Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
hier.«
    Grady erwog, in welcher Lage er sich befand, und entschied weise, dass jetzt nicht die rechte Zeit für einen Streit war. Mit so viel Würde wie möglich durchquerte er das Zimmer und nahm seinen Hut. Jakes Blick folgte jeder seiner Bewegungen. Als er die Tür erreichte, wandte er sich Banner zu. »Lass dich doch von deinem Cowboy bespringen. Das macht mir doch nichts aus!«
    Jakes Pistole flog zu Boden, als er sich auf Grady stürzte. Eine Faust rammte die Nase des Mannes, die andere bohrte sich in seinen Bauch, fast bis zum Rückgrat. Grady krümmte sich vor Schmerz zusammen, aber Jake packte ihn an einer Handvoll Haare und riss ihn hoch. Er bekam einen weiteren Schlag auf den Mund verpasst, dass das Blut floss und die Zähne klapperten. Ein wohlplatzierter Fausthieb landete auf einem Wangenknochen, der daraufhin brach.
    Dann packten stählerne Fäuste sein Revers, und er wurde gegen die Wand geschleudert. Jakes Knie rammte sich in seine Eingeweide, und Grady betete insgeheim darum, sterben zu dürfen.
    »Ich würde dich liebend gern umbringen, Sheldon – einfach so. Ich werde es aber aus demselben Grunde wie schon einmal nicht tun, weil es nämlich Banner und ihrer Familie Unannehmlichkeiten bereiten würde. Aber wenn du dich je wieder in ihre Nähe traust, bringe ich dich um. Verstanden?« Jake schüttelte den Mann, wie ein Hund eine Ratte schüttelt, die er zwischen den Zähnen hält. »Verstanden?«
    In einer bemitleidenswerten Kopie eines Nickens wackelte Gradys Kopf auf und nieder. Jake ließ ihn so plötzlich los, dass er an der Wand hinunterrutschte und sich kaum mit gummiweichen Knien auffangen konnte. Er torkelte aus dem Zimmer und hinterließ auf dem Teppich eine Blutspur.
    Als er den Treppenabsatz am Ende des Flures erreicht hatte, hörte das Klingeln in seinem Schädel auf, aber sein Gesicht und sein Unterleib schmerzten noch grauenvoll. Er fragte sich, ob seine Rippen gebrochen waren. Er warf einen hasserfüllten Blick zum Zimmer zurück, in dem gerade seine Hoffnungen, Banner und ihren Grundbesitz je für sich zu gewinnen, von den Händen eines nichtswürdigen Cowboys zunichtegemacht worden waren.
    Er schwor sich, dass Jake Langston und die Colemans ihn zum letzten Mal erniedrigt hatten. »Dafür werdet ihr mir büßen«, gelobte er mit geschwollenen Lippen, als er sich auf den schmerzhaften Weg die Stufen hinuntermachte.
    Priscilla tobte innerlich, als sie in den Garten Eden zurückkehrte. Ständig erinnerte sie sich an die echte Freude in Jakes Lachen und den Blick voller Verachtung, den Dub ihr zugeworfen hatte. Sie suchte Streit. Ihre Stimmung verbesserte sich nicht, als sie Sugar Dalton erspähte, die sich in einem der Salons an einem Glas Bourbon festhielt. Die Vorhänge waren wegen des Sonnenlichtes zugezogen. Im Raum war es dämmrig. Sugar saß auf einem der Ecksofas wie ein kleines Nachttier, das sich vor dem Tag versteckte.
    Priscilla schleuderte ihren Hut und die Handschuhe beiseite und steuerte auf die Frau zu. Sie sollte Sugar wirklich rauswerfen. Sie zog nur noch wenige Kunden an und wurde mehr zu einer Belastung als einem Aktivposten.
    »Warum ruhst du dich nicht oben aus? Eine Samstagnacht kommt auf uns zu.«
    »Ich brauchte einen Drink nötiger als Schlaf«, jammerte Sugar. Seit dem Abend, als Priscilla sie in aller Öffentlichkeit ins Gesicht geschlagen hatte, ging sie ihr aus dem Weg. Sie verfluchte ihr Pech, jetzt erwischt worden zu sein. »Außerdem konnte ich nicht schlafen.«
    Priscilla zwickte ihr mit Daumen und Zeigefinger in die Wange und riss ihren Kopf hoch. Sie betrachtete das aufgedunsene Gesicht, die trüben Augen, das glanzlose, strähnige Haar eingehend. »Du siehst entsetzlich aus. Wenn das bis heute Abend nicht besser ist, kannst du nicht arbeiten. Und wenn du heute Abend nicht arbeitest, bist du morgen draußen.«
    Sugar zog ihren Kopf zurück und wehrte Priscillas Hand ab. »In Ordnung, in Ordnung.« Mühsam stand sie auf.
    »Und bade dich, um Himmels willen. Du stinkst.«
    Sugar lachte nur und zog ihren fadenscheinigen Morgenmantel fester um sich. »Kein Wunder. Ich hatte ’ne ganz schöne Nacht letzte Nacht. Wenn du selbst nicht so beschäftigt gewesen wärst, hättest du es bemerkt.« Sie schlurfte auf den Vorhang zu. »Der junge Micah erinnert mich an Jake vor ein paar Jahren. Und Lee Coleman sieht fast so gut aus wie sein Daddy.«
    Priscilla, die in Gedanken bereits woanders war, wurde aufmerksam. »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte …«
    »Egal.

Weitere Kostenlose Bücher