Wie entführt man einen Herzog?
vier Jahren in die Gesellschaft eingeführt worden war. Damals hatte sie davon geträumt, sich zu verlieben und zu heiraten.
Jetzt aber war alles so schnell gegangen, dass sie sich von der neuen Situation völlig überrumpelt fühlte – und einsamer als je zuvor.
Dabei gab es doch einen Ehemann, an dessen Seite sie den Rest ihres Lebens verbringen sollte. Einen Ehemann, der sie mit seinem Verhalten an diesem Tag zutiefst beeindruckt hatte. Seine souveräne Art, mit denen umzugehen, die sich ihr in den Weg stellten, hatte Gefühle in ihr geweckt, die sie verwirrten. Einerseits hätte sie gern den Kopf an Adams Schulter gelegt und ihm gestanden, dass sie ihn bewunderte. Andererseits hatte sie mit ihm eine Abmachung geschlossen, die ein solches Benehmen unmöglich machte. Er würde sie sonst womöglich für ein dummes albernes Mädchen halten.
Also saß sie ihm schweigend in der Kutsche gegenüber und betrachtete möglichst unauffällig sein Gesicht. Er wirkte so gelassen, als sei dies ein Tag wie jeder andere für ihn gewesen.
„Wir können zufrieden sein mit dem, was wir heute erreicht haben“, sagte er in diesem Moment. „Doch nun bin ich hungrig. Deshalb schlage ich vor, ein Restaurant aufzusuchen, sobald wir uns umgekleidet haben.“
Sie sollte in einem Restaurant zu Abend essen? Von jeher hatte sie sich unsicher gefühlt, wenn sie sich inmitten von Fremden aufhielt. Man würde sie beobachten, und bestimmt würde sie, unerfahren wie sie war, irgendein ungeschriebenes Gesetz brechen. Aber eine Duchess durfte sich keinen Fehler leisten! Auf gar keinen Fall wollte sie Adam blamieren.
„Ich bin daran gewöhnt, das Dinner zu Hause einzunehmen“, erklärte sie.
„Ich nicht“, gab er zurück. „Ich bin Mitglied in verschiedenen Clubs: Boodle’s, White’s, Brook’s. Wenn ich mich in London aufhalte, verbringe ich meine Abende oft dort. Allerdings kann ich dich dorthin nicht mitnehmen. Damen sind in den Clubs nicht erwünscht.“
Kein Wunder, dass er Geld braucht, dachte sie, die Mitgliedschaft ist vermutlich teuer, und gewettet wird in diesen Clubs auch. Laut sagte sie: „Es ist wirtschaftlicher, daheim zu speisen.“
Er hob die Augenbrauen. „Wahrscheinlich stimmt das – zumindest an den Tagen, an denen das Personal keinen Ausgang hat. Mit meinem Koch bin ich übrigens sehr zufrieden. Aber ich beabsichtige nicht, ihn zu suchen und ihm zu erklären, dass er der Wirtschaftlichkeit wegen auf seinen freien Tag verzichten muss.“
Penelope musste sich wohl oder übel geschlagen geben. Das war bitter, doch die Niederlage wurde ein wenig versüßt durch Adams Feststellung: „In Zukunft kannst du gern zum Dinner zu Hause bleiben, auch wenn ich dir nicht versprechen möchte, dir stets Gesellschaft zu leisten. Ich bin gern unter Menschen. Und heute wirst du mich begleiten. Das ist eine gute Möglichkeit, aller Welt zu zeigen, dass wir ein glücklich verheiratetes Paar sind.“
Als der Duke of Bellston und seine Begleiterin das Restaurant betraten, eilte der Oberkellner auf sie zu, verbeugte sich tief und führte das Paar zu einem für die anderen Gäste gut sichtbaren Platz. Bedrückt stellte Penny fest, dass schon jetzt alle Augen auf sie gerichtet waren.
„Sie fragen sich natürlich, wer du bist“, flüsterte Adam ihr ins Ohr. Dann bemerkte er, wie blass sie war. „Liebes, fühlst du dich nicht wohl? Du brauchst dringend etwas zu essen. Und ein Glas Wein. Oder nein …“ Er wandte sich dem Kellner zu. „Champagner, bitte!“ Im Anschluss bestellte er ein mehrgängiges Dinner.
Gleich darauf hielt sie, genau wie ihr Gatte, ein gefülltes Glas in der Hand. „Auf meine Braut“, verkündete Adam und prostete ihr zu.
Der Kellner sah erstaunt drein. Und die Dame am Nebentisch beugte sich zu ihrer Freundin hinüber und begann zu tuscheln.
„Es wäre mir lieber, du würdest die Aufmerksamkeit nicht auf uns lenken“, meinte Penelope leise.
„Unsere Ehe ist kein Geheimnis.“ Er lächelte. „Ich habe veranlasst, dass morgen eine Anzeige in der Times erscheint.“
„Aber …“
„Die Öffentlichkeit erwartet, dass ein Duke alle wichtigen Veränderungen in seinem Leben bekannt gibt.“
Penelope trank einen großen Schluck von ihrem Champagner. „Das hört sich ziemlich überheblich an. Außerdem gefällt es mir nicht, so angestarrt zu werden.“
„Schämst du dich, mit mir gesehen zu werden?“
„Mach dich nicht lächerlich! Warum sollte ich mich deiner schämen? Du bist der Duke of
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