Wie es dem Glück beliebt
entgegen, ohne hinzuschauen. Kates Mund und Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. Mirabelle sah kaum anders aus.
»Oh, sagt doch etwas, bitte, ich …«, begann Sophie.
»Kannst du das denn?«, fragte Mirabelle in einem ehrfürchtigen Flüsterton.
»Ich kann, und ich habe es getan«, erklärte Sophie resolut. »Und mit gutem Grund, das versichere ich euch.«
»Davon bin ich überzeugt«, entgegnete Mirabelle aufrichtig, »aber was ich meinte, war, kannst du jemanden aus seinem eigenen Haus werfen …«
»Das Stadthaus gehört mir«, unterbrach Sophie sie. »Es hat immer mir gehört.«
Mirabelle dachte nach. »Oh«, sagte sie und wirkte immer noch ein wenig benommen. Dann fügte sie hinzu: »Mach den Mund zu, Kate. Sonst hast du bald eine Fliege darin.«
Kate klappte mit einem hörbaren Geräusch den Mund zu. Das Geräusch ließ Sophie zusammenzucken.
»Es ist eine sehr lange Geschichte«, erklärte Sophie. »Aber die Quintessenz ist, Lord Loudor hat meine Familie auf verwerfliche und abscheuliche, legale Weise bestohlen.«
»Nun«, erwiderte Mirabelle, die offensichtlich nach etwas suchte, was sie darauf sagen konnte. »Nun.«
Da sie darauf nichts Intelligentes zu erwidern fand, drehte Sophie sich zu Kate um.
»Bist du böse auf mich, Kate?«
Kate schüttelte stumm, aber nachdrücklich den Kopf.
»Nun«, sagte Mirabelle abermals. »Vielleicht würde es helfen, wenn du uns die ganze Geschichte erzählst.«
Genau das tat Sophie. Nun, sie gab nicht alles preis. Ihre Spionagetätigkeit für den Prinzregenten behielt sie dann doch lieber für sich. Aber alles andere erzählte sie ihren Freundinnen. Es gab keinen Grund, es nicht zu tun. Tatsächlich wäre es wohl falsch gewesen, etwas zurückzuhalten, da sie die beiden ja um Hilfe bitten wollte. Und es tat so überaus gut – als würde sie ein wenig von ihrer Last auf den Schultern eines anderen abladen.
»Ich bin all meine Möglichkeiten durchgegangen«, erklärte sie, nachdem sie über die Ereignisse des Tages berichtet hatte, »und ich denke … ich weiß, dass die einzige Lösung darin besteht zu heiraten, und zwar schnell zu heiraten. Nach den Bedingungen, den lächerlichen Bedingungen, die die Gerichte ausgehandelt haben, fällt Whitefield, wenn ich vor meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag einen Ehemann finde, an mich.«
Mirabelle nickte nachdenklich und zustimmend.
Kate, die immer noch benommen wirkte, stieß ein hörbares Seufzen aus, blinzelte einmal und sagte dann: »Nun.« Sophie gewann den Eindruck, dass das arme Mädchen dem Gespräch nicht ganz folgen konnte.
»Bist du mir wirklich nicht böse, Kate?«
»Oh, ganz sicher nicht«, antwortete Kate ernsthaft. »Ich war nur ein wenig betäubt, das ist alles. Aber jetzt geht es mir wieder gut, wirklich.« Um ihre Worte zu unterstreichen, griff Kate nach einer sauberen Tasse und einem Unterteller und schenkte Sophie frischen Tee ein. »Wie können Mira und ich helfen?«
Sophie war stark danach zumute, vor Erleichterung und Dankbarkeit zu weinen. Da war keine Spur von Unsicherheit in Kates Stimme. Sie hatte keinen Moment gezögert, bevor sie ihr ihre Unterstützung angeboten hatte, und nicht einmal darauf gewartet, dass Sophie darum bat. Und nach Mirabelles Gesichtsausdruck zu urteilen, schätzte Sophie, dass sie ebenso entschlossen war wie Kate.
»Ich weiß«, sagte Kate, ohne Sophies Antwort abzuwarten. »Wir können uns an meine Mutter wenden. Sie kennt jeden, und dies ist genau die Art von Vorhaben, die sie liebt – ich meine, Ehestiften. Sie würde im Handumdrehen einen Ehemann für dich finden.«
»Vielleicht«, murmelte Sophie ausweichend. Lady Thurston war eine entzückende Frau, aber Sophie war nicht ganz wohl dabei, Kates Mutter in ihren Wust von Problemen hineinzuziehen. »Ich hatte gehofft, ihr zwei würdet vielleicht einige geeignete Herren kennen.«
Mirabelle nickte und stand auf. »Wir werden eine Liste machen«, verkündete sie, dann ging sie zu dem kleinen Schreibtisch, um Papier, Tinte und Feder zu holen. »Am besten, wir halten deine Mutter für den Moment heraus, Kate«, bemerkte sie, während sie Sophie die Schreibutensilien reichte und sich wieder setzte. »Ich habe sie sehr lieb, aber sie ist eine gewaltige Klatschbase.«
»Das ist wahr«, gab Kate zu. »Also schön, wen kennen wir, oder vielmehr, wen kennst du, Mirabelle? Da ich noch nicht debütiert habe und von Rechts wegen überhaupt keine Herren kennen sollte.«
»Doch dank deiner Mutter kennst du jeden
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