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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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schloss die Augen wieder. Alex legte sich zusammen mit ihr auf den Boden und gestattete es sich, ihr in den Schlaf zu folgen.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als Sophie erwachte. Sie war steif, fühlte sich unausgeschlafen, und sie schämte sich.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Ein Blick auf Alex, der über ihr stand, fügte der Scham noch Schuldgefühle hinzu. Seine Kleider waren zerknittert, sein Haar wild durcheinander, und unter seinen schönen, grünen Augen standen dunkle Ringe. Ihretwegen.
    »Mir geht es gut«, murmelte sie. »Haben Sie überhaupt geschlafen?«
    »Ja.« Er setzte sich neben sie und zog ein Taschentuch hervor. »Brombeeren«, sagte er. »Ich habe ein paar Büsche dicht bei der Hütte gefunden.«
    Obwohl sie immer noch von dem Albtraum der letzten Nacht erschüttert war, nahm Sophie einige der saftigen schwarzen Beeren entgegen. Sie hatte seit mehr als einem Tag nichts mehr gegessen.
    »Wollen Sie nicht auch welche?«, fragte sie, als er keine Anstalten machte zu essen.
    »Ich habe mich satt gegessen, während ich gepflückt habe«, erklärte er. »Nur zu.«
    Obwohl sie sich unter seinem wachsamen Auge unwohl fühlte, aß sie dennoch jede Beere auf und leckte sich die Finger sauber.
    »Draußen steht ein Eimer mit Regenwasser, wenn Sie wollen.«
    Sie nickte und erhob sich, wobei sie es vermied, ihm in die Augen zu schauen.
    Sie nahm sich Zeit, um sich zu waschen, und ließ sich von der Sonne das Gesicht wärmen und Geist und Körper beruhigen. Sie hatte die Nacht in den Armen eines Mannes verbracht. In Alex’ Armen. Sie war sich ganz und gar nicht sicher, was sie davon hielt – ob sie gerührt war, dass er sich so gut um sie gekümmert hatte, oder erstaunt, dass seine Gegenwart, seine Stimme, sein Geruch, das Gefühl seiner Stärke die schlimmste Angst in Schach gehalten hatte.
    Und sie war verlegen, geradezu beschämt. Die ganze Nacht hindurch hatte sie geweint und gezittert wie ein verängstigtes Kind. Was musste er von ihr denken?
    Er würde natürlich eine Erklärung verlangen. Er verdiente eine.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ die Sonne noch einen Moment länger auf sich herabscheinen, dann ging sie wieder hinein.
    Alex beobachtete, wie sie den kleinen Raum durchquerte, um vor ihn hinzutreten. Er blieb still, während sie tief Luft holte und die Augen schloss.
    »Es war dunkel, als meine Mutter und meine Schwester starben«, flüsterte sie.
    Er hob eine Hand, um über den Pfad von Sommersprossen zu streichen, der sich quer über ihre Nase zog. Sie war immer noch so bleich, dachte er. Er hatte die Echos der Angst der vergangenen Nacht in ihren klaren, blauen Augen gesehen, bevor sie sie geschlossen hatte.
    »Sie brauchen nichts zu erklären. Nicht, ehe Sie dazu bereit sind. Ich kann warten.«
    Sie stieß einen gewaltigen Seufzer der Erleichterung aus, und ihre Lider öffneten sich flatternd. »Sie halten mich nicht für einen Feigling?«
    Die Hoffnung in ihrer Stimme brach ihm das Herz. »Sophie, natürlich nicht. Wie konnten Sie das nur denken? Wie könnte irgendjemand das denken?«
    »Ich denke das. Sie haben mich gestern Nacht erlebt.« Sie lachte freudlos. »Ich war vollkommen wahnsinnig, nicht wahr?«
    »Nein. Sie hatten Angst. Ich habe Männer in den Fängen des Wahnsinns gesehen und Männer in den Fängen der Panik. Sie mögen ähnlich wirken, aber ich versichere Ihnen, es sind zwei ganz verschiedene Zustände.«
    Seine Logik ließ Sophie für einen Moment stutzen. So hatte sie das noch nie betrachtet. Sie hatte ihre Angst immer als eine Art vorübergehenden Irrsinn betrachtet, eine Schwäche, gegen die sie nicht ankämpfen konnte.
    Voller Dankbarkeit und Sehnsucht sah sie zu ihm auf.
    Wenn er doch nur bereit wäre, mit ihr nach China zu gehen. Wenn sie ausnahmsweise einmal in ihrem Leben einfach Glück haben konnte, ohne später dafür zahlen zu müssen. Wenn Alex sie nur liebte und nichts auf der Welt sonst zählte.
    Und wenn sie für jedes »Wenn« eine Pfundnote bekäme, würde sie ein paar Anwälte anheuern und ihren Cousin ins Schuldgefängnis und zum Teufel schicken.
    Zumindest schien die Sonne, überlegte Sophie, während sie über einen weiteren umgestürzten Baum kletterte. Den ganzen Vormittag waren sie durch die Landschaft gewandert, bis weit in die Mittagsstunde. Es war ein anstrengender Marsch, aber Sophie konnte nur ahnen, wie viel schlimmer er gewesen wäre, hätten sie schlechtes Wetter gehabt statt eines klaren Herbsttages.
    Alex schien eine gewisse

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