Wie entführt man einen Herzog?
spät.“
„Ich würde verlangen, dass du die Summe zurückzahlst, die du meinem Vermögen entnommen hast.“
„Das wäre dein gutes Recht. Durch eine Annullierung würde wieder der Zustand hergestellt, der vor unserer Hochzeit herrschte. Die Verfügungsgewalt über dein Geld fiele erneut Hector zu. Er würde auch über viele Bereiche deines Lebens bestimmen können. Wie du weißt, mag ich deinen Bruder nicht. Die Vorstellung, dass er wieder Macht über dich ausüben könnte, gefällt mir gar nicht. Doch die Vorstellung, dass du mit deinem Verhalten meine Ehre befleckst, gefällt mir noch weniger.“
Verwirrt schüttelte Penny den Kopf. So hatte sie ihren Gatten noch nie erlebt! Schließlich sagte sie: „Wirst du mich immer gleich der Untreue verdächtigen, wenn ich mich mit einem Gentleman gut verstehe?“
Adam zuckte die Schultern.
„Wirst du, sobald ich jemanden anlächele, in der Furcht leben, deine Kinder könnten in Wirklichkeit dessen Sprösslinge sein?“
Er schwieg.
„Diese Sorge sollte eigentlich frühestens dann auftreten, wenn ich schwanger bin, nicht wahr?“
Jetzt änderte sich der Ausdruck seiner Augen. Er musterte Penny nachdenklich. Und schließlich sagte er: „Wir könnten natürlich kinderlos bleiben und darauf hoffen, dass Will eines Tages heiratet und für den Fortbestand der Familie sorgt.“
Penny nickte.
„Ich würde allerdings auch andere Möglichkeiten nicht ausschließen.“
„Du meinst …“ Ihr Herz schlug plötzlich zum Zerspringen. „Nein, das gehört nicht zu unserer Abmachung!“
„Als du den Plan zu heiraten gefasst hast, musst du doch damit gerechnet haben, dass dein Gatte gewisse Erwartungen an dich hat.“
Verflixt, darüber hatte sie tatsächlich nie ernsthaft nachgedacht. So lange war sie davon überzeugt gewesen, kein Mann könne sie attraktiv finden, dass sie sich vor Nachstellungen sicher gefühlt hatte. Jetzt allerdings schaute Adam sie auf eine Art an, die keinen Zweifel daran ließ, dass er nicht die Gesprächs- oder Geschäftspartnerin in ihr sah, sondern die Frau.
Ihr fiel ein, was Tim über seinen Freund gesagt hatte.
Sie setzte sich zu Adam auf die Couch, achtete jedoch darauf, genügend Abstand zwischen ihnen zu lassen. „Wenn ich geahnt hätte, wie kompliziert das alles ist, hätte ich mich niemals entschieden, einen Duke zu heiraten.“
„Es tut mir leid, wenn ich dir Unbequemlichkeiten bereite. Aber von einem Duke wird nun einmal erwartet, dass er Erben hat. Und für einen verheirateten Mann bietet sich natürlich eine bestimmte Lösung des Problems an.“
„Du meinst also wirklich, wir sollten …“
Er nickte. „Zwei Söhne wären wünschenswert. Ich würde mich trotzdem mit einem zufriedengeben. Wenn das erste Kind allerdings ein Mädchen sein sollte …“
„Aber das würde bedeuten …“ Pennys Wangen glühten. „Wir müssten mehrere Male …“
„Ziemlich oft wahrscheinlich.“
Ziemlich oft? Die Vorstellung verwirrte sie so sehr, dass sie mit weit aufgerissenen Augen dasaß und kein Wort über die Lippen brachte.
Adam hingegen schien jetzt vollkommen ruhig zu. „Mir ist klar, dass du ein Opfer bringen müsstest. Aber wenn du diese zwei oder drei unbequemen Jahre gegen den Rest deines Lebens abwägst, dürfte die Entscheidung nicht allzu schwer sein. Die Schwangerschaft selbst wird dich in deinen Studien kaum behindern. Und wenn das Baby erst auf der Welt ist, kannst du eine Amme und später ein Kindermädchen anstellen. Dann bleibt dir genug Zeit für deine Arbeit.“
„Wenn du dann deinen Erben hast …“
„Einen oder zwei Söhne“, stellte er klar.
„… dann kann ich tun und lassen, was ich will?“
„Dann können wir beide unsere Freiheit unbeschwert genießen, weil wir all unsere ehelichen Verpflichtungen erfüllt haben. Niemand wird mehr böse Gerüchte über uns in die Welt setzen, wenn wir getrennte Wege gehen.“
Penny nickte. Sie musste zugeben, dass Adam sein Anliegen überzeugend vorgebracht hatte. Er verlangte nichts von ihr, was ein anderer Gatte nicht auch verlangt hätte. Das war völlig in Ordnung – wenn sie nur nicht solche Panik vor dem empfunden hätte, was er mit ihr tun wollte.
„Du willst also wirklich …“, stammelte sie. „Mit mir?“
„Natürlich.“
„Als wir geheiratet haben, hast du nicht erwähnt, dass du …“
„Nein, weil es mir selbstverständlich erschien. Es gehört nun mal zu einer Ehe. Da wir einander kaum kannten, hielt ich es für eine gute Idee, uns
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