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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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leise sein möge. Mrs Summers sollte keine Gelegenheit bekommen, an einem feuchten Abend auf einer Kutschfahrt zu bestehen.
    Penny erwies sich als ebenso schnell wie verstohlen, und in weniger als zehn Minuten saßen die beiden Mädchen zusammen in der Kutsche.
    »Tut mir leid, dass ich dir Ungelegenheiten gemacht habe, Penny«, sagte Sophie und zupfte an ihrem Mieder.
    »Sie sollten nicht an Ihrem Kleid herumfummeln, gnädiges Fräulein, und ich bin glücklich, hier zu sein. Ich bekomme nicht jeden Tag Gelegenheit zu einer nächtlichen Ausfahrt in einer so eleganten Kutsche.«
    Sophie glaubte ihr – jedenfalls, dass sie glücklich war. Penny strahlte förmlich vor Aufregung. Sie streckte den Kopf weit aus dem Fenster und beobachtete mit augenscheinlichem Entzücken das abendliche Treiben auf den Straßen. Vermutlich gab es nur wenige Anlässe, bei denen eine Bedienstete, selbst wenn es eine Zofe war, London nach Einbruch der Nacht aus der sicheren Kutsche eines Edelmannes zu sehen bekam. »Es ist wie eine andere Welt«, flüsterte Penny ehrfürchtig. »Heller, als ich gedacht hätte.«
    Sophie schaute aus dem Fenster. »Ja, nicht wahr?«
    Gott sei Dank.
    Nach Sophies Überzeugung gab es kaum etwas Furchteinflößenderes als das Unbekannte, und durch nichts wurde einem Vertrautes so fremd wie durch die pechschwarze Nacht. Einfacher ausgedrückt: Sophie hatte Angst vor der Dunkelheit.
    Sie benötigte nur wenig, um diese Furcht in Schach zu halten – eine einzelne Kerze, die man brennen ließ, das Licht eines hellen Mondes oder, in diesem Fall, die gut gewarteten Straßenlaternen, die man in den Vierteln fand, in denen wohlhabende Menschen wohnten. War eines dieser Dinge vorhanden, fühlte Sophie sich zwar noch lange nicht wohl, doch es genügte, um sie zumindest vor kopfloser Panik zu bewahren. Ohne dieses Wenige an Licht … war sie verloren.

5
    »Miss Everton, ich freue mich zu sehen, dass Sie sich so gut erholt haben.«
    Der Ausdruck ›erholt‹, dachte Alex, wurde ihr nicht annähernd gerecht. Miss Evertons Anblick in ihrem duftigen, hellblauen Kleid konnte man nur bezaubernd nennen. Sie hatte ihr volles, zobelfarbenes Haar zu einer so kunstvollen Masse von Locken aufgesteckt, dass es ihm in den Fingern juckte, langsam die Nadeln herauszunehmen, damit er beobachten konnte, wie sich jede glänzende Locke löste. Sein Blut war in Wallung geraten, als er sie mit Mirabelle Browning am Rand des Ballsaals hatte stehen sehen. Offenbar hatte Loudor seine Cousine in den Saal eskortiert und sie dort prompt im Stich gelassen, um sich seinen Karten zu widmen, dieser Flegel.
    Alex hatte beabsichtigt, beide Frauen anzusprechen, aber der Klang von Mirabelles entzücktem Gelächter hatte ihn auf eine bessere Idee gebracht. Er hatte sich ungesehen genähert, war in eine kleine Nische getreten und hatte ihr Gespräch schamlos belauscht. Binnen Minuten hatte Alex begriffen, dass sein ursprüngliches, widerwillig zugesagtes Vorhaben, Miss Everton auf die übliche Weise mit hübschen Blumen und blumigen Worten zu betören, sinnlos gewesen wäre. Sie hätte sich nur gelangweilt.
    Er hatte die Geschichte nur zum Teil mitbekommen, die sie Mirabelle erzählte, aber Alex war ziemlich sicher, dass es um Wein, einen Verehrer und eine Horde wütender Elefanten ging.
    Miss Everton, so schien es, schätzte die Gefahr.
    Er hatte gewartet, bis Mirabelle fortging, bevor er sich Miss Everton mit so etwas wie gespannter Vorfreude näherte.
    Gefahr war etwas, womit er dienen konnte.
    »Vielen Dank, Euer Gnaden. Ich bin ganz wiederhergestellt, wie Sie sehen können.«
    Sophie war überrascht und erleichtert, dass sie es schaffte, einen ganzen Satz herauszubringen. Der Mann war buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht. In einem Moment hatte sie beobachtet, wie Miss Browning, ihre neue Bekannte, auf den Tanzboden geführt wurde, und im nächsten Augenblick stand auch schon der Herzog an ihrer Seite. Er hatte bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem übergroßen Panther.
    Mit seinem schwarzen Anzug war er wenig strenger gekleidet als die anderen anwesenden Gentlemen, doch er stand ihm gut. Er stand ihm sehr gut. Die Farbe stellte einen scharfen Kontrast zu seinen Augen dar, die, wie sie schnell bemerkte, eindeutig grün waren und einen ganz schwachen Anflug von Kastanienbraun in seinem Haar hervorhoben. Der Stoff lag perfekt um seine breiten Schultern, um seine schlanke Taille, und die Kniehosen zeichneten seine muskulösen Oberschenkel nach … beinahe

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