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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Hemd anhat und hier draußen bei uns in der kühlen Abendluft herumsteht? Dürfen wir hereinkommen, Mr. Sl… – ähm – ich meine Mr. Rivington?«
    Lauri stand zur Statue erstarrt vor dem Sofa und lauschte dem Gespräch mit wachsender Panik. Ihr erster Impuls war, nach oben zu rennen und sich zu verstecken, aber dann hätte man sie von der Tür aus bemerkt. Blöderweise gab es keine Möglichkeit, die Treppe unentdeckt zu erreichen.
    Was machten ihre Eltern hier? Was würden sie bloß von ihr denken? Und die große Preisfrage: Was sollte sie jetzt tun? Sie zog den Hausmantel so sittsam wie möglich um ihren Körper, glättete sich überflüssigerweise die Haare, die leider hoffnungslos zerwühlt waren. Zu spät. Drake führte eben ihre Eltern in das angenehm temperierte Studio.
    »Mutter! Daddy!«, rief sie mit aufgesetzter Wiedersehensfreude und lief durch den Raum, um sie zu begrüßen. Sie würde die Suppe auslöffeln müssen, die sie sich eingebrockt hatte, so viel stand fest. Lass dir bloß nicht anmerken, dass du ein grottenschlechtes Gewissen hast, schärfte sie sich ein.
    »Lauri, mein liebes Mädchen. Wie geht es dir denn?« Alice Parrish umarmte sie herzlich, und Lauri schwante auf Anhieb, dass ihre Mutter sich heimlich fragte, wieso ihre Tochter unter dem Hausmantel nackt war. Über die Schulter ihrer Mutter hinweg spähte sie zu Drake. Er zuckte resigniert mit den Schultern und war selbst eine Spur blasser geworden. Seine Haare, stellte Lauri geschockt fest, waren genauso wirr wie ihre. Zu allem Überfluss stand sein Jeansknopf auf, und seine Erektion war so auffällig wie eine aufflammende Neonreklame. Schreck lass nach!
    Ihre Mutter küsste sie auf die Lippen, prall und zerrieben von Drakes Kuss. Ob ihre Mutter etwas merkte, fragte sie sich. Gleich darauf umarmte Mr. Parrish seine Tochter und drückte sie fest an sich.
    Eine unangenehme Pause entstand, als sie sich voneinander lösten. Interessiert ließen ihre Eltern den Blick schweifen. Der weitläufige Raum signalisierte Verführung, als wäre der Begriff in großen Lettern in die Wände gemeißelt. Leise Musik schwebte gleichbleibend wehmütig aus der Stereoanlage zu ihnen herüber. Der Feuerschein tauchte den Raum in weich gedämpftes Licht, die ideale Kulisse für ein intimes Rendezvous. Der Weinkühler und die halb geleerten Gläser deuteten wie anklagende Finger auf Lauri. Weitere verräterische Indizien waren die zerwühlten Kissen auf dem Sofa.
Eins hatte Drake kurzerhand auf den Boden katapultiert, als er seine langen Beine auf dem Polster ausgestreckt hatte.
    In jeder anderen Situation hätte Lauri sich über einen Besuch ihrer Eltern wahnsinnig gefreut. Sie hatte ihnen immer sehr nahe gestanden, zumal sie ihre Tochter über alles liebten.
    Sie schaute zu ihrer Mutter. Alice Parrish war so klein, dass sie ihrem Mann kaum bis zur Schulter reichte. Ihre Haare waren von demselben lebhaften Tizianrot wie Lauris, inzwischen jedoch von grauen Fäden durchzogen. Ihr Gesicht war noch fast faltenlos, bis auf winzige Lachfältchen, die ihr humorvolles Naturell unterstrichen.
    Andrew Parrish war von beeindruckender Größe und Statur. Seine dunklen, graumelierten Haare wellten sich straff zurückgekämmt aus der hohen Stirn. Aus seinen klugen, grauen Augen sprachen Güte und Menschenfreundlichkeit, und seine tiefe, sonore Stimme wirkte wohlwollend überzeugend auf seine Zuhörer. Er war ein Glücksgriff für seine Gemeinde, ungeachtet seiner konservativen Moralanschauungen, die er unbeirrt beibehielt, auch wenn die Zeiten sich geändert hatten.
    Die ungewohnt bizarre Atmosphäre, mit der sie sich unvermittelt konfrontiert sahen, dämpfte ihre anfängliche Freude über ein Wiedersehen mit ihrer jüngsten Tochter. Lauri las peinliche Ernüchterung aus ihren lieben Gesichtern. Was mussten die beiden bloß von ihr denken? Der Gedanke brach ihr fast das Herz.
    »Drake habt ihr ja schon an der Tür kennen gelernt«, sagte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel und sie das entsetzliche Schweigen nicht länger ertrug. »Wieso seid ihr denn hergekommen?
Ich freue mich natürlich, euch zu sehen«, setzte sie hastig hinzu. »Es ist nur so, dass ich …«
    »Wir wollten dich überraschen, Liebes. Mutter und ich nehmen an einer Pastorenkonferenz in Santa Fe teil, die morgen Abend beginnt. Da dachten wir, wir fahren einen Tag eher los und besuchen dich.«
    »Ich freu mich«, wiederholte Lauri unbestimmt.
    »Wir wussten ja nicht, dass Mr. Rivington auch hier

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