Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
gerade etwas zu ihm.
»Wirklich?«
»Ob ich immer in deiner Nähe sein will, wenn du mich brauchst?« Sie nickte. »Ja, Banner.« Er beugte seinen Zeigefinger und rieb mit seinem Knöchel über ihre Lippen. »Hat dieser Hurensohn dich verletzt?«
»Nein.«
»Irgendwo?«
»Nein. Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen.«
Jake legte seine Hand zärtlich an ihre Wange, und sie rieb ihr Gesicht an seiner Handfläche. Wenn er sie weiter berührte, war er imstande, etwas Dummes zu tun. Aber zum Teufel, wahrscheinlich küssten sich Leute in Zügen die ganze Zeit, und die Sonne ging immer noch planmäßig auf und unter.
Er warf einen Blick auf den Gang, wo Lee und Micah zusammengesessen und Karten gespielt hatten. Jetzt bedeckten ihre Hüte ihre Gesichter, sie lehnten gegen die Sitze. Sie schliefen.
Jake legte seinen Arm um Banners Schulter und zog sie näher zu sich heran. Er senkte langsam den Kopf, bis ihre Münder sich trafen. Ihre Lippen hafteten aneinander. Seine Zunge suchte ihre und fand sie. Ihre Hand kroch an seiner Brust hoch und umschlang sein Halstuch. Seine Hand legte sich breit auf ihren Brustkorb, als er sie umarmte. Es war ein langer, inniger und leidenschaftlicher Kuss – der schönste Kuss in ihrer beider ganzem Leben.
Als er schließlich seinen Mund von ihrem löste, lächelte er sie zärtlich an. »Schlaf ein wenig. Wenn du aufwachst, sind wir zu Hause.«
Er drückte ihren Kopf sanft in die Kuhle zwischen seinem Hals und seinem Schlüsselbein. Dann streckte er seine langen Beine so weit aus, wie der Vordersitz es gestattete, und hielt sie in seinen Armen fest.
Das Wort »Zuhause« bekam für Banner eine neue Bedeutung, als sie sich an Jake kuschelte. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich wohlig und geborgen. Die Wärme seines muskulösen, schlanken Körpers drang in sie ein und verjagte alle trüben Gedanken und die Furcht vor der Zukunft. Sie liebte den Duft nach Tabak, der an seiner Kleidung hing. Sie liebte es, seinen Atem in ihrem Haar und auf ihrer Wange zu spüren.
Selbst der Regen, der erbarmungslos die Fenster des Zuges hinabrann, war nach den Monaten der Dürre willkommen.
18
Es regnete immer noch, als Jake Banner anstupste, damit sie aufwachte. Er hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe und flüsterte: »Der Zug fährt in Larsen ein.«
Sie rutschte mit geschlossenen Augen zur Seite, streckte sich und gähnte. Als sie schließlich die Augen öffnete, lächelte sie Jake an. Er lächelte zurück und hob den Arm, den er um sie gelegt hatte, weg. Micah und Lee auf der anderen Seite des Ganges begannen sich zu rühren. Andere Fahrgäste sammelten ihre Habseligkeiten vor der Ankunft im Bahnhof zusammen.
Banner setzte sich aufrecht hin und fuhr glättend mit den Händen über ihr hoffnungslos verknittertes Kostüm. Sie suchte Beschäftigung für ihre Hände, um ihre Nervosität zu kaschieren. Am liebsten hätte sie Jake eingehend betrachtet, um herauszufinden, wie er darauf reagierte, dass er sie längere Zeit, während sie friedlich schlief, in den Armen gehalten hatte.
Aber jetzt war nicht die Zeit dazu. Sie mussten sich darum kümmern, dass das Vieh ausgeladen wurde, ihren Wagen abholen und nach Hause fahren. Durch das unfreundliche Wetter wurde all dies schwieriger.
Micah fasste die Situation treffend zusammen, als er die hohen Stufen des Zuges auf den Bahnsteig hinabstieg. »Sicher brauchen wir den Regen, aber er hat sich eine verteufelt schlechte Zeit ausgesucht.«
Jake beobachtete, wie es in Strömen regnete. Er zog eine Grimasse und machte ein schmatzendes Geräusch mit dem Mund. »Ich hatte sowieso nicht vor, die Kühe heute Abend zur Ranch hinauszutreiben, und bei diesem Wetter habe ich verteufelt wenig Lust, es zu versuchen.«
Er nagte an seiner Unterlippe, während die Übrigen daneben standen und auf seine Anweisungen warteten. Lee gähnte fortwährend und rollte den Kopf hin und her, um das steife Gefühl im Nacken loszuwerden. Er blinzelte verschlagen.
Jake wandte sich Banner zu. »Du hast dich doch bei dem Mann im Mietstall eingeschmeichelt. Glaubst du, wir können die Herde in einem seiner Pferche unterstellen, bis wir wiederkommen und sie auf die Ranch treiben?«
Sie grinste breit, froh darüber, dass er sie um etwas gebeten hatte, das sie gewähren konnte. »Ich glaube, ich kann ihn dazu überreden.«
Jake zwinkerte ihr zu, murmelte aber leise: »Göre.« Dann wandte er sich an die beiden verschlafenen jungen Männer: »So, ihr beiden, wacht auf. Banner, du
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