Wie es dem Glück beliebt
zielte …
»Ich bin kerngesund«, gab Sophie zurück. »Ebenso wie mein Vater. Also, erklär mir, warum ich ein Dokument in der Hand halte, das etwas anderes behauptet.«
Loudor räusperte sich. »Ich habe nur getan, was ich für das Beste hielt …«
»Für wen?«, fragte Sophie scharf. »Nicht für mich und gewiss nicht für meinen Vater! Du hast uns bestohlen! Wie konntest du nur? Wir sind eine Familie!«
»Nun, Sophie …«
»Komm mir nicht so herablassend. Du hast den Besitz meines Vaters jahrelang geplündert. Hast unsere Ländereien und unser Geld mit dem hier an dich gebracht.« Sophie schwenkte die Papiere durch die Luft. »Es sind acht! Acht! Achtmal hast du den Charakter meines Vaters verunglimpft! ›Instabil‹«, rief sie und schlug mit den Papieren auf den Schreibtisch. »›Schwächlich‹!« Ein weiteres Dokument folgte. »›Unausgeglichen‹!« Und noch eins. »›Gestört‹!« Sie warf den Rest der Papiere angewidert in seine Richtung und schnappte sich einen weiteren Bogen vom Schreibtisch. »Und das hier! Eine rechtsgültige Heirat mit einem Herrn von gutem Charakter bis zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag, oder dir fällt der ganze Besitz Whitefield zu? Du bist nichts als ein gewöhnlicher Dieb!«
Loudors Miene verdüsterte sich. Wenn Sophie nicht so wütend gewesen wäre, hätte sie vielleicht Angst gehabt, aber ihre Sicht war erheblich getrübt durch Zorn.
»Also, Cousine«, höhnte Loudor und deutete mit dem Finger auf sie. »Du kannst mich nennen, wie dir beliebt, aber diese Übertragungen sind legal und bindend. Die Gerichte haben mir die volle Kontrolle über die Einkünfte deines Vaters gegeben.«
»Durch Betrug, den ich ans Licht zu bringen gedenke!«
Loudor schnaubte und ließ den Arm sinken. »Du kannst es versuchen, aber diese Dokumente werden vor jedem Gericht Bestand haben. Sie sind unterzeichnet von den angesehensten Männern …«
»Die meinen Vater über ein Jahrzehnt nicht gesehen haben, wenn sie ihm überhaupt je begegnet sind! Es sind falsche Zeugen, sie haben keinen Beweis …«
»Ah.«
Etwas an dem offenkundig aufgesetzten Lächeln auf Loudors Gesicht ließ Sophie stutzen.
»Ah was?«
»Beweis, mein liebes Mädchen, Beweis.« Loudor stolzierte zu einem braunen, zu dick gepolsterten Sessel und warf sich hinein. »Ich fürchte, ich habe ihn. Die Briefe, verstehst du …«
»Welche Briefe?«, knirschte sie.
»Die Briefe von dem guten Viscount, deinem Vater, natürlich. Überaus wirr, sehr beunruhigend für seine Freunde und Verwandten.«
Es folgte ein lastendes Schweigen, bevor Sophie begriff, was Loudor da sagte. »Du hast Briefe von meinem Vater gefälscht«, flüsterte sie in entsetzter Ungläubigkeit.
»Nicht persönlich, nein. Ich habe nicht das Talent dazu.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Es bedeutet nichts«, erklärte sie, wobei ihre Worte im Wesentlichen an sie selbst gerichtet waren. »Sobald mein Vater eintrifft, werden sie nur als ein weiterer Beweis deiner Schuld dienen.«
»Meinst du?« Er fragte in einem so freundlichen Tonfall, dass Sophies Finger sich unwillkürlich um den Papierbeschwerer krallten. Seine nächsten Worte ließen sie jedoch erstarren. »Schrecklich detailliert, diese Briefe. Alle möglichen interessanten Einzelheiten über dein und deines Vaters Leben in allen möglichen fernen Ländern. Natürlich erst, sobald man das unsinnige Gefasel durchgearbeitet hat. Ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand sie geschrieben haben sollte, der nicht überall dort gewesen ist. Und wie unwahrscheinlich muss es erst wirken, dass man vergessen hat, sie jemals geschrieben zu haben, es sei denn natürlich, man wäre nicht mehr ganz richtig im Kopf. Verstehst du?«
Der Knoten in Sophies Magen begann zu brennen. »Ich habe dir von unserem Leben erzählt«, flüsterte sie – vielleicht sagte sie es auch laut oder rief es. Sie wusste es nicht wirklich, weil das brennende Gefühl in ihre Brust und dann in ihre Kehle hinaufgewandert war.
»Du warst eine überaus hingebungsvolle Briefschreiberin.«
Das Brennen erreichte ihr Gesicht, ihre Ohren. »Du bist mehr als verachtenswert.«
»Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, was die Beschimpfungen betrifft. Besser, du lernst jetzt, dir auf die Zunge zu beißen, meine Liebe, es sei denn, du möchtest dich auf der Straße wiederfinden und deinen Vater mit dir«, bemerkte Loudor mit einem unangenehmen Lächeln. »Das heißt, er würde auf der Straße stehen, wenn er sich nicht am anderen
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