Wie entführt man einen Herzog?
nennen.“
„Lassen Sie die Witze! Meine Schwester war kaum eine Woche fort. Und ich soll glauben, dass sie nicht nur einen Gatten gefunden, sondern sogar eine Duchess geworden ist?“
„Was Sie glauben, ist völlig unerheblich. Penny und ich sind rechtmäßig verheiratet. Ihre Bankiers und meine Anwälte sind bereits darüber informiert, und ich habe die Kontrolle über das Vermögen meiner Gattin übernommen.“
Hector lachte laut auf. „Niemals würde ein Duke meine Schwester nehmen! Sie ist ein Niemand! Allerdings … Verflucht, arm ist sie nicht. Das könnte sich natürlich auf eine solche Entscheidung auswirken …“
„Genug!“ Obwohl Adam nicht einmal die Stimme erhoben hatte, war klar, dass Hector es nicht wagen würde, sich diesem Befehl zu widersetzen. „Meine Gattin ist keineswegs ein Niemand, sondern die Duchess of Bellston. Ich werde nicht zulassen, dass Sie sie beleidigen. Auch würde ich Ihnen nicht raten, mir unehrenhafte Beweggründe bei der Eheschließung zu unterstellen.“
Eine lange Pause folgte, ehe Adam schließlich erneut das Wort ergriff. „Ich habe das Kontobuch gesehen. Daher verstehe ich, dass Sie Ihre Schwester nur ungern verlieren.“
„Wollen Sie damit sagen, ich hätte mich zu Unrecht bereichert? Penny hat in letzter Zeit viel Geld gebraucht. Sie ist kein solcher Engel, wie Sie zu glauben scheinen, Sir. Ich …“
„Euer Gnaden oder Adam, bitte. Jede andere Anrede wäre mir unangenehm. Im Übrigen wollen wir doch nicht über die Vergangenheit reden. Was zählt, ist die Zukunft. Von nun an brauchen Sie sich nicht mehr um Pennys Vermögen zu kümmern. Sie können sich ganz Ihren Geschäften widmen.“
„Also gut!“ Hector lachte spöttisch auf. „Ich wünsche Ihnen viel Glück für die Zukunft. Sie werden es brauchen, denn meine Schwester ist dickköpfig und rechthaberisch. Außerdem bringt sie sich mit ihren impulsiven Handlungen ständig in Schwierigkeiten. Ich bin froh, sie endlich los zu sein. Die Bücher allerdings bleiben hier!“
„Soweit ich weiß, gehören die meisten Bände ihr.“
„Ich werde nicht zulassen, dass sie mich mit einer leeren Bibliothek zurücklässt!“
„Ich dachte, Sie verdienen Ihr Geld als Buchdrucker. Da müsste es doch ein Leichtes sein, die Regale wieder zu füllen. Oder legen Sie Wert darauf, bestimmte Werke zu lesen?“
Vor der Tür musste Penelope ein Kichern unterdrücken.
Selbst Hector schien zu verstehen, dass seine Intelligenz infrage gestellt worden war. Er räusperte sich. „Es geht um den Wert der Bücher!“
„Zweifellos.“
„Aber …“ Er begriff, dass er seine Taktik ändern musste. „Euer Gnaden, Sie können Penny nicht einfach aus der Familie reißen.“
„Ihre Schwester ist jetzt meine Ehefrau. Steht nicht sogar in der Bibel, dass das Weib – ich bin mir bezüglich des genauen Wortlauts nicht ganz sicher – dem Gatten folgen soll?“
„Sie haben mir meine Schwester gestohlen!“
„Gestohlen? Ich kenne Penny noch nicht sehr lange, aber ich bezweifele sehr, dass man sie stehlen könnte. Ist es nicht nahezu unmöglich, sie zu etwas zu bewegen, das sie nicht möchte? Wenn sie dieses Haus verlässt, so tut sie es zweifellos aus freien Stücken.“
„Ich werde sie daran hindern, eine solche Dummheit zu begehen!“
„Nun, Sir, das glaube ich kaum.“ Adams Stimme klang plötzlich eiskalt. „Sie werden nichts unternehmen, um sich Ihrer Schwester in den Weg zu stellen. Denn sonst werden Sie es bitter bereuen.“
Hector schien es die Sprache verschlagen zu haben.
Jedenfalls war es Adam, der schließlich das Schweigen brach. „Damit wäre dann wohl alles geregelt. Ich werde in der Kutsche auf meine Gattin warten.“
Penelope richtete sich auf und rannte in Richtung der Bibliothek. Sie stürzte in den Raum – und stieß mit Jem zusammen, der einen Stapel Bücher trug, die polternd zu Boden fielen. Trotz des Lärms, den das verursachte, glaubte Penny zu hören, wie ihr Gatte am anderen Ende des Flurs amüsiert auflachte. Wusste er etwa, dass sie gelauscht hatte?
6. KAPITEL
Penelope empfand Erleichterung darüber, dass sie die Auseinandersetzung mit Hector überstanden hatte. Gleichzeitig allerdings erfüllte sie eine seltsame Leere. Ihr Bruder würde ihr nicht verzeihen. Vielleicht durfte sie sein Haus nie wieder betreten. Sie hatte das Heim ihrer Kindheit wohl für immer verloren. Sicher, wenn eine Frau sich verehelichte, verließ sie ihr Elternhaus. Das war ihr schon klar gewesen, als sie vor
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