Wie es dem Glück beliebt
eine Beleidigung?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, antwortete sie aufrichtig. »Alex, wir haben darüber gesprochen. Ich werde Sie nicht heiraten. Ihr Angebot schmeichelt mir, und ich … mag Sie sehr. Ich respektiere und bewundere Sie, und ich weiß, dass wir eine gewisse …«
»Beiderseitige Leidenschaft hegen?«, bot er hilfreich an.
»Zuneigung«, erklärte sie steif. »Aber wir passen ganz einfach nicht zusammen.«
Alex zog einen Stuhl vom Tisch. »Setzen Sie sich.«
»Nein, danke. Ich stehe gern.« Sie stand keineswegs gern. Sie war müde, ihr tat alles weh, und ihr waren die Kerzen ausgegangen, aber er sagte ihr wieder einmal, was sie tun sollte.
»Sophie, bitte, setzen Sie sich. Ich bin erschöpft, aber gutes Benehmen schreibt mir vor, mich nicht in der Gegenwart einer Dame zu setzen, während sie noch steht.«
Sophie war sich nicht ganz sicher, ob sie das glaubte, aber zumindest bemühte er sich.
Sie nahm auf dem ihr angebotenen Stuhl Platz und beobachtete, wie er einen anderen Stuhl vom Tisch zog und ihn zu ihr umdrehte. Dann setzte er sich, beugte sich vor und ergriff ihre Hände.
»Sophie«, begann er ernst. »Wir sind bei Nacht von einem großen Fest auf dem Land verschwunden, bei dem die Hälfte der feinen Gesellschaft zu Gast war. Wir haben seither zwei volle Tage und Nächte zusammen verbracht, allein. Gewiss ist es Ihnen in den Sinn gekommen, dass Sie kompromittiert worden sind?«
Sophie erbleichte. »Ich hatte nicht …« Sie schluckte hörbar. »Bei all den anderen Ereignissen hatte ich daran überhaupt nicht gedacht.«
»Es tut mir leid.«
Sie entzog ihm ihre Hände und durchquerte den Raum in einem nutzlosen Versuch, der aufsteigenden Panik ein Ventil zu verschaffen.
Alex erhob sich, machte aber keine Anstalten, ihr zu folgen.
»Es ist nicht Ihre Schuld«, murmelte sie.
Lieber Gott, kompromittiert. Sie suchte in ihrem Gedächtnis nach dem, was Mrs Summers ihr über Mädchen erzählt hatte, denen das Missgeschick widerfahren war, kompromittiert zu werden. Sie hatte damals nur mit halbem Ohr zugehört. Wenn man die einzige englischsprachige Frau in einem Umkreis von Hunderten, sogar Tausenden von Quadratmeilen war, spielte das einfach keine Rolle.
»Ich bin kompromittiert worden«, wiederholte sie nachdenklich. »Aber nicht ruiniert. Ich brauche nur zu heiraten, um die Dinge in Ordnung zu bringen, und meines Wissens nach gibt es keine Regel, die besagt, wen ich heiraten muss. Ich werde einfach Sir Frederick fragen, wenn wir zurückkehren.«
»Sir Frederick?« Alex war zu überrascht, um auf die Lücken in ihrem Vorhaben hinzuweisen.
»Natürlich. Er ist perfekt.«
»Natürlich«, äffte Alex sie nach.
»Er kann mir Whitefield geben, und ich kann ihm eine respektable Ehe geben … mit einer Frau.«
Alex tat nicht so, als verstünde er ihre Worte nicht. »Wie kommt es, dass Sie über Sir Frederick Bescheid wissen?«
»Mirabelle hat es mir erzählt. Es war ihre Idee, ihn auf die Liste zu setzen. Obwohl, ich glaube, es war Evie, von der die Information ursprünglich stammte.«
»Guter Gott«, murmelte Alex. »William hätte diese beiden anheuern sollen. Sie wären Loudor schon vor Monaten auf die Schliche gekommen.«
»Zweifellos.«
»Sophie, Sir Frederick wird nicht zustimmen, Sie zu heiraten. Er will eine Braut, um jeden Anschein eines Skandals zu vermeiden, keine, die einen solchen geradezu anzieht. Und eine junge Frau, die von einem anderen Mann kompromittiert wurde, wird für viele keine respektable Braut sein.«
»Nun, ich kann in meiner Lage nicht wählerisch sein.«
»Zu Ihrem Pech kann Sir Frederick aber durchaus wählerisch sein. Er ist wohlhabend und ungeheuer beliebt. Er wird keine Mühe haben, eine freisinnige Witwe zu finden, die die finanzielle Sicherheit braucht, welche eine Verbindung ihr mit ihm bieten würde.«
Sophie dachte für einen Moment darüber nach, dann – »Verdammt!«
Sie ging weiter im Raum auf und ab und schwadronierte dabei in einer Sprache, die Alex nicht verstand. Er ließ sie für eine Weile gewähren – das erschien ihm durchaus großzügig, wenn man bedachte, dass diese Reaktion letzten Endes auf seinen Heiratsantrag zurückging. Als sie sich schließlich, so hoffte er, hinreichend abgekühlt hatte, holte er tief Luft und versuchte es erneut mit Argumenten.
»Wir müssen heiraten.« Nun gut, das war eigentlich kein Argument, aber sie war so verflixt stur und …
»Nein.«
Alex hatte das Ende seines Geduldsfadens erreicht.
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