Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
gehst zum Mietstall, während wir uns darum kümmern, dass die Herde gut aus dem Zug kommt. Macht dir der Regen auch nichts aus?«
Sie warf ihm einen Blick voller Verachtung zu, sagte: »Frag die beiden«, dann drehte sie sich auf dem Absatz um, tänzelte den Bahnsteig entlang und trat hinaus in den strömenden Regen.
»Und? Was meint sie damit?«, wandte sich Jake an Micah.
»Sie hat uns früher immer gezwungen, im Regen mit ihr zu spielen. Sie hat eine Haut wie ein Entenküken. Das Wasser perlt einfach an ihr ab.«
Über Jakes Gesicht huschte ein rasches Lächeln. Er unterdrückte es, bevor es zu einem ausgewachsenen liebevollen Lächeln wurde, das die jungen Männer bemerkt hätten. »Lass uns gehen.«
Zuerst kümmerten sie sich um ihre Pferde und vergewisserten sich, dass sie gesattelt waren, bevor sie sie in den Regen hinausführten. Nachdem sie sich mit dem Bahnhofsvorsteher besprochen hatten und sicher waren, dass keine Fahrgäste mehr herumbummelten, die zu Schaden hätten kommen können, zogen sie eine Seitenwand des Viehtransports herunter, die so eine Rampe bildete. Mit einem satten Glucksen fiel die Kante schwer in den Morast.
»Wie lange regnet es schon?«, rief Jake dem Eisenbahner zu, als die Herefords gemächlich über die Rampe trotteten.
»Seit dem frühen Nachmittag. Wir brauchten den Regen, aber doch nicht so verdammt viel auf einmal.« Er spuckte Tabaksaft in eine Pfütze und verzog sich wieder ins Trockene. Er mochte Rinder nicht und traute ihnen nicht über den Weg. Er würde sie den Cowboys überlassen, die Ahnung davon hatten.
Lee und Micah waren übereifrig. Sie pfiffen und schrien und rissen ihre Pferde herum. »Sachte, sachte«, sagte Jake über das Rauschen des Regens und das Brüllen der Kühe hinweg. »Wir wollen sie doch nicht erschrecken. Sie sollen nicht in Panik durch die Main Street stürmen!«
Als sie am Mietstall ankamen, war dort alles in Ordnung. Ohne weitere Vorfälle trieben Jake und die beiden jüngeren Männer die Herefords in einen Pferch, der für sie vorbereitet worden war. Der Besitzer des Mietstalls hatte in weiser Voraussicht sogar einen getrennten Stall für den Bullen zur Verfügung gestellt. Seinen geliehenen Wallach gab Banner ihm mit Dank zurück.
»Möchtest du die Nacht hier in der Stadt verbringen, Banner?«, fragte Jake besorgt. Trotz ihrer Prahlerei über das Spielen im Regen sah sie jetzt durchnässt und mitgenommen aus, und ihre Zähne klapperten.
»Nein. Ich möchte nach Hause.«
Er betrachtete sie einen Augenblick. Der Regen tropfte ihr aus der Kleidung. Wenn sie so nass war wie er, war sie bis auf die Haut durchnässt. Selbst in seinen Stiefeln stand das Regenwasser. »Wir lassen den Wagen erst einmal hier. Wir können ihn abholen, wenn es trockener wird. Ich bezweifle, dass wir es bei diesem Zustand der Straßen mit dem Wagen schaffen würden.«
»Möchten Sie den Wallach dann noch für länger?«, fragte der Mietstallbesitzer.
»Nein danke. Banner kann mit mir reiten«, sagte Jake. »Wir hätten allerdings gerne eine Decke, wenn Sie eine übrig haben.«
Einige Minuten später ritt eine traurige Gruppe aus der Stadt. Micah und Lee hatten sich verdrießlich in ihren Sätteln zusammengekauert, tauschten Erinnerungen über ihre Reise aus und bedauerten, dass sie vorüber war. Regenwasser tropfte von ihren Hutkrempen und rann ihnen in die Krägen.
Banner saß, eingehüllt in die geliehene Decke, vor Jake auf dem Sattel. Seine Arme hielten sie sicher, aber selbst die Wärme seines Körpers konnte die feuchte Kälte, die ihr bis in die Knochen gedrungen war und sie sich ganz elend fühlen ließ, nicht vertreiben. Zu jeder anderen Zeit wäre sie liebend gerne mit ihm zusammen auf einem Pferd geritten, von seinen Armen liebevoll festgehalten. Aber sie fühlte sich zu schlecht, um es zu genießen.
Als sie zu der Brücke gelangten, die River Bend von Banners Grundstück trennte, hielten sie an. »In welche Richtung?«, fragte er sie. »Nach River Bend oder zu dir?«
Der Gedanke an ihr trockenes warmes Bett oben in ihrem Schlafzimmer, wo sie als Kind so glücklich gewesen war, war verlockend. Aber sie war müde bis auf die Knochen und hatte keine Lust, Einzelheiten ihrer Reise zu erzählen, wozu man sie sicher drängen würde. Außerdem sehnte sie sich nach ihrem eigenen kleinen anheimelnden Haus. »Ich möchte nach Hause.«
Er brauchte sie nicht zu fragen, was sie mit Zuhause meinte. Ein Blick in ihre Augen genügte, und er wusste es. »Banner
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