Wie eine Rose im Morgentau
war.
Als er sie dann nach Hause gebracht hatte, war er erleichtert, dass sie ihn nicht hereinbat. Stattdessen ließ sie sich von ihm auf die Wange küssen, ehe sie sich mit einem knappen „Lebwohl, Bryn“ von ihm verabschiedete.
Dass sie vermutlich danach in ihr Kissen geschluchzt hatte, hob auch nicht gerade seine Stimmung.
Jetzt boxte er in sein eigenes Kissen, legte sich zurück und schloss die Augen.
Frauen.
Kinzi. Wäre sie geblieben, wenn er sie darum gebeten hätte? Oder war ihr Ehrgeiz stärker als der Wunsch, seine Frau zu werden und ihm Erben für die Donovan-Dynastie zu schenken?
Seine Mutter. Es war kein Geheimnis, dass sie sich Enkelkinder wünschte. Denn sie wollte unbedingt, dass das Familienunternehmen auch weiter ihren Namen tragen würde. Allerdings hatte er ihr noch nicht gesagt, dass Kinzi wohl endgültig nicht mehr dafür zur Verfügung stand.
Rachel. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Sie hatte vor Wut gekocht, als er sie mit einem verletzten Kätzchen verglichen hatte. Ihre Wut hielt nie lange an. Vielmehr vergaß sie schnell und verschenkte wieder ihr sonniges Lachen, weil sie wusste, dass an der nächsten Ecke schon wieder etwas Schönes auf sie wartete. Sie begegnete dem Leben mit unschuldiger Offenheit und Vertrauen in die, die ihr etwas bedeuteten.
Und Menschen änderten sich nicht grundlegend. Hinter ihrem erwachsenen Äußeren steckte die Rachel, die er kannte … und die er auf eine unbedenkliche Weise gern hatte.
Rachel …
Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.
Als Rachel am nächsten Morgen die Treppe hinunterkam, wehte ihr der Duft nach frischem Kaffee entgegen und lockte sie in die Küche.
Bryn, in weißem Hemd und dunkler Hose, lehnte an der Anrichte und nippte an seiner Tasse. Er sah entspannt aus und voller Tatendrang.
Ihre Kleidung, T-Shirt, Shorts und Turnschuhe, quittierte er mit unbeteiligtem Blick und trat zur Seite, damit Rachel sich einen Kaffee einschenken konnte. Ein schwacher Duft nach Seife und Aftershave stieg ihr in die Nase und mischte sich mit dem Kaffeearoma. Ohne ihn anzusehen, setzte sie sich an den Tisch.
„Gut geschlafen?“, fragte Bryn, der immer noch an der Anrichte lehnte.
Sie nickte und nahm einen Schluck Kaffee. „Und du?“
Als Bryan nur mit den Schultern zuckte, fügte sie hinzu: „Du hast dir bestimmt Sorgen um den verletzten Mann gemacht.“
„Ich habe im Krankenhaus angerufen. Er ist nachts noch operiert worden und ist jetzt stabilisiert. Sie hoffen, dass sie ihn heute noch von der Intensivstation verlegen können.“
„Das ist doch ein gutes Zeichen, oder nicht?“ Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass alles wieder gut werden würde, aber Bryn war nicht empfänglich für wohlgemeinte Banalitäten, wie er am Abend zuvor deutlich gemacht hatte.
„Ich fliege in ein paar Stunden. Vielleicht kann ich ihn heute Nachmittag sehen. Außerdem muss ich mit seiner Familie sprechen.“
Er leerte seinen Becher, spülte ihn aus und stellte ihn auf das Ablaufbrett. „Ich muss jetzt los. Kannst du meiner Mutter ausrichten, dass ich nächstes Wochenende wieder da bin? Wird Zeit, dass wir beide mal wieder reiten gehen.“ Er warf er ihr ein verhaltenes Lächeln zu. „Tut mir leid, Rachel, dass ich gestern Abend so mürrisch war.“
„Okay.“ Sie leerte ebenfalls ihre Tasse und folgte ihm nach draußen.
Sein Wagen stand schon unten vor der Treppe, und sie gingen gemeinsam die Stufen hinunter. Als Bryn den Wagen aufschloss und einstieg, joggte Rachel schon die Auffahrt hinunter. Langsam fuhr er an ihr vorbei und winkte ihr.
Während er den Blick vom Seitenspiegel nahm, in dem Rachel immer kleiner wurde, überlegte Bryn, dass es vernünftiger gewesen wäre, wenn er in der vergangenen Nacht in der Stadt geblieben wäre. Stattdessen hatte er seinem Impuls nachgegeben und war nach Rivermeadows gefahren.
Er hatte gehofft, dass die Fahrt ihn entspannen und das alte Haus eine beruhigende Wirkung auf ihn haben würde.
Doch erst als er Rachel bei der Arbeit sah und sie ihn mit ihren großen braunen Augen und einem Lächeln anschaute, fiel die Last des Tages allmählich von ihm ab.
„Was ist denn mit deinem kleinen roten Wagen passiert, Pearl?“, fragte Rachel beim Lunch.
Pearl sah von ihrem Sandwich hoch. „Ich habe ihn vor ein paar Jahren verkauft. Malcolm wollte, dass ich ein ‚verlässlicheres‘ Auto fahre, wie er es nannte. Ich hatte nämlich einen winzigkleinen Unfall, an dem ich allerdings nicht schuld war –
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