Wie ein Wolf in der Nacht
die eines verliebten Mannes, der seine Liebste alle paar Minuten berühren musste.
"Weil Elche ganz schön gefährlich sind. Ich mach keine Witze, Lexie. Sie sehen so ungeschickt und tollpatschig aus, dass man irgendwie keine Angst vor ihnen hat, aber komm ihnen lieber nicht zu nah. Frag Cash, wenn du mir nicht glaubst. Vor allem jetzt im Frühling ist das so.
Wenn ein Mama-Elch nämlich glaubt, du kommst ihren Babys zu nah, greift er sofort an. Ich denke mir das nicht bloß aus."
„Ich glaube dir jedes Wort", versicherte Lexie. "Und ich versuche, mich nicht zu dicht an einen Elch heranzuschleichen."
Jed, der neben ihr saß, sagte etwas zu ihr, und Lexie neigte höflich den Kopf in seine Richtung. Aber sie bekam nicht mit, was er sagte. Denn Cash und Keegan kamen gerade mit dem Nachtisch aus der Küche zurück.
Sie stellten Teller und Kuchen ab und gingen wieder an ihre Plätze. Nur dass Cash einen kleinen Umweg machte.
Als er bei ihr vorbeikam, spürte sie ganz zart seine Lippen auf ihrem Nacken. Es war ein sinnlicher, frecher Kuss, und das vor allen anderen! Sogar vor Sammy!
Noch bevor Cash sich seelenruhig wieder hingesetzt hatte, war Lexie nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Lexie, hast du mich gehört?" wiederholte Jed.
"Entschuldige, ich habe nicht ganz ..."
,Ich habe nur gerade gesagt, wie sehr du dich verändert hast. Es ist erst wenige Wochen her, dass ich dich hergeflogen habe, aber irgendetwas an dir ist anders. Ich versuche zu kapieren, was genau es ist ..."
Vielleicht verstand er nicht, was es war, aber Lexie wusste genau, wovon er sprach. Jed hatte Recht. In weniger als drei Wochen hatte sie sich drastisch verändert.
Für das Abendessen hatte sie sich salopp angezogen, oder was sie für salopp hielt - einen hübschen blassblauen Pullover mit V-Ausschnitt, dazu eine lockere, marineblaue Hose und wie immer mittlerweile Sammys Tennisschuhe. Da sie den Gürtel für diese Hose vergessen hatte, hatte Keegan ihr einen Ledergürtel geliehen, der ziemlich schrill war. Und da ihr ein wenig kalt gewesen war, hatte Cash ihr sein schwarzweißes Flanellhemd um die Schultern gelegt.
In etwas über zwei Wochen hatte dieser Ort hier Alexandra Jeannine Woolf zum Verschwinden gebracht beziehungsweise verwandelt. Tagsüber gab es so viel zu tun, dass sie sich nicht mehr die Zeit nahm, ihr Haar richtig zu frisieren, also trug sie es nun pflegeleicht, so dass die Naturlocken in alle Richtungen abstanden und mehr oder weniger taten, was sie wollten. Auch zum Schminken blieb keine Zeit. Aber das Haar, die Kleidung und das fehlende Make-up waren gar nicht das Eigentliche, sondern das andere.
Ihre Wangen hatten jetzt mehr Farbe, als jedes Rouge ihr schenken könnte. Ihr Gesicht leuchtete regelrecht.
Lexie hatte das ungute Gefühl, genau zu wissen, woran dieses verflixte Leuchten lag. Besonders seltsam war jedoch, dass offenbar niemand dachte, sie sehe albern aus. Niemand schien zu bemerken, dass nichts von ihren Sachen zusammenpasste. Was sie auch sagen, was sie auch tragen mochte, hier gehörte sie dazu.
"Es liegt wahrscheinlich an Schlafmangel, dass ich anders aussehe", antwortete sie Jed.
"Cash führt vielleicht einen Laden hier! Gestern Nacht musste ich auf dem Boden schlafen, sonst hätte ich mein Bett mit fünf anderen teilen müssen."
"Wie bitte, Ma'am?" Jed fiel vor Entsetzen das stoppelbärtige Kinn herunter, so dass er nicht gleich merkte, dass Sammy gluckste vor Lachen.
"Es ist die reine Wahrheit. Sammy war so nett und brachte mir einen Schlafsack. Sonst hätte ich mit zwei Weibchen und drei Männchen schlafen müssen. Und der Himmel weiß, wo ich heute Abend mein müdes Haupt betten werde."
"Ich denke, da wird uns schon etwas einfallen, Liebes."
Lexie hob abrupt den Kopf, als Cash sprach. Sie hörte die Belustigung in seiner Stimme, aber" Liebes" klang nicht wie ein Scherz, sondern wie die erste Zeile eines zarten Liebesgedichts. Sammy sah ihn mit großen Augen an, genauso wie Jed.
Jetzt reicht es, dachte Lexie und schob ihren Stuhl zurück. "Wenn ihr mich bitte entschuldigen wollt ... Ich sehe mal nach unserem Quintett. Sammy, du kannst gern mitkommen, wenn du möchtest."
"Na klar will ich!"
"Und könnte ich später mit dir sprechen, Cash?" sagte sie gelassen.
,Aber das weißt du doch", versicherte Cash ihr mit samtweicher Stimme.
Nachdem Sammy sich gähnend von ihr und den kleinen
Hunden verabschiedet hatte, bereitete Lexie sich innerlich auf einen Kampf
Weitere Kostenlose Bücher