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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Blickes. Auch gut , dachte sie, eher beiß ich mir die Zunge ab, als dass ich ihn irgendwas frage.
    Als der Teller leer war, wischte er sich mit einer Papierserviette den Mund und nahm einen langen Schluck von dem inzwischen abgekühlten Kaffee.
    »Und, genügt das Haus Ihren Ansprüchen?«, begann er.
    Wenn sie mit allem gerechnet hätte, aber bestimmt nicht damit, dass er wieder von dem Haus anfangen würde. »Ja«,
antwortete sie einsilbig. Indem bildete sich eine kritische Falte zwischen seinen Brauen, und sie lenkte ein. Immerhin war er ihr Arbeitgeber. »Mehr als das. Es ist wunderschön. Aber das wissen Sie ja selbst. Whispers ist genau das richtige Umfeld für Jennifer. Hier lernt sie eine ganze Menge, und die Leute sind nett und nehmen sich Zeit mit ihr.«
    »Wie geht es ihr, Lauri?« Der spöttisch-provozierende Ton war wie weggewischt. Jetzt ging es ihm ernsthaft um das Wohl seines einzigen Kindes. Lauri versuchte das Kribbeln in ihrer Bauchgegend zu ignorieren, das sie beim Klang ihres Namens erfasste. Sie bemühte sich krampfhaft, nicht pausenlos fasziniert auf seinen Schnurrbart zu starren, der in ihren Tagträumen bisweilen eine reizvolle Rolle gespielt hatte.
    Sie senkte den Blick und antwortete überlegt: »Sie macht sich prächtig, Drake. Wirklich. Sie ist ein intelligentes, aufgewecktes Kind. Und sie lernt schneller, als ich es mir je erträumt hätte. Sie spricht zwar noch sehr langsam, aber es klappt zunehmend besser. Seit unserer Abreise aus New York hat sich ihr Zeichenvokabular und dessen Anwendung vervierfacht.« Lächelnd setzte sie hinzu: »Und wie steht’s mit Ihnen?«
    Er machte ihr Zeichen, dass er drei Abende in der Woche einen Kurs besuchte und so zügig lernte, wie ein ausgebrannter Mittdreißiger es eben schaffte.
    Sie lachte. »Sehr gut! Sie und Jennifer können sich jetzt in vielen Bereichen verständigen.«
    »Vermissen Sie New York?«, erkundigte er sich stirnrunzelnd.
    »Nein«, antwortete sie nach kurzem Überlegen. Ich vermisse nur Sie , setzte sie im Stillen hinzu. Als sie seine skeptische Miene gewahrte, fügte sie hinzu: »Wir haben eine sehr nette Nachbarin, die im Übrigen ein glühender Fan von Ihnen ist. Wenn sie erfährt, dass Sie hier sind, wird sie vermutlich das Haus belagern. Sie hat zwei Kinder, die mit Jennifer spielen.«
    Er schien verblüfft und fragte: »Sind sie … Ich meine, behandeln sie sie …« Er rang nach Worten, bis Lauri helfend eingriff.
    »Sie wollen wissen, ob sie Jennifer wie eine Behinderte behandeln? Nein, Drake«, versicherte sie ihm. »Sie spielen mit ihr wie mit ihren Freunden. Sie streiten und sie mögen sich wie andere Kinder auch. Betty und die Kinder lernen die Taubstummensprache. Sie kommunizieren schon recht gut mit Jennifer.«
    »Schön zu hören.« Er nickte vage. Er tat ihr fast leid, wie er so hilflos dasaß. Gleichwohl unterdrückte Lauri den Impuls, die Hand auszustrecken und ihm über die aschblonden Haare zu streichen, verwegen zerzaust von dem Cowboyhut. Die feinen Linien um seine Augen schienen sich tiefer eingegraben zu haben, als hätte er länger nicht gut geschlafen. Vermisste er seine Tochter denn so sehr? Oder kam er nach Whispers, weil ihn das an die Zeit erinnerte, die er hier gemeinsam mit Susan verbracht hatte? Die Vorstellung war unerträglich, bohrte sich ihr wie ein Stachel ins Fleisch. Lauri spürte förmlich, wie ihre betretene Miene sie verriet. Krampfhaft lächelnd suchte sie ihre wahren Empfindungen zu überspielen.
    »Wie lange bleiben Sie in Whispers?«, wollte sie wissen.
    Er hob den Kopf, fokussierte sie für einen kurzen Moment. Dann stand er auf und steuerte zu der Kaffeemaschine, um seine Tasse erneut zu füllen.
    »Das steht noch nicht fest«, sagte er.
    Sie starrte ihn verblüfft an. Was sollte das im Klartext bedeuten?
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie überlegt.
    Er nahm einen Schluck Kaffee und drehte sich frontal zu ihr um. »Ich hab höllische Kopfschmerzen. Wenn Sie sich nützlich machen wollen, können Sie mir den Nacken massieren.«
    Dass er unvermittelt das Thema wechselte, nahm ihr den Wind aus den Segeln. Sie nickte abwesend und trat hinter seinen Stuhl, nachdem er sich wieder gesetzt hatte. Zögernd legte sie die Hände auf seine Nackenpartie und knetete behutsam die verspannte Muskulatur unter dem Baumwollhemd, das über seinen breiten Schultern spannte.
    »Ah, danke. Das tut gut.« Er trank einen weiteren Schluck Kaffee. Nahm den Gesprächsfaden wieder auf, als redete er mit

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