Wie eine Rose im Morgentau
zurückkam, stand Bryn neben dem Bett. Er war barfuß, hatte sein Hemd ausgezogen und den Gürtel gelockert, und seine Haare waren zerzaust. Er sah sehr anziehend aus. Kurz ging sein Blick zu ihr. „Fertig?“
Rachel nickte, und er verschwand im Badezimmer.
Die Bettdecken hatte er bereits zurückgeschlagen. Zögernd sah Rachel auf die schneeweißen Laken und Kissen und stellte sich vor, wie Bryn und Kinzi hier zusammen gelegen hatten.
Unwillkürlich wandte sie sich ab und schlug die Hand vor den Mund, um ein gequältes Stöhnen zu ersticken. Dann zog sie die Vorhänge zurück, weil die Luft im Zimmer ihr plötzlich stickig erschien.
Als sie das Fenster öffnete, schlug ihr Verkehrslärm entgegen. Eine Sirene heulte auf, ein Polizeiwagen raste vorbei, dann hörte sie Musik und Lachen irgendwo aus der Nähe.
„Was machst du denn da?“ Erschreckt fuhr sie zusammen, als sie Bryns Stimme hörte, und drehte sich zu ihm um.
„Ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen.“
„Hier bekommst du nur Benzingestank und Lärm.“ Er stand neben dem Bett, in einer weinroten Pyjamahose, die offensichtlich neu war. „Ich dreh die Klimaanlage an.“
Langsam schloss Rachel das Fenster, ließ die Vorhänge aber ein Stück auf.
Bryns Hand lag auf dem Lichtschalter. „Komm jetzt ins Bett.“
Sie trat einen Schritt vor und blieb dann stehen. „Auf welcher Seite schläfst du?“
Sein Mund verzog sich. „Meistens in der Mitte.“
Meistens . Wenn er allein war. Rachel legte sich auf die Seite, die ihr am nächsten war, und zog die Decke über sich.
Dann ging das Licht aus, sodass sie für einen Moment nichts mehr sehen konnte. Aber sie spürte, wie die Matratze neben ihr nachgab, und hörte das leises Rascheln des Bettlakens, als Bryn sich neben sie legte – ohne sie zu berühren, weil das Bett groß genug war.
Nachdem ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm sie Bryns Umrisse war. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte offenbar an die Decke. Rachel versuchte, sich zu entspannen.
Plötzlich drehte er sich um und stützte sich auf den Ellbogen. Sofort versteifte Rachel sich, ihre Gefühle eine Mischung aus gespannter Erwartung und Unruhe. Es gab etwas, das sie ihm sagen sollte, ehe es zu spät war.
Aber wenn sie Glück hatte, würde er es niemals erfahren. Vielleicht sollte sie sich einfach still verhalten.
Zärtlich berührte er ihre Wange. „Schlaf jetzt, Rachel.“ Er klang selbst ziemlich müde. „Du bist erschöpft. Ich werde nicht darauf bestehen, dass wir unsere Hochzeitsnacht vollziehen.“
Verblüfft sah sie, wie er sich zurück auf sein Kissen legte. Hatte er ihr den wahren Grund genannt? Oder … wollte er sie schlicht nicht?
Aber sie war ja nicht die Einzige, die erschöpft war. Bryn hatte die letzten Wochen hart gearbeitet, um ohne Sorgen oder Unterbrechungen Urlaub machen zu können. Inzwischen hatte er die Augen geschlossen und atmete ruhig. Vielleicht schlief er schon, vielleicht tat er auch nur so.
Er war kaum der eifrige Bräutigam, den sie erwartet hatte. Eigentlich sollte sie dankbar sein, stattdessen fühlte sie sich leer.
Zurückgewiesen.
Du weißt, dass er dich will, versuchte sie sich im Stillen zu beruhigen. Das jedenfalls hatte er behauptet und ihr genügend Beweise geliefert, dass er sie begehrenswert fand.
Begehrenswert vielleicht. Aber nicht unwiderstehlich. Mit diesem finsteren Gedanken schlief sie schließlich ein.
9. KAPITEL
Rachel wachte von dem prasselnden Geräusch der Dusche auf, das durch die geschlossene Badezimmertür drang. Als Bryn mit einem Handtuch um die Hüften zurückkam, war sie schon aufgestanden und wühlte in ihrer Reisetasche nach ihren Kleidern.
„Guten Morgen.“ Er trat zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „In einer Stunde müssen wir zum Flughafen. Ich mache Kaffe und Toast, während du dich anziehst.“
Er hatte alles organisiert. Am Flughafen stand eine kleine Maschine bereit. Nachdem sie eine Stunde später gelandet waren, wurden sie von einem Fahrer abgeholt.
Die exklusive Lodge lag mitten im Regenwald, umgeben von blühenden Gärten und Wiesen. Ein kurzer Weg führte direkt zum Meer. Das Haus war im viktorianischen Stil erbaut, mit Ziergiebeln und einer großen Veranda, auf der Tische zum Sitzen einluden. Die Inneneinrichtung zeugte von erlesenem Geschmack.
Die großzügigen Zimmer im ersten Stock, jedes hatte einen eigenen Balkon, waren mit einem breiten Doppelbett ausgestattet. In einer
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