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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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etwas erwidern konnte, besiegelte er ihre Lippen mit einem schnellen, stürmischen Kuss. Dann sprang er auf.
    Sie blieb auf der Decke sitzen und beobachtete, wie er lässig zum Flussufer schlenderte und die Angel einholte. Innerlich kochte sie, zumal er bei ihr einen wunden Punkt berührt, voll ins Schwarze getroffen hatte. Wieso quälte sie sich derart? Inzwischen wusste sie schon gar nicht mehr, über wen sie sich mehr ärgerte. Über ihn oder über sich selbst?
    Mit einer Gleichmütigkeit, die sie absolut nicht empfand, wandte sie sich von ihm ab und streckte sich lang auf der Decke aus. Auf dem Rücken liegend blinzelte sie in das
herbstliche Sonnenlicht, das ihr Gesicht erwärmte. Sie schloss die Augen gegen die strahlende Helligkeit. Er durfte niemals erfahren, dass sie sich an jeden einzelnen Kuss erinnerte, jede Berührung. Durfte nicht wissen, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte, sobald sie an jenen Morgen zurückdachte, da sie nackt in seinen Armen gelegen hatte. Seine zärtlichen Hände … sein sinnlicher Mund … seine feurigen Blicke …
     
    Mit einem Schlag war sie hellwach. Irgendetwas kitzelte sie am Ohr. Als sie danach tastete, umklammerte Drake spontan ihren Unterarm, presste ihre Hand auf seine Brust und knabberte ungerührt weiter an ihrem Ohrläppchen. Seine Lippen glitten weiter, hauchten federnde Küsse auf ihren Nacken, und Lauri wurde ganz schwindlig.
    Er lag auf dem Bauch, in die entgegengesetzte Richtung ausgestreckt, so dass sie eine gerade Linie bildeten und sich frontal anschauten. Er schob den störenden Kragen ihrer Bluse beiseite, und Lauri reckte unbewusst den Hals, wie um seinen Zärtlichkeiten mehr Raum zu geben. Nach einer Weile hob er den Kopf und betrachtete sie versunken.
    »Dich zu wecken entwickelt sich allmählich zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen. Du siehst hinreißend aus«, murmelte er.
    »Du lügst, ohne rot zu werden. Ich sehe immer verboten aus, wenn ich wach werde.«
    »Stimmt nicht«, hauchte Drake verführerisch. »Ich fand dich gleich hinreißend, schon an dem Tag, als du total geschockt  – und aufmüpfig – neben dem Requisitentisch gestanden hast.«
    Bei der Erinnerung musste Lauri lachen. »Du warst grässlich zu … Lois? So heißt sie doch, oder?« Er nickte. »Du hast ihr eiskalt an den Kopf geworfen, sie würde wie eine Anchovispizza mit extra Knoblauch schmecken, tsts!«
    »So was hab ich nie gesagt!« Er klang verschnupft.
    »Klar hast du das. Murray brauchte …« Sie brach ab, als sie merkte, dass er sie nur hochnahm. Beide lachten. »Ist bestimmt nicht besonders prickelnd, wenn man jemanden küssen muss, für den man nichts empfindet, oder? Ich habe nie begriffen, wie Schauspieler das hinbekommen.«
    »Halb so wild«, meinte er wegwerfend. »Das lernt man auf der Schauspielschule. Dafür gibt es extra Kurse.«
    »Wirklich?«, fragte sie verdutzt.
    »Na, klar«, tönte er. »Setz dich mal kurz hin.«
    Sie setzte sich auf, und sie fixierten sich gegenseitig auf der Decke.
    »Also«, hob er ganz professionell an, »das Erste, was sie einem beibringen, ist der flüchtige Kuss von einem zerstreuten oder emotionslosen Ehemann. Für gewöhnlich verfehlt er sein Ziel. Schau mal.« Er demonstrierte es, indem er neben ihrer Schläfe ins Leere küsste. »Oder so.« Er streifte ihre Wange und wandte sich hastig ab. »Diese Variante eignet sich hervorragend, wenn man enge Freunde der Familie oder altjüngferliche Tanten begrüßen muss.«
    »Und das sieht garantiert echt aus?«, fragte sie trocken.
    »Absolut. Wir wurden darin geprüft.«
    »Ein Kusstest?«
    »Ich habe als Bester abgeschlossen.« Seine Zähne schimmerten strahlendweiß unter dem Oberlippenbart.
    »Jede Wette.«
    »Können wir weitermachen?«, fragte er in gespieltem Ernst. Sie nickte.
    »Dann gibt es da diesen schnellen, stürmischen Kuss. Für gewöhnlich ausgelöst von einer aufwühlenden Emotion wie Furcht, Frustration oder Verzweiflung. Der geht so.« Er umklammerte ihre Oberarme, riss sie an sich und küsste sie mit brutaler Härte.
    Sie war völlig perplex, als er sie losließ. »Kapiert? Der Mund ist beim Küssen immer geschlossen«, sagte er dozierend.
    »Grundgütiger, das erleichtert mich ungemein«, murmelte sie, während sie ihre pulsierenden Lippen betastete.
    »Der wichtigste Kuss ist natürlich der, den Liebende austauschen«, fuhr er ölig fort. »Das wird bis zur Perfektion geübt. Es muss überzeugend wirken. Bis auch der Letzte im Publikum diesen Kuss fühlt

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