Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Schaukelstuhl auf der Veranda, als Jake und die drei Lohnarbeiter in den Hof ritten und ihre Pferde vor der Ecke der Veranda zügelten.
»Was machst du hier draußen?«, fragte Jake sie ohne lange Vorrede.
»Frische Luft schnappen«, fuhr sie ihn an.
Jake war verärgert, weil sie gut sichtbar für die drei anderen Männer dasaß, mit einem Morgenmantel bekleidet, der das Herz des tapfersten Mannes zum Erweichen brachte. Sie sah so verdammt weiblich und verletzlich aus mit ihrer Haut, die von der Wärme der Sonne glühte, und dem Haar, das von einer sanften Brise um ihr Gesicht geweht wurde. Die im Westen untergehende Sonne bildete einen Heiligenschein um sie.
Die Männer sprachen respektvoll mit ihr und erkundigten sich, wie sie sich fühlte. Randy, wie immer dreister als die anderen, glitt von seinem Sattel und trat mit einem Strauß Rosen in der behandschuhten Hand auf die Veranda.
»Ich freue mich, dass du hier draußen sitzt, Banner. Diese Rosen waren tapfer genug, ihre Köpfe heute nach all dem Regen herauszustrecken. Ich wollte Jake bitten, sie dir zu geben. Jetzt kann ich sie dir selbst überreichen.«
Erfreut griff Banner nach den Blumen. Sie hob sie an die Nase und sog ihren köstlichen Duft ein. »Danke, Randy. Sie sind wunderschön.« Sie belohnte ihn mit einem so strahlenden Lächeln, dass er stolperte, als er rückwärts die Treppe hinunterstieg. Jake knirschte mit den Zähnen.
Banner wusste verdammt gut, dass sie bildhübsch aussah, wie sie dort saß, in Spitze gekleidet, von Sonnenlicht umflutet. Absichtlich hatte sie das getan, um Jake in den Wahnsinn zu treiben, und sie spielte die Szene voll aus, indem sie so verletzlich, hilflos und zerbrechlich wirkte wie die verdammten Rosen, die er selbst hätte pflücken sollen.
»Morgen haben wir einen anstrengenden Tag vor uns. Wir treffen uns hier bei Sonnenaufgang. Wir reiten dann nach Larsen und treiben die Rinderherde hierher.« Damit entließ ihr Vormann die drei Cowboys. Sie zogen vor Banner den Hut und ritten davon; die Hufe ihrer Pferde warfen dabei Schollen des trocknenden Lehms auf.
Jake stieg ab. Banner erhob sich. Zum ersten Mal an diesem Tag blickten sie einander direkt in die Augen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er schließlich.
»Besser. Viel kräftiger.«
»Plagt dich deine Wunde?«
Sie schüttelte den Kopf und wandte sich zur Tür. »Ich stelle das Essen auf den Tisch, während du dich wäschst.«
»Das brauchst du nicht, Banner.«
Wütend wirbelte sie herum. »Unsere Mütter haben genug Essen für eine ganze Armee herübergeschickt. Du kannst also ruhig etwas essen.« Nach einer übertrieben einladenden Geste ging sie hinein und knallte die Haustür hinter sich zu.
Eine Weile später, nachdem er Stormy versorgt und sich gewaschen hatte, betrat Jake die Küche durch die Hintertür. Die Atmosphäre knisterte vor Feindseligkeit. Banner warf ihm einen Blick zu, als er hereinkam, sprach aber kein Wort. Er starrte auf die Rosen, die sie auf den Tisch gestellt hatte.
In der letzten Zeit, als er für sie gekocht hatte, hatte er so viel Zeit in der Küche verbracht, dass er sich dort ganz zu Hause fühlte. Er ging zum Herd und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Mit den Hüften gegen die Spüle gelehnt, trank er ihn schlückchenweise. »Der Sturm hat keinen dauerhaften Schaden angerichtet, aber an den schattigen Stellen wird die Erde wohl noch eine ganze Weile matschig bleiben.«
»Morgen bringst du die Herde her?«
»Ja, aber die Pferde müssen auf River Bend bleiben, bis die neue Brücke gebaut worden ist.«
»Na ja«, seufzte sie. »Ich kann sowieso eine Weile nicht reiten.«
»Du hast also keinen Witz gemacht wegen des Essens«, stellte er fest. Etliche mit Servietten ausgeschlagene Körbe standen überall in der Küche herum.
»Heute Abend gibt es gebratenes Hühnchen. Micah sagte, dass Ma es heute Morgen frisch gerupft hat. Sie hat sich übrigens nach dir erkundigt. Ich habe ihr Grüße von dir bestellt und Micah gesagt, er solle ihr ausrichten, dir ginge es gut.«
Sie schaute ihn mit fragendem Blick an. Er nickte nur und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Sie wandte sich wieder dem Tischdecken zu.
In den Körben waren Gläser mit eingemachtem Gemüse und Obst, ein Schinken, ein Topf Bohnen, Gewürzgurken und Marmeladen, etliche Laibe Brot, ein Käse und mit Zucker besprenkelte Teekuchen, wie Banner sie am liebsten mochte. Sie hatte sie bereits probiert, und sie schmolzen auf der Zunge wie Butter. Nur Ma konnte sie so
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