Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Tornados umher. Bevor der Nachmittag vorüber war, wurden Lee und Micah mit Essen beladen und angewiesen, es beim Überqueren nicht in den Fluss fallen zu lassen.
Trotz ihrer Angst vor Wasser wollte Lydia zu Banner, wurde aber von Ross und Ma überzeugt, dass das Floß kein sicheres Mittel war, den Fluss zu überqueren, und dass sie besser daran täte, zu Hause zu bleiben. Ross versicherte ihr wiederholt, dass Jake ihre Tochter gut pflegte.
Sobald Ross sich vergewissert hatte, dass die jungen Männer sicher den Fluss überquert hatten, ritt er nach Larsen. Er beriet sich mit Ingenieuren, um eine neue Brücke bauen zu lassen, diesmal mit Stahlträgern. Er wollte das so bald wie möglich in die Wege leiten.
Die Bezahlung für Banners Behandlung hinterließ er in Dr. Hewitts Briefkasten, weil er Angst hatte, ausfallend zu werden, wenn er dem Mann von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten würde.
Banner bürstete gerade ihre Haare, als Lee an ihre Schlafzimmertür klopfte. »Banner?«, rief er leise.
Sie öffnete die Tür so unvermittelt, dass er beinahe ins Zimmer stürzte. »Ich dachte, du seist krank und im Bett«, sagte er verärgert, als sie und Micah loslachten.
»Das bin ich. Oder besser, ich war es. Aber es geht mir besser. Schön, euch zu sehen.«
»Hat der alte Knochenbrecher dich wirklich aufgeschnitten?«, fragte Micah wenig zartfühlend.
»Das hat er wirklich getan. Wenigstens hat Jake mir das erzählt. Ich habe ja die Narbe, um es zu beweisen. Wollt ihr sie sehen?«, neckte sie sie.
Beide Männer, die ungefähr wussten, wo der Blinddarm sitzt, wurden rot bis an die Haarwurzeln, und Banner lachte wieder.
»Solltest du nicht im Bett sein?«, fragte Lee.
»Ich habe dieses Zimmer satt!«, rief sie frustriert.
Sie hatte einen pfirsichfarbenen Seidenmorgenmantel angezogen, der zu ihrer Aussteuer gehört hatte. Naturweiße Spitze säumte den tiefen V-Ausschnitt und hing ihr über die Handgelenke. Sie hatte ihr Haar gebürstet, bis es wie die Schwingen eines Raben glänzte, und etwas Farbe in ihre blassen Wangen gezwickt.
»Ich glaube nicht, dass es schaden könnte, wenn du für einen Augenblick draußen auf der Veranda sitzt«, meinte Micah. Er warf Lee einen Blick zu, um dessen Meinung zu erfahren, und der nickte zustimmend. »Wir könnten den Schaukelstuhl aus dem Wohnzimmer hinausstellen. Wenn du im Schatten sitzt, ist es nicht so heiß.«
Banners Augen leuchteten auf. »Das wäre ganz wunderbar!«
Ihre übergroße Fürsorge war schon beinahe komisch, aber es dauerte nicht lange, bis Banner verärgert und gereizt war. »Nehmt bitte diese Decke von meinem Schoß«, sagte sie ungeduldig und schob sie beiseite, als Lee dennoch versuchte, sie um ihre Beine zu stopfen. »Ich habe kein Rheuma!«
»Wenn wir nach Hause kommen und Lydia und Ma nicht berichten können, dass wir dich wie eine Königin behandelt haben, ist der Teufel los«, sagte Lee trotzig. Aber als Banner ihn wutschnaubend anschaute, hängte er die Decke über das Verandageländer.
»Ich habe eure Anteilnahme gebührend zur Kenntnis genommen. Und ich weiß sie zu schätzen«, sagte sie, beträchtlich milder gestimmt. »Entschuldigt bitte, wenn ich ekelhaft bin. Es liegt daran, dass ich so lange in diesem Haus eingesperrt war. Ich habe es satt, ein Invalide zu sein.«
»Das verstehen wir«, meinte Micah mitfühlend. Er kannte niemanden, der eine größere Operation über sich hatte ergehen lassen als das Ziehen eines Zahnes oder das Entfernen einer Kugel. Mit neuem Respekt betrachtete er Banner.
»Danke, dass ihr mir all das Essen mitgebracht habt. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles aufessen soll.«
»Es ist auch für Jake.«
»Ja, Jake.« Wenn sie an die Gleichgültigkeit dachte, die er ihr gegenüber am Morgen an den Tag gelegt hatte, brach es ihr das Herz.
»Da wir gerade vom Essen reden, es ist bald Zeit zum Abendessen«, sagte Lee.
»Das stimmt.« Banner lächelte zu ihnen hoch. »Mir wäre wohler, wenn ihr noch bei Tageslicht den Fluss auf diesem Floß überquert, von dem ich so viel gehört habe. Ich hoffe nur, Papa lässt die Brücke nicht neu errichten, bevor ich nicht Gelegenheit hatte, selbst mit dem Floß zu fahren.«
Die jungen Männer ritten lachend davon. Sie konnten den Leuten auf River Bend berichten, dass Banner wohl eine schwere Prüfung hinter sich gebracht haben mochte, jetzt aber wieder lebhaft und munter war wie eh und je und mit dem Floß den Fluss überqueren wollte.
Sie saß noch immer im
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