Wie entführt man einen Herzog?
Haltung nur gespielt war.
Und richtig, als sie gefragt wurde, ob sie vor der Hochzeit die Erlaubnis ihres Bruder eingeholt habe, erklärte sie mit fester Stimme: „Gentlemen, ich bin volljährig und brauchte daher die Zustimmung meines Bruders nicht. Mein Gatte und ich sind rechtmäßig verheiratet. Das ist eine Tatsache, an der auch Ihre Missbilligung nichts ändern wird. Im Übrigen erwarten Sie doch wohl nicht, dass ich meinen Bräutigam jetzt mit dem Hinweis darauf fortschicke, dass die Ehe mit ihm nur eine vorübergehende Laune meinerseits war.“
„Aber …“
Sie ließ den weißhaarigen Herrn nicht ausreden. „Gestatten Sie, dass ich Sie mit meinem Gemahl bekannt mache: Adam Felkirk, Duke of Bellston.“
Es kostete Adam einige Mühe, eine ernste Miene zu wahren. Zu köstlich war es anzuschauen, wie das Verhalten der Bankiers sich schlagartig veränderte. Mit hochroten Köpfen verbeugten sie sich vor ihm, nannten ihn „Euer Gnaden“, boten ihm Tee und Whisky an und erklärten, dass sie selbstverständlich jeden seiner Wünsche erfüllen würden.
Er dankte ihnen und bat lediglich darum, die Unterlagen sehen zu können, aus denen hervorging, welche Ausgaben während der letzten Monate im Namen seiner Gattin getätigt worden waren.
Erschrocken blickten die Männer sich an. Doch wenig später lag das Kontobuch auf dem Tisch, und Adam beugte sich darüber, um die Zahlenkolonnen zu studieren.
Wenig später atmete er erleichtert auf. Seine finanziellen Probleme waren tatsächlich gelöst. Seine Gemahlin besaß mehr als genug Geld. Er würde die anstehenden Reparaturen bezahlen und zudem die Zeit bis zur nächsten Ernte überbrücken können. Plötzlich war er sehr froh darüber, dass er bei seinem ersten Treffen mit Penelope nichts von diesem Reichtum geahnt hatte. Womöglich wäre er sonst vor ihr auf die Knie gefallen und hätte sie angefleht, ihn zu heiraten.
Allerdings war ihr Vermögen in den letzten Monaten deutlich geschrumpft. In unregelmäßigen Abständen waren große Beträge von dem Konto abgehoben worden. „Hast du Verpflichtungen, denen du nachkommen musst, meine Liebe?“, erkundigte er sich.
„Nein. Mein Bruder hat mir monatlich eine bescheidene Summe zur Verfügung gestellt, die stets zur Befriedigung meiner Bedürfnisse ausgereicht hat. Im Allgemeinen gebe ich nicht mehr als hundert Pfund im Monat aus.“
Das entsprach nun gar nicht den Zahlen, die er gerade überprüft hatte. Er wandte sich den Bankiers zu. Sie würden wissen, an wen das Geld geflossen war. Nun, er wusste es auch. Schließlich gab es nur einen Menschen, der Zugriff auf das Konto hatte: Penelopes Bruder.
Aber das ist jetzt vorbei!
Glücklicherweise hatte Hector das Stammkapital noch nicht angegriffen. Allerdings wäre es wohl bald so weit gewesen. Penelope hatte mit ihren Befürchtungen recht behalten: Ihr Bruder war im Begriff, sie finanziell zu ruinieren.
Adam lächelte. Es war das überhebliche Lächeln eines Herzogs gegenüber seinen Untergebenen, aber die Bankiers hatten es nicht besser verdient. „Meine Herren“, sagte er, „ich danke Ihnen, dass Sie sich so besorgt um das finanzielle Wohlergehen meiner Gattin gezeigt haben. Glücklicherweise kann ich Sie nun von dieser Verantwortung befreien. Bitte, bereiten Sie alles vor, um diese Summe“, er notierte eine Zahl auf einem Blatt Papier, „an meine Bank“, wieder schrieb er etwas, „weiterzuleiten. Das restliche Geld kann hierbleiben, solange es vorteilhaft angelegt wird. Bisher haben Sie da, soweit ich erkennen kann, gute Arbeit geleistet. Bitte sorgen Sie dafür, dass niemand außer meiner Gattin und mir selbst über die verbleibende Summe verfügen kann.“
„Sehr wohl, Euer Gnaden.“
Er warf Penelope einen kurzen Blick zu und bemerkte, dass ihre Augen erfreut aufleuchteten. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihr so viel Freiheit in finanziellen Dingen lassen würde. „Bist du mit dieser Regelung einverstanden, meine Liebe?“
„Allerdings.“ Sie strahlte ihn an.
Zufrieden stellte er fest, wie angenehm es war, ihr Vertrauen gewonnen zu haben. Ja, es war richtig gewesen, nur so viel von ihrem Geld zu nehmen, wie er jetzt dringend brauchte. Über den Rest sollte sie selbst bestimmen – vor allem, wenn das dazu führte, dass sie ihn anschaute, als sei er ein Held. Wahrhaftig, ihre Bewunderung tat ihm gut!
Nachdem sich bei der Bank alles relativ problemlos hatte regeln lassen, hätte Penny dem Treffen mit ihrem Bruder
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