Wie entführt man einen Herzog?
verlassen und noch einmal mit Penny getanzt. Als sie aus strahlenden Augen zu ihm aufschaute, meinte er: „Du scheinst dich erstaunlich gut amüsiert zu haben. Oder täusche ich mich?“
„Alles ist besser verlaufen, als ich erwartet hatte“, gab sie zurück. „Trotzdem bin ich froh darüber, dass es vorbei ist.“ Dann bemerkte sie Timothy, der in der Nähe der Tür stand und ihr unauffällig bedeutete, dass er noch mit ihr zu sprechen wünsche. „Entschuldigst du mich bitte einen Moment? Ich glaube, dein Freund möchte etwas von mir.“
Bellston sah ihr nach, wie sie auf Timothy zuschritt. Irgendetwas an ihr war verändert. Aber was? Klang ihre Stimme selbstbewusster? Waren ihre Bewegungen schwungvoller? Auf jeden Fall war diese erschreckende Blässe verschwunden, die ihm zu Beginn des Abends ein wenig Sorge bereitet hatte. Jetzt jedenfalls waren ihre Wangen sanft gerötet, ihre Augen blitzten, und ihr Lächeln wirkte ungewohnt lebhaft. Wahrhaftig, sie war hinreißend!
Unwillkürlich begann er, sie mit den wenigen Damen zu vergleichen, die sich noch nicht verabschiedet hatten. Bei Jupiter, Penny gefiel ihm besser als alle anderen! Sicher, man würde sie nie als Schönheit feiern. Aber sie war durchaus nicht hässlich. Zudem war ihre Charakterstärke beeindruckend. Vor allem aber steckte keinerlei Bosheit in ihr. Das allein genügte, um sie überaus liebenswert zu machen.
Gerade schaute sie sich zu ihm um. Ein Leuchten schien über ihr Gesicht zu gehen. Flirtete sie etwa mit ihm? Er nickte ihr zu und bemerkte erst dann, dass sein Bruder zu ihm getreten war.
„Ein gelungenes Fest“, meinte William.
„Ja, Penelope hat alles aufs Beste vorbereitet und sich als gute Gastgeberin erwiesen.“
„Du musst stolz auf sie sein! Sieht sie heute nicht auch besonders reizend aus?“
„Mir gefällt das zarte Rot ihrer Wangen. Obwohl ich mich frage, wer es dahin gezaubert haben mag. Ich selbst habe nämlich den größten Teil des Abends beim Kartenspiel verbracht.“ Tatsächlich empfand er beinahe so etwas wie Eifersucht bei dem Gedanken, dass andere für die erstaunliche Verwandlung verantwortlich waren, die mit Penny vorgegangen war.
William lachte gutmütig. „Vielleicht hättest du öfter mit ihr tanzen sollen. Sie ist eine sehr gute Tänzerin, wie ich feststellen konnte. Außerdem kann man sich wunderbar mit ihr unterhalten. Sie ist etwas schüchtern. Aber wenn sie erst einmal aus sich herauskommt, macht es wirklich Spaß, mit ihr zu reden.“
„Ihr versteht euch also wirklich gut?“, fragte Adam ein wenig irritiert.
„Allerdings. Ihre Ansichten über das wissenschaftliche Arbeiten fand ich sehr erhellend.“
„Oh …“
„Ich bin froh, dass du nichts dagegen einzuwenden hast, dass sie ihre Arbeit an der ‚Odyssee‘ fortsetzt. Zweifellos wird sie eine interessante Übersetzung liefern. Ich freue mich schon darauf, sie zu lesen.“
Adam runzelte die Stirn und horchte in sich hinein. Verspürte er auch nur den kleinsten Wunsch, Homer – ganz gleich in welcher Übersetzung – zu lesen? Nein! Der Gedanke, sich über das dicke Buch zu beugen, genügte, um ihm das Bild seines ehemaligen Lehrers in Erinnerung zu rufen. Dieser Mann hatte ihn ständig für sein mangelndes Interesse an den alten Griechen gestraft hatte, indem er ihm das Lineal über die Finger zog.
Da er selbst sich also nicht für Pennys Arbeit begeistern konnte, sollte er Erleichterung darüber empfinden, dass sie in Will einen interessierten Gesprächspartner gefunden hatte. Doch stattdessen spürte er nur eine seltsame Unruhe.
„Tim scheint auch viel mit ihr gemeinsam zu haben“, hörte er seinen Bruder sagen. „Wenn ihr erst nach Bellston Manor übergesiedelt seid, wird sie sich sicherlich bald mit seinen Forschungen vertraut machen. Seine sprachwissenschaftlichen Studien sind faszinierend. Übrigens hat er mir gegenüber bereits angedeutet, wie gerne er bestimmte Fragen mit deiner Gattin erörtern würde.“
Erst Will und jetzt auch noch Tim? Waren den plötzlich alle verrückt nach Penny? „Entschuldige mich“, stieß Adam hervor, „ich habe etwas vergessen!“ Mit großen Schritten eilte er auf seine Gattin zu, entschlossen, sie nicht länger mit Tim allein zu lassen.
Verflixt, gerade verließen die beiden den Ballsaal!
13. KAPITEL
„Schöne Penelope“, meinte Timothy schmeichlerisch, „ich habe Clarissa schon nach Hause geschickt, damit sie kein Unheil mehr anrichten kann.“
Ob er betrunken ist?, überlegte
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