Wie es dem Glück beliebt
»Warum zum Teufel nicht?«
»Fluchen Sie nicht in meiner Gegenwart!«
»Sie scherzen wohl. Vor nicht einmal fünf Minuten haben sie doch selbst geflucht.«
»Da habe ich gar nicht mit Ihnen gesprochen. Geflucht habe ich wegen …«
»… der Situation?«, half er ihr aus.
Sie antwortete ihm mit einem Stirnrunzeln.
»Beantworten Sie mir meine Frage: Warum nicht?«
Am liebsten hätte sie gerufen:
Weil ich dich liebe!
Und dann geweint. Wenn er ihre Liebe je erwiderte, würde der Preis, den sie zahlte, zu hoch sein.
Wenn er sie jemals liebte.
Falls
er sie jemals liebte. Das war ein ziemlich riesiges »Falls«. Sie wusste, dass sie ihm etwas bedeutete, und wenn sie viele Jahre zusammen wären, würde er sie mit der Zeit vielleicht auch lieben. Aber es wäre keine Liebe, wie Sophie sie kannte. Es wäre nicht dieses allumfassende Gefühl, das in ihr den Wunsch weckte, gleichzeitig die Arme um ihn zu schlingen und ihm gegen das Schienbein zu treten. Er würde nicht in sie verliebt sein. Die Art von Liebe, die sie für ihn empfand, war in der Tat sehr selten, und dass sie erwidert wurde, war noch seltener.
Was sie für ihn empfand, war gewiss … unerwiderte Liebe. Der Gedanke hatte die seltsamste Wirkung auf Sophie. Sie fühlte einen heftigen Schmerz in der Brust … und war erleichtert. Unerwiderte Liebe bedeutete sicher keinen Ausgleich des Schicksals, aber man konnte sie gewiss niemals für Glück halten. Da er ihre Liebe niemals erwidern würde, lief sie nicht Gefahr, die unausweichliche Vergeltung durch eine Dosis Unglück erleiden zu müssen.
»Sophie.«
Sie würde sicher sein. Sie war sicher. Sie konnte Alex heiraten – falls er ihr erlaubte, zu ihrem Vater zurückzukehren. Innerlich stöhnte sie. So viele »Falls«!
»Sophie! Entweder Sie heiraten mich, oder Sie heiraten gar nicht«, erklärte Alex, der seine frühere Frage aufgegeben hatte.
Sie hielt in ihrem Auf und Ab inne und sah ihn an. »Für einen von uns war das eine Beleidigung, aber ich bin mir nicht ganz sicher, für wen.«
»Bekomme ich ein Mitspracherecht?«, brummte er.
»Nein.«
»Dachte ich mir. Seien Sie vernünftig, Sophie.«
»Ich bin ja vernünftig. Ich will nur in der Lage sein, zu meinem Vater zurückzukehren.«
Alex musterte sie für einen Moment. »Also schön.«
»Wie bitte?«
»Ich sagte ›also schön‹. Wir werden heiraten, und Sie können mit Ihrem Vater wiedervereint werden.« Er hob die Hand, um jeder Bemerkung ihrerseits zuvorzukommen. »Nachdem Sie mir einen Erben geschenkt haben.« Alex war sich einigermaßen sicher, dass er den Viscount bis dahin zu einer Rückkehr nach England bewegen konnte.
Sophie sah ihn mit argwöhnisch zusammengekniffenen Augen an. »Was, wenn ich keine Kinder bekommen kann? Oder was, wenn ich nur Töchter zur Welt bringe?«, fragte sie.
»Ich wäre entzückt von Töchtern«, erwiderte Alex aufrichtig. Kleine, dunkelhaarige, blauäugige Kobolde genau wie ihre Mutter. Er dachte noch einmal darüber nach. Kleine, dunkelhaarige, blauäugige Engel klang besser. Seine Töchter würden nicht ihre Zeit nicht damit verbringen zu lernen, wie man Schlösser knackte und Messer warf. Und sie würden sich auch nicht an irgendwelchen gefährlichen Aktivitäten beteiligen.
»Sie runzeln die Stirn«, bemerkte Sophie, die nicht besonders besorgt klang. »Aber was ist mit einem Erben? Und was ist, wenn ich überhaupt keine Kinder haben kann?«
Alex seufzte.
Dann werde ich Gott für jeden Tag danken, an dem ich dich ganz für mich allein habe
, dachte er. Was spielte es für eine Rolle? Sie würden einen Weg finden, miteinander glücklich zu werden. Gott wusste, er konnte ohne sie nicht glücklich sein.
»Wir werden eine zeitliche Grenze festlegen«, sagte er. »Wenn wir außerstande sind, einen Erben zu produzieren, in, sagen wir …«, er wedelte ein wenig mit der Hand, »zehn Jahren, dann …«
»Zehn Jahre!«
»Nun, wir wollen doch nichts überstürzen. Lady Thurston hat Kate ziemlich spät bekommen, müssen Sie wissen.«
»Drei Jahre«, konterte Sophie.
»Sieben.«
»Fünf.«
»Abgemacht.«
Damit war es besiegelt.
26
Sophie blinzelte. Alex grinste.
»Nun denn«, stieß sie erstickt hervor.
»Nun denn«, wiederholte er, lächelte wölfisch und kam langsam auf sie zu. »Wie wollen wir unsere Verlobung feiern?«
»Ähm …«
»Kommen Sie, Sie werden doch nicht Ihr Wort brechen, oder? Das gilt als ganz schlechter Stil, müssen Sie wissen.«
»Ich werde nicht wortbrüchig«, sagte sie
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