Wie entführt man einen Herzog?
Bellston.“
„Und du bist meine Duchess. Es ist also nur natürlich, dass wir gemeinsam ausgehen.“
Sie öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass sie ein Niemand sei. Noch dazu ein hässlicher Niemand, wohingegen er ein sehr gut aussehender Gentleman war. Es war einfach nicht fair, dass er neben ihr glänzen wollte!
Dann bemerkte sie, mit welcher Wärme er sie anlächelte. Wahrhaftig, er hatte sie nicht mitgenommen, weil er neben ihr besonders elegant und attraktiv wirkte. Wenn er sie kränken wollte, dann hätte er sie allein daheim gelassen, wäre in seinen Club gegangen und hätte seine Hochzeit nur in einem Nebensatz erwähnt. Ein solches Verhalten hätte zu wilden Spekulationen Anlass gegeben. Klatschgeschichten würden die Runde machen: dass Bellston von dem Geld, nicht aber von der Gesellschaft seiner Gattin angetan sei, und dass er seine Duchess lieber zu Hause versteckte.
„Wir können nicht verhindern“, meinte er in diesem Moment, „dass man über uns redet. Aber wir werden den Menschen keinen Stoff für böse Gerüchte geben. Ab und zu werden wir uns gemeinsam in der Öffentlichkeit zeigen. Wir werden nichts Ungewöhnliches tun. Und mit der Zeit wird man das Interesse an uns verlieren.“
Der Kellner brachte den ersten Gang. Adam spießte ein Stück Hummer auf und hielt es Penny hin. „Guten Appetit! Entspann dich, genieße das Dinner. Sobald wir gegessen haben, fahren wir nach Hause.“
Sie kaute, schmeckte jedoch nichts. Ihr war seltsam zumute. Vielleicht träumte sie ja nur? Oder war dieser Gentleman mit den strahlend blauen Augen wirklich ihr Gatte? Der Mann, dem sie nach dem Gesetz in allem untertan sein sollte?
Sie schaute ihn an. Wahrhaftig, er schien seine Position nicht ausnutzen zu wollen. Er gestattete ihr, sich selbst um ihre Finanzen zu kümmern. Er hatte ihren Bruder in die Schranken verwiesen. Er führte sie zum Essen aus, um ihr den Eintritt in die gute Gesellschaft zu erleichtern. Seit jenem nicht gerade vielversprechenden ersten Morgen nach der glücklicherweise gänzlich ereignislosen Hochzeitsnacht hatte er sich zum beinahe perfekten Ehemann entwickelt. Es war zu schön, um wahr zu sein!
In diesem Moment entstand am Eingang des Restaurants Unruhe.
„Ich habe erwartet, dass die Neuigkeit sich rasch verbreiten würde“, flüsterte Adam seiner Gattin zu. „Aber das ging schneller als gedacht!“
Sie beobachtete, wie ein Gentleman auf ihren Tisch zueilte und sich ohne ein Wort der Begrüßung auf den freien Stuhl fallen ließ. „Warum hast du mir keine Nachricht geschickt? Weißt du, wie demütigend es ist, wenn man in seinem Club sitzt, eine gute Zigarre und ein Glas Port genießt und plötzlich von einem Bekannten überfallen wird, der behauptet, man müsse Wettschulden begleichen?“
Adam krauste die Stirn.
„Natürlich habe ich ihm gesagt, dass du niemals heiraten würdest, ohne mir Bescheid zu geben. Ein dummes Gerücht, weiter nichts!“
„Bei Jupiter, ich hatte die Wetten bezüglich meiner Eheschließung ganz vergessen! Verflixt, nun werde ich sogar selbst eine hübsche Summe verlieren! Ich war so sicher, dass ich in diesem Jahr nicht vor den Altar treten würde.“
Er ist also doch ein Spieler! Penelope biss sich auf die Unterlippe. „Du hast Geld auf deinen Hochzeitstermin gesetzt?“
Er zuckte die Schultern. „Die Sache schien mir Gewinn versprechend und sicher zu sein. Schließlich war es nicht meine Absicht, mich in diesem Jahr zu verehelichen. Aber als ich dich kennenlernte, mein Schatz, da …“
„Mein Schatz?“, entfuhr es dem Gentleman, der sich Penelope immer noch nicht vorgestellt hatte. „Dann stimmt es also? Du hast geheiratet, Adam, ohne mir etwas zu sagen?“
„Ich habe es einfach vergessen.“ Er wandte sich seiner Gattin zu. „Penny, ich möchte dir meinen Bruder William Felkirk vorstellen. Will, dies ist Penelope, die Duchess of Bellston.“
William starrte sie an, griff dann nach Adams Champagnerglas und leerte es in einem Zug.
Penelope bemerkte jetzt, dass tatsächlich eine große Familienähnlichkeit zwischen den Brüdern bestand. „Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen“, brachte sie mühsam hervor.
Doch William war offenbar zu schockiert, um zu antworten.
Adam allerdings schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, ehe er seinen Bruder sanft tadelte. „Hast du deine Manieren vergessen, Will?“
„Guten Abend“, meinte er mit schwacher Stimme.
„Ich habe Penny nahe der schottischen Grenze getroffen“, erzählte Adam
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