Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
Vom Netzwerk:
einfach genug … er fluchte und wandte sich ab, beschleunigte seine Schritte, während er seinen Rückzug antrat.
    Er musste irgendetwas tun. Dies war kein gesunder Zustand.
    »Sophie, Liebes, Miss Browning hat gerade einen Brief für dich gebracht.«
    Sie musste ihre Kleider wechseln und eine wichtige Besorgung erledigen. Jetzt reichte Sophie einer wartenden Dienstbotin ihre Handschuhe und ihr Häubchen und nahm den Brief, den Mrs Summers ihr hinhielt. Ihre ehemalige Gouvernante hatte bei offener Tür im vorderen Salon gesessen und offensichtlich auf ihre Rückkehr gewartet, weil sie einige Worte mit ihrer Schutzbefohlenen sprechen wollte. Sie war fast von ihrem Stuhl aufgesprungen, als Sophie durch die Tür getreten war.
    Jetzt war sie anscheinend außerstande zu entscheiden, was dringender der Erörterung bedurfte: der Brief oder der Umstand, dass Sophie ohne einen geziemenden Begleiter ausgegangen war.
    Sophie hoffte aufrichtig, dass es der Brief sein würde. Sie war gerade im Büro des Rechtsanwalts gewesen und hatte ihren eigenen Brief abgegeben, in dem sie umriss, wie wenig sie beim Ball der Pattons herausgefunden hatte. Es war niederschmetternd gewesen.
    Mrs Summers hob ihr spitzes Kinn, um besser an ihrer langen Nase hinabschauen zu können. »Es geht einfach nicht an, dass du allein durch London wanderst, Sophie.«
    Ah, sie hätte es wissen sollen. Gute Manieren kamen bei Mrs Summers immer an erster Stelle.
    »Ich weiß«, antwortete Sophie, »aber ich hielt es für das Beste, Sie ausruhen zu lassen, da Sie sich nicht gut gefühlt haben, und ich habe einen Bediensteten mitgenommen.«
    »Ich bin vollkommen genesen. Du hättest auf mich oder deinen Cousin warten sollen.«
    »Ich wäre womöglich vorher an Altersschwäche gestorben, wenn ich auf diesen Mann gewartet hätte. Ist Ihnen aufgefallen, wie wenig er im Haus gewesen ist? Er hätte heute für mich Zeit haben sollen, aber …«
    »Das ist nicht der Punkt.«
    »Oh, bitte, Mrs Summers, lassen Sie uns nicht streiten. Ich verspreche, in Zukunft pflichtbewusster zu sein. Wollen Sie nicht wissen, was in Miss Brownings Brief steht?«
    Mrs Summers musste begriffen haben, dass sie kein besseres Zugeständnis als das angebotene erhalten würde, denn sie warf in einer verärgerten Geste die Hände hoch – eher undamenhaft und daher sehr untypisch für Mrs Summers. Das überraschte Sophie.
    London musste ihr guttun, dachte Sophie. Diese neue Mrs Summers war gewiss gut für Sophie. Die Frau war auf dem Ball eine wunderbar unaufmerksame Anstandsdame gewesen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass ihre Schutzbefohlene für mehr als eine Stunde verschwunden gewesen war.
    »Wirst du diesen Brief öffnen oder mich den ganzen Tag anstarren, was übrigens sehr unhöflich ist?«
    »Oh. Natürlich. Entschuldigung. Es ist nur … sind Sie sich sicher, dass Sie sich wohlfühlen, Mrs Summers? Ich meine, Sie haben sich doch seit der Kopfgrippe nicht übermäßig angestrengt, oder?«
    »Es ist sehr lieb von dir, dich danach zu erkundigen, mein Kind, aber ich versichere dir, mir geht es gut. Jetzt zu dem Brief, bitte.«
    Sophie bohrte einen Finger unter die Lasche und riss den Umschlag auf.
    »Du solltest wirklich einen Brieföffner benutzen, Sophie.«
    »Wahrscheinlich«, antwortete sie lächelnd, »aber Sie schienen irgendwie in Eile zu sein. Für den Fall, dass Sie es nicht bemerkt haben, wir stehen immer noch in der Eingangshalle.«
    »Ja, nun, wie der Zufall es will, bin ich tatsächlich ein wenig in Eile. Ich bin auf dem Weg, auszugehen. Penny holt meinen Mantel und …«
    »Auszugehen?«
    Mrs Summers ging niemals aus. Nicht allein. Absolut niemals. Jetzt ging sie fast jeden Tag allein aus.
    »Ja, das habe ich vor. Ich werde heute Nachmittag einige alte Freunde besuchen.«
    »Sie haben eine erstaunliche Anzahl an alten Freunden, wissen Sie. Es ist ein Wunder, dass Sie sich nicht mit Porto ruiniert haben. Wie haben Sie die Zeit gefunden, so viele Briefe …«
    »Der Brief von Miss Browning, Sophie.«
    Sophie warf ihrer Gesellschafterin einen weiteren verblüfften Blick zu, bevor sie das Schreiben herauszog und seinen Inhalt überflog.
    »Was steht denn drin, Liebes?«
    »Es ist eine Erinnerung daran, dass ich zum Tee eingeladen bin.«
    »Nun, das war das Warten wert.«
    Sophie blinzelte. »War das Sarkasmus?«
    »Ah, da ist ja Penny. Hast du Lust, dich mir anzuschließen, Liebes? Ich bin mir sicher, die Damen werden nichts dagegen haben.«
    Sophie schüttelte stumm den Kopf.

Weitere Kostenlose Bücher