans. Banner, so heißt sie, stürmte hinaus, ohne mir die Chance zu geben, dass ich ihr alles erkläre.«
»Du armer Kerl.« Priscilla lehnte sich gegen den Berg Kissen und zog ihn voller Mitleid an sich. Ihre Augen funkelten, aber sie achtete darauf, dass er das nicht sah.
»Und ich hatte Wanda und ihren Pa am Hals.«
»Hatte?«
»Sie starben vor ein paar Wochen bei einem Brand.«
»Wie traurig!«
Er hob den Kopf und zwinkerte ihr zu. »Nicht für mich.«
Stillschweigend und ohne Worte teilte er ihr mit, was er nicht auszusprechen wagte. Priscilla kniff die Augen zusammen, da sie Grady Sheldon jetzt ganz neu zu schätzen wusste. Wie sie ließ er nicht zu, dass ihm etwas im Wege stand, wenn er ein Ziel
Weitere Kostenlose Bücher